Stuttgarter Bauprojekte räumen ab: Die Gesellschaft für nachhaltiges Bauen hat das neue Quartier am alten Messeplatz auf dem Killesberg ausgezeichnet.

Stuttgart - Die Handwerker sind längst noch nicht alle verschwunden und alle Mieter sind auch noch nicht in die Läden, Büros und Wohnungen eingezogen, aber mit einer Goldmedaille darf sich die Killesberghöhe trotzdem bereits schmücken. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat am Montag das neue Stadtquartier am alten Messestandort als erstes Stadtquartier in Deutschland damit ausgezeichnet. „Das ist für einen Projektentwickler die höchste Weihe, die man bekommen kann“, kommentierte Investor Franz Fürst die Verleihung des DGNB-Zertifikats Quartier in Gold. Der Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) sieht damit auch die städtischen Bemühungen um eine Umwandlung und Aufwertung des alten Messeareals gewürdigt. Hahn: „Wir sind hier einen langen Weg gegangen, am Ende aber als Erste angekommen“.

 

Das neue Quartier punktet mit einer gelungenen Mischung

Der Baubürgermeister erinnerte an die lange Entstehungszeit für das neue, erst vor wenigen Monaten eröffnete Stadtquartier gegenüber der Kunstakademie, an den ersten Planungswettbewerb im Jahr 2004 und an die heftigen Debatten, die in vier Beteiligungsrunden der Bürgerschaft gipfelten – noch bevor direkte Bürgerbeteiligung zur stadtplanerischen Selbstverständlichkeit wurde. Der intensive Auseinandersetzungsprozess habe sich gelohnt und dazu geführt, dass die Killesberghöhe heute alles an Mischung aufweise, was man sich nur wünschen könne. Das als Gemeinschaftsprojekt der Büros Ortner/Ortner, Berlin-Wien, Kcap architects Büro Zürich, Baumschlager und Eberle, Vorarlberg und David Chipperfield architects, Berlin entwickelte Stadtquartier habe „eine doppelte Innenentwicklung“ erfahren. Der Park sei erweitert worden, obwohl drum herum ein Einkaufszentrum, eine Kita, Gastronomie, Arztpraxen, Büros und Wohnungen für 1200 Neubürger am Killesberg entstanden, das Augustinum mitgerechnet.

Die gelungene Mischung und Einbindung des neuen Quartiers in die Umgebung waren neben ökologischen, technischen und ökonomischen Aspekten auch für die DGNB Kriterien bei der Preisvergabe, wie Christine Lemaitre betonte, die Geschäftsführerin des von 1200 bauaffinen Mitgliedern und Wirtschaftsunternehmen getragenen Vereins. Die Zertifizierung nachhaltiger Bauprojekte und Quartiere erfolge nach 42 Kriterien, die Nachhaltigkeit nicht nur als Energiesparen definierten, sondern auch das Wohlbefinden des Menschen als Gradmesser zugrunde legten. Neben der Energiebilanz geht es auch um kurze Wege zur Stadtbahn und zum Beispiel auch um das Angebot lokal produzierter Nahrungsmittel im Einzelhandel.

Die in Stuttgart ansässige DGNB hatte die Killesberghöhe in einer Pilotphase bereits vorzertifiziert, ebenso wie bundesweit 15 weitere Projekte. Als zweites Stuttgarter Quartier ist nach der Vorzertifizierung das im Bau befindliche Einkaufsquartier Milaneo Anwärter auf eine Auszeichnung.