Es sind unscheinbare Plätze, die diese Stadt ausmachen. Auf dem Weg in den Fetisch-Club und mit Polizisten an der Tischtennisplatte: Beobachtungen zwischen Tübinger Straße und Fluxus.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Lieblingsplatz in Stuttgart derzeit: Der letzte Rest Tübinger Straße, kurz bevor das Sträßchen den Marienplatz kitzelt. Der beste Ort, um das dortige Kaleidoskop der Großstadt wie ein begehbares Wimmelbild zu genießen, sind die Plätze vor dem vorzüglichen vietnamesischen Restaurant Noir. Von hier aus kann man ganz tief eintauchen in Milleustudien auf 500 Quadratmetern. Gegenüber des Noirs befindet sich die Shisha-Lounge M1, die so heißt, wie Stuttgarts legendärster House Club, mit diesem aber so viel gemeinsam hat wie der Neckar-Käpt’n mit einem Kreuzfahrtschiff. Während die Chabos vor der Shisha-Lounge an ihrer Apfel-Wassermelone-Mischung nuckeln, läuft ein spektakuläres Pärchen vorbei. Zwei wunderschöne weibliche Gestalten Hand in Hand. So weit, so schön. Die Größere der beiden trägt aber verstörenderweise eine Latex-Maske über dem Kopf. Was man halt so macht an einem Dienstagabend, wenn man auf dem Weg in den Lieblingsfetischclub in Heslach ist. Wenn das die Bildungsplangegner sehen würden! Der Blick schweift weiter zum Galao. Hier versammelt sich die fleischgewordene „Ich-trinke-meinen-Kaffee-mit-Sojamilch-und-mache-die-Welt-damit-zu-einem-besseren-Ort“-Fraktion. „Und höre dabei diesen verrückten neuen Singer/Songwriter aus Island, den keiner außer mir kennt!“ Wir sitzen immer noch und staunen.

 

Polizist und Hipster an der Tischtennisplatte

Zweiter Lieblingsplatz in Stuttgart derzeit: Die wunderschöne Bar Tatti am Eingang des Fluxus. Hier sitzt man am besten still am Tisch, trinkt einen vorzüglich gemixten Negroni und hört den Bescheidwissern am Nebentisch zu. Innerhalb von einer Stunde werden alle relevanten Themen des Lebens behandelt: Der neue Mad Max, die Bar-Qualität Münchens und die Cocktail-Standards der 20-Jahre. Vor dem Tatti steht eine Tischtennisplatte. Es spielen drei schöne junge Menschen und ein Polizist in Uniform. Der hat eindeutig die beste Rückhand an der Platte.

Da wir leider nicht ewig sitzen und staunen können, betätigen wir uns an den kommenden Abenden wie folgt: Die Bar Romantica biegt mit ihren jetzigen Betreibern auf der Zielgeraden ein. Am Freitag legen hier ein letztes mal Freunde des Hauses auf. Wird stark. Ebenfalls stark wird das Wochenende in der Romy S: Am Samstag findet hier die Stil-vor-Talent-Labelnacht statt. Das bedeutet: knuspriger House aus Berlin. Tanzen, lauschen und staunen. Ganz stark wird das ganze Wochenende am Kleinen Schlossplatz. Hier feiern alle Anrainer gemeinsam das Urban Islands Festival mit Konzerten, Kunst und mehr. Hungrig bei so viel Aussicht auf Bewegung? Dann empfiehlt sich ein Besuch bei Stuttgart Streetfood, dem zweiten hippen Fressmarkt binnen kürzester Zeit in Stuttgart. Dieses mal findet die Völlerei von Freitag bis Sonntag an der Türlenstraße statt.