Daimler investiert massiv in Untertürkheim und will damit auch die Kosten senken. 1300 Mitarbeiter im Getriebebau werden einen neuen Job erhalten.

Stuttgart - Die Leitung des Daimler-Werks Untertürkheim und der Betriebsrat haben eine Vereinbarung über den Standort abgeschlossen, mit der die Entwicklung in den nächsten fünf Jahren festgeschrieben wird. Dieses sogenannte Zukunftsbild Mercedes-Benz Werk Untertürkheim haben die Parteien am Mittwoch gemeinsam nach einem Dreivierteljahr Verhandlungen präsentiert. Die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts ist danach ebenso wie die Beschäftigung auf Jahre hinaus gesichert. In dem Werk arbeiten 18 700 Menschen, die Motoren, Achsen, Getriebe und Komponenten herstellen. „Das Zukunftsbild ist ein richtungsweisender Erfolg für das Werk Untertürkheim sowie für die Beschäftigten“, sagte Markus Schäfer, Produktionschef im Bereichsvorstand von Mercedes-Benz, und nannte die Steigerung von Flexibilität und Effizienz als Beispiele. Diskussionen über Schichtmodelle, so waren sich Schäfer und der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Nieke einig, wird es künftig nicht mehr geben.

 

Nieke hob hervor, dass es sich um eine rechtlich verbindliche Vereinbarung handelt, in der zum Beispiel Zusagen über neue Produktgenerationen und Produktionsumfänge sowie über die Aufrechterhaltung des Einkommensniveaus in der Belegschaft festgelegt sind. Nieke: „Mit dieser Vereinbarung sichern wir den Standort und die Arbeitsplätze der Zukunft.“ Gießerei und Schmiede bleiben nach einer gemeinsamen Presseerklärung fester Bestandteil des Werks Untertürkheim. Schäfer hatte im vorigen Jahr bei der Präsentation des Zukunftsbildes für das Werk Sindelfingen einen Konflikt mit dem Betriebsrat heraufbeschworen, indem er diese Traditionsteile des Werks in Frage stellte. Der Betriebsrat verweigerte daraufhin Überstunden; erst nach einer öffentlichen Klarstellung kehrte wieder Ruhe ein.

Eine Milliarde wird 2015 investiert

Zu den Eckpunkten der Vereinbarung gehört, dass über die Jahre hinweg einige Milliarden Euro in das Werk investiert werden; in diesem Jahr soll es eine Milliarde Euro sein. Mercedes plant steigende Stückzahlen, und auch in Untertürkheim soll die Produktion ausgeweitet werden. Das Management geht davon aus, dass sich aus der Vereinbarung Kostenentlastungen im dreistelligen Millionenbereich bis 2020 ergeben. Möglich werden soll das auch durch eine Bereinigung und Modernisierung der Produktpalette. Ziel des Unternehmens ist weiter, nur Fertigungsumfänge zu behalten, mit denen sich Mercedes von der Konkurrenz absetzen kann; alles andere können grundsätzlich Zulieferer machen.

So soll sich der Standort bei Getrieben, die im Werksteil Hedelfingen hergestellt werden, künftig ausschließlich auf die Produktion von Heckautomatikgetrieben konzentrieren und in den kommenden Jahren zusätzliche Montagelinien aufbauen. Diese Veränderung wird nach Niekes Angaben die Arbeitsplätze von 1300 Menschen betreffen. Zum Vergleich: in Untertürkheim arbeiten etwa 10 000 Männer und Frauen in der Produktion. Peter Schabert, Leiter Produktion Powertrain (also Motoren, Achsen und Getriebe), nannte als Beispiele für Verlagerungen das Doppelkupplungsgetriebe, das womöglich nach Rumänien zur Tochter Star Transmission verlagert wird, sowie die Seitenwellenproduktion und die Fertigung von Zahnrädern.

Daimler ist dabei, alle seine Standorte langfristig auszurichten. Dabei gehen in der Regel Investitionszusagen einher mit erweiterten Möglichkeiten zur Kostensenkung. Vereinbarungen für die Lastwagenwerke und das Düsseldorfer Transporterwerk wurden im vergangenen Jahr getroffen. Für das größte Personenwagenwerk in Sindelfingen wurden für die Jahre bis 2020 Investitionen von etwa 1,5 Milliarden Euro vereinbart; auch hier sollen die Kosten sinken. Für die weiteren Personenwagenwerke wie Rastatt und Bremen laufen die Verhandlungen mit dem Betriebsrat noch.