Der Gemeinderat in Bietigheim-Bissingen steht hinter dem geplanten Neubau der syrisch-orthodoxen Kirche in Bissingen. Allein: an der Planung der Stadtverwaltung hagelte es am Dienstagabend im Gemeinderat Kritik.

Bietigheim-Bissingen - Die sachliche Debatte über den geplanten Neubau der syrisch-orthodoxen Christen in Bietigheim-Bissingen scheint emotionaler zu werden. Obwohl der Gemeinderat am Dienstagabend seine grundsätzliche Zustimmung zu dem Vorhaben zum Ausdruck gebracht hat, mischten sich einzelne giftige Töne in die Debatte. Letztlich stimmten 23 Räte für den Bebauungsplan „Hopfengärten“, fünf Grünen-Räte votierten dagegen, drei CDU-Räte enthielten sich ihrer Stimme.

 

Gemeinsam war allen Wortbeiträgen, dass sie das Neubauvorhaben befürworten. Die Grünen stimmten dagegen, weil sie „nicht akzeptieren können, wie hier wertvolle Flächen bebaut werden“, sagte Albrecht Kurz. Die Enthaltungen der CDU gehen auf Kritikpunkte der Anwohner zurück. Eine Bürgerinitiative kritisiert, dass die Verkehrserschließung nicht befriedigend gelöst sei. Zudem scheinen den Bürgern die geplanten 130 Stellplätze für bis zu 600 Besucher der Kirche nicht genug.

Gemeinde will Baukosten alleine tragen

Seit mehr als zehn Jahren ist die „syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien“ auf der Suche nach einem Grundstück für den Bau eines Gotteshauses. Im Frühjahr hat die Stadt der rund 1200 Mitglieder starken Gemeinde ein 6300 Quadratmeter großes Grundstück in Bissingen verkauft. Dort will die Kirche nicht nur ein Gotteshaus mit 24 Meter hohem Turm und 600 Sitzplätzen bauen. In einigen Jahren soll auch ein Gemeindezentrum, ebenfalls mit Raum für 600 Gäste, auf dem Areal entstehen. Die bislang nicht genau bezifferten Baukosten will die Gemeinde alleine tragen.

Die Stadtverwaltung hat auf die in Bissingen aufkeimende Kritik reagiert. Ein erneutes Verkehrsgutachten soll belegen, dass die für 800 Autos ausgelegte Straße durch den Verkehr der Gemeinde nicht überlastet werde. In Spitzenzeiten sei lediglich mit 65zusätzlichen Fahrzeugen pro Stunde zu rechnen, sagte Andrea Schwarz, Leiterin des Stadtentwicklungsamts. Mehr als 270 Autos pro Stunde seien in Summe nicht zu erwarten. Die Zu- und Abfahrten, etwa bei Beerdigungen, verteilten sich erfahrungsgemäß über mehrere Stunden. Der geplante Gemeindesaal könne nach Norden hin als Lärmschutz fungieren. Falls die Verkehrslage zu chaotisch werde, könne die Kreuzung zum Grotztunnel für 1,5 Millionen Euro ausgebaut werden.

Der OB und die Leutseligkeit

„Schade, dass ausgerechnet bei einem Kirchenbau der Kessel überkocht“, sagte Georg Mehrle (FDP) mit Blick auf die jüngste Bürgerversammlung in der Bissinger Rommelmühle. Der Oberbürgermeister Jürgen Kessing (SPD) habe Einwände, die Straße Neuwengert sei nicht für die Autos von 600 Besuchern ausgelegt, mit Aussagen wie „dann können Sie nicht Autofahren“, zurückgewiesen. Das sei nicht ungewöhnlich, konstatierte Mehrle trocken: „Unser Oberbürgermeister befleißigt sich, wenn die argumentative Luft dünn wird, oft einer gewissen Leutseligkeit.“

Während Kessing diesen Seitenhieb noch schmunzelnd hinnahm, ging er nach der Kritik des Bissinger CDU-Stadtrats Hermann Eppler zum Gegenangriff über. Bei den heiklen Themen Verkehrserschließung und Parkplätze „zieht sich die Verwaltung hinter Vorschriften zurück“, statt offen zu sagen, welche Lösungen sie für sinnvoll erachte, bemängelte Epple. Die Verwaltung, konterte der OB, versuche nur, die Gesetze umzusetzen, „auf die Sie alle im Gemeinderat einen Eid geschworen haben“. Eppler verwahrte sich gegen den impliziten Vorwurf, „dass ich Gesetze brechen will. Das ist starker Tobak!“