Um Kontakt zur Familie im Herkunftsland zu halten oder um Deutsch zu lernen nutzen viele Flüchtlinge das Internet. Doch für sie ist das teuer, weil sie Prepaid-Karten zum Surfen nutzen. Darum wünschen sich diese Flüchtlinge in den Unterkünften in Steinenbronn W-Lan. Der Landkreis Böblingen prüft gerade Anbieter.

Steinenbronn - In den Wohncontainern neben der Backmanufaktur Treiber in Steinenbronn leben aktuell 129 Flüchtlinge. Das hat der Hauptamtsleiter Wolfgang Bohn am Dienstag in der Sitzung des Verwaltungs- und Sozialausschusses verkündet. Damit haben diese Menschen nun dauerhaft ein Dach über dem Kopf. Die Schulturnhalle als bisherige Unterkunft wird der Gemeinde nach Ostern zurück gegeben. „Die Inneneinrichtung ist schon entfernt worden“, sagte Bohn.

 

Fast so wichtig wie das feste Dach über dem Kopf ist für die Flüchtlinge drahtloses Internet, also ein W-Lan-Anschluss, den es weder in den Wohncontainern, noch in den gemeindeeigenen Unterkünften gibt.

W-Lan als Hilfe zum Deutschlernen

Hans-Jörg Wagner vom Arbeitskreis Flüchtlingshilfe Steinenbronn hat sich mit Flüchtlingen darüber unterhalten und erklärt, warum das für sie wichtig ist: „Sie können darüber Kontakt zur Familie halten, Schulungsprogramme der deutschen Sprache etwa von der Deutschen Welle nutzen und die Seiten vom Jobcenter und dem Landratsamt aufrufen.“ Wagner weiß, dass die Flüchtlinge derzeit Prepaid-Karten nutzen, um sich zu informieren und die Sprache zu lernen. „Wenn sie über W-Lan ins Internet gehen, entstehen ihnen nicht so extrem hohe Kosten“, nennt er den Vorteil von W-Lan.

Stefan Hauser, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Steinenbronner Gemeinderat, wollte von der Verwaltung wissen, wie weit die Bemühungen gediehen sind. Der Steueramtsleiter Joachim Mack ist im Rathaus auch für die Datenverarbeitung zuständig und kümmert sich darum. „Ich hatte gerade erst ein Gespräch mit der KDRS dazu“, sagte er. Die Abkürzung steht für die Kommunale Datenverarbeitung der Region Stuttgart und ist das Rechenzentrum für Kommunen. „Sie betreiben bereits W-Lan in Flüchtlingsunterkünften.“ Eine andere Idee ist, dass das Landratsamt Böblingen, das für die Flüchtlinge in den Wohncontainern zuständig ist, dort drahtloses Internet anbietet und die Gemeinde den Anbieter für die beiden Immobilien der Anschlussunterbringung übernimmt. Aus rechtlichen Gründen ist es bei Flüchtlingsunterkünften, aber auch in Hotels und Cafés, mit dem W-Lan nicht so einfach wie in Privathaushalten. Das erklärt Christian Heise, Vorstandsmitglied des Fördervereins freie Netzwerke aus Hamburg, der mit Freifunk ein freies Netz anbietet: „Es gibt in Deutschland die W-Lan-Störerhaftung. Die besagt, dass der Eigentümer des W-Lan haftet, wenn jemand urheberrechtlich geschützte Inhalte herunterlädt.“ Das gelte für die Gemeinde oder den Landkreis, wenn sie W-Lan anbieten. Flüchtlingsunterkünfte könnten diese rechtliche Hürde aber umgehen. „Die Nutzer können einen Datentunnel nutzen und sich dann beispielsweise erst in Schweden ins Internet einwählen, wo die W-Lan-Störerhaftung nicht gilt.“

Landratsamt prüft die Anbieter

Wiebke Höfer, die Sprecherin des Landkreises Böblingen gab Auskunft zum aktuellen Stand: „Wir möchten in den Flüchtlingsunterkünften W-Lan anbieten und prüfen gerade Anbieter. Wenn es soweit ist, werden wir die Unterkünfte nach und nach ausstatten.“ Wann das sein wird, kann sie noch nicht abschätzen.