Elmar Bruker geht als Diakon nach Stuttgart-Vaihingen. Fast 20 Jahre lang war er Bezugsperson für viele Jugendliche.

Ditzingen - Die 20 Jahre Dienstzeit im evangelischen Bezirksjugendwerk in Ditzingen hätte er schon noch gerne voll gemacht. Aber dann war da die Diakonenstelle in Stuttgart-Vaihingen – und er hat sich beworben. Denn mit Mitte 50 ist ein Diakon und Jugendreferent nicht mehr so ganz nah dran an seiner Klientel zwischen 12 und 25. Da liegen die Erwachsenen in einer Kirchengemeinde, die Menschen in einem Seniorenheim und die Besucher der Vesperkirche in der Stuttgarter Leonhardskirche doch näher. Diese Tätigkeitsfelder werden vom November an die Schwerpunkte von Elmar Bruker sein. Er verlässt das Bezirksjugendwerk in Heimerdingen, und auch die Klinikseelsorge in Gerlingen muss ohne den evangelischen Diakon auskommen. Bruker hatte dort seit 2003 noch einen Teildienstauftrag.

 

Am vergangenen Sonntag ist Bruker auf der Schillerhöhe verabschiedet worden. Er hatte dort im Team der Klinikseelsorge auf zwei Stationen mitgearbeitet. „Die Patienten kommen aus allen Gesellschaftsschichten und Nationalitäten“, reflektiert Bruker. Viele hätten sein Gesprächsangebot angenommen, und dann nicht nur über die Krankheit geredet, sondern auch andere belastende Dinge loswerden wollen. In Erinnerung bleibt ihm ein schwerkranker Mann und dessen Satz „ich habe seit 20 Jahren nicht mehr mit meinem Bruder geredet“. Er habe dann zum Kontakt ermutigt und die Aussöhnung der beiden begleitet. Nicht nur dabei sei eines sehr wichtig gewesen: „Der Klinikseelsorger bringt Zeit mit.“

Den Hauptteil seiner Dienstzeit aber hat Elmar Bruker mit Jugendlichen zugebracht: Gewinnung und Schulung von Mitarbeitern, Veranstaltungen, Freizeiten. Er hat sowohl organisiert wie viele Kontakte gepflegt. Haben sich junge Menschen von 14, 16 oder 18 Jahren in den vergangenen 20 Jahren verändert? „Ganz deutlich“, meint der 55-Jährige, dessen Rolle sich nach eigener Einschätzung in dieser Zeit von der des großen Bruders zu der des väterlichen Freundes gewandelt hat. „Jugendliche sind heute nicht mehr so wild und experimentierfreudig wie vor zehn Jahren, sie sind angepasster und ruhiger geworden, leben das Provokative nicht mehr so aus wie früher.“ Und es gebe Smartphone und Co.; Elektronik ersetze aber direkten Kontakt nicht. Dieser werde „mit großer Offenheit angenommen“. Jugendliche „aus allen Milieus“ hätten heute ihre Probleme. „Trennung der Eltern ist immer ein Thema, egal, ob die Kinder vier, neun oder vierzehn sind.“ Und auch die Berufsfindung sei noch immer aktuell. „Das ,trau keinem über 30’ aber ist vorbei“, bilanziert der 55-Jährige. Heute heiße es „sag’ mir, wie es weitergehen soll“. Denn „Jugendliche suchen jemanden außerhalb der Familie, der sie begleitet“.

Der Kirchenbezirk Ditzingen will Brukers Stellen wieder besetzen. Wenn der Kirchenbezirksausschuss das in der nächsten Woche beschließe, so der stellvertretende Dekan Traugott Plieninger aus Markgröningen, werde die 75-Prozent-Stelle im Jugendwerk ausgeschrieben. Für die Arbeit in der Klinikseelsorge wolle man sich zuerst intern umhören: Es gebe etliche Jugendreferenten oder Diakone im Bezirk mit Teil- oder befristetem Auftrag. Vielleicht habe einer von ihnen Lust, Brukers Seelsorgeaufgabe in Gerlingen zu übernehmen.