Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)
Sie haben schon lange nicht mehr in einer Redaktion gearbeitet und kennen die Umstände nicht, unter denen Fehler passieren.
Ich habe noch in keiner Online-Nachrichtenredaktion gearbeitet. Aber das muss ich doch auch nicht. Ich habe als Leser einen Anspruch, wahrheitsgemäß informiert zu werden. Dass Fehler vermieden und sonst korrigiert werden. Wenn das wegen der Umstände nicht geht, müssen Sie eben die Arbeitsbedingungen ändern. Trotzdem habe ich natürlich Verständnis, dass zum Beispiel ein Kriegsreporter im Eifer des Gefechtes nicht jeden Satz so formulieren kann, dass er eine ausgeruhten Überprüfung Wochen später vom Computer zuhause aus standhält.
Aber Sie würden das trotzdem kritisieren.
Ja. Die Fehler, wo man als Journalist nicht alles weiß, sind ja der kleinere Teil. Der größere Teil entsteht, weil Leute nicht nachdenken, weil sie abschreiben, falsch abschreiben. Und wenn man die Leute falsch informiert hat, muss man das korrigieren. Ich hatte lange diese Angst, was ist, wenn mir, der ich dauernd anderen ihre Fehler vorhalte, ein böser Fehler passiert? Irgendwann ging diese Panik weg, denn: ich kann mich korrigieren. Je nachdem, wie ich das mache, gewinne ich sogar eher Vertrauen meiner Leser.
Im jüngsten Streit mit Harald Martenstein haben auch Sie bemerkenswert böse Sätze formuliert. Ist Ihr Hass Liebe mit umgekehrten Vorzeichen?
Ich hoffe, dass ich immer noch ein Idealist bin und nicht zynisch. Was mich bei Martenstein antreibt: der verbreitet längst widerlegte Enten, die dann Munition für die Pegida-Anhänger sind. Das ist dann ernste Wut von mir.
Martenstein schreibt, sie kämpften für eine Welt, in der niemand mehr beleidigt wird. Und fragt, warum Sie nicht selbst damit anfangen würden.
Ich kämpfe gar nicht für eine Welt, in der niemand beleidigt wird. Das Schlimmste, was ich Martenstein vorgeworfen habe, ist, dass er nicht recherchiert und sich gar nicht für die Tatsachen interessiert, wenn sie seinen Vorurteilen widersprechen.