Auch wenn den Remseckern die Entlastung vom Stau gegönnt ist: Verkehrsprobleme wie dort werden nicht mit Kirchturmdenken gelöst, meint der Redakteur Julian Illi.

Remseck - Auf den ersten Blick geht es nur um eine neue Ampel. Beim zweiten Blick aber steht die Remsecker Remstalstraße für viele Verkehrsprobleme der Region Stuttgart: Starke Pendlerströme zwischen den Wirtschaftsstandorten, viel zu viele Autos und eine seit Jahren stockende Debatte über Umgehungsstraßen führen zu einem kurzfristigen, lokalen Herumdoktern an den Symptomen. Mal diskutiert man über einen Luftreinhalteplan, dann über eine neue Ampel, schließlich die Frage: Fahrverbote – Ja oder Nein?

 

Um die ganze Absurdität des Remsecker Herumdokterns zu begreifen, muss man sich den Plan des Regierungspräsidiums noch einmal vor Augen führen: Damit keine Autoschlange tagtäglich mehr den Ort verstopft, baut man eine neue Ampel und verschiebt den Stau einfach um 300 Meter in Richtung Waiblingen-Hegnach. Das ist in etwa so, als kippe man den eigenen Müll bei übervoller Tonne einfach dem Nachbarn in den Garten – Problem verschoben, Problem gelöst. Das ist maximal lokal.

Es braucht eine regionale Lösung

Den Remseckern sei die Verbesserung der Zustände gegönnt, zu lange leiden sie schon unter Lärm, Dreck und Stau vor ihrer Haustür. Auch der Stadt ist kein Vorwurf zu machen, sie hat sich die Pläne nicht ausgedacht. Aus regionaler Sicht ist diese Kirchturmpolitik aber verheerend.

Statt die Probleme von A nach B zu schieben, braucht es ein gemeinsames Vorgehen. Vor allem beim Autoverkehr hängt alles mit allem zusammen, jede gesperrte Straße, jede neue Ampel führt zu Ausweichrouten und weiterem Stau. Eine große Lösung muss her – die nicht zwingend eine große Straße sein muss. Eine Ampel vermeidet jedenfalls kein Gramm Schadstoff. Die Umwelt wird nicht geschont, wenn Autos und Lastwagen einfach 300 Meter weiter weg stehen.