In Michas Lädle im Stuttgarter Süden ist bis Anfang April eine Ausstellung mit Karikaturen von Klaus Staeck zu sehen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Anlässlich seines 80. Geburtstages widmet das Museum Folkwang in Essen dem Grafiker, Verleger, Plakatkünstler und Juristen Klaus Staeck eine große Retrospektive und Michas Lädle an der Ecke Weißenburg-/Heusteigstraße ein Schaufenster. Noch bis zur Vernissage am Freitag, 23. Februar, um 17 Uhr, wird im Schaufenster von Michael Schmidts Tabak- und Zeitschriftenladen hinter zugezogenen Vorhängen gebosselt. Dann ist Vernissage und alle dürfen gucken.

 

Er macht’s wie die BILD

In den Wochen zuvor hat der Stuttgarter Künstler und Nachbar, Klaus Fabricius, eine Collage aus Staecks Werken erstellt, Plakate aufgehängt, Buch- und Zeitschriftenseiten herausgerissen und arrangiert. Die Schrifttypen wirken mitunter antiquiert, das Papier vergilbt. Umso mehr überrascht die Aktualität manchen Blattes – etwa zur Wohnungsbaupolitik oder zum Thema Sexismus. Fabricius liebt diese laute Art: „Er macht’s wie die Bild-Zeitung, er haut’s einfach raus!“

Beim Stil endet aber auch schon die Parallele zum Boulevard. Staecks Kunst ist stets politisch, sie ist Übertreibung, Spott, Verzerrung – kurz: Satire. Seit den 1960er Jahren kommentiert er gesellschaftliche Themen, Missstände, Krisen. Er ist seit 1960 SPD-Mitglied, war Präsident der Berliner Akademie der Künste und ist seit 2004 Mitglied des Kultursenats des Landes Sachsen-Anhalt. Kunst und Politik halten sich bei Staeck immer in den Armen. Was ihn umtreibt in Politik, Gesellschaft, Kunst und Wirtschaft macht er zum Thema. „Das tut er äußerst pointiert, spöttisch, scharfzüngig, mit feiner Ironie, hintergründig, witzig und frech bis bitterböse. Als Plakatgestalter ist er ein genialer Wort-Bild-Finder. Er provoziert und regt damit zum Nachdenken an, Schmunzeln und Erstaunen inklusive“, schreibt das Folkwang-Museum.

Billiger als in Öl

Klaus Fabricius sieht diese Art der Kunst vom Aussterben bedroht. „In diese Richtung sind nur noch wenige unterwegs.“ Dabei hätte sie den Menschen heute noch so viel zu sagen, ist Fabricius überzeugt. „Staeck hinterfragt kritisch und zwingt den Betrachter dazu, sich eine Meinung zu bilden.“ Dass der Stil mitunter angestaubt wirkt, lässt Fabricius nicht gelten: „Alt oder Neu sind doch keine Kategorien in der Kunst! Man geht ja auch in die Staatsgalerie, schaut sich mittelalterliche Meister an und sagt dann: ‚Bäh, das ist ja alt!‘ Es gibt nur gute und schlechte Kunst.“

Der Ausstellungsmacher Fabricius schätzt am Künstlerkollegen Staeck dessen Treue zum politischen Sujet und zu den „billigen“ druckgrafischen Medien, mit denen sich weit weniger Geld verdienen lasse als mit politischen Statements in Öl und Acryl wie jene von Sigmar Polke, Martin Kippenberger oder Gerhard Richter. „Staecks Kunst ist nicht für den Kunstmarkt gemacht, sondern für den Betrachter“. Diese können von Freitag, 23. Februar, an in der Weißenburgstraße 8 zu jeder Tages- und Nachtzeit kostenlos nähertreten und ins Schaufenster gucken.