Die neuen Öffnungszeiten der Postagentur in Stetten sind kurzfristig angekündigt und umgesetzt worden. Viele Kunden sehen das als Ärgernis. Der Gemeinderat Eberhard Kögel schlägt vor, ein Dorfbüro einzurichten.

Stetten - Seit dieser Woche steht am ganzen Vormittag vor verschlossenen Türen, wer in der Post in Stetten Briefmarken oder ein gelagertes Paket holen oder aufgeben will. „Eine weitere Verschlechterung“, protestiert der Gemeinderat Eberhard Kögel (PFB).

 

Kunden müssen ihre Gewohnheiten ändern

Die neuen Öffnungszeiten, kurzfristig mittels eines Plakats angekündigt und jetzt bereits vollzogen, verlangen von den Kunden, ihre Gewohnheiten zu ändern. Zwischen 10 und 12 Uhr läuft nichts mehr, sondern nur noch nachmittags von 14 bis 17.30 Uhr, am Samstag von 9.30 Uhr bis 12 Uhr. „Das ist eine weitere Einschränkung der Öffnungszeiten, von 4 auf 3½ Stunden“, klagt Kögel. „Ein absolut unbefriedigender Zustand für ein Dorf mit 6000 Einwohnern.

Betrieben wird die Filiale von der Deutschen Post AG selbst, nachdem vor einem Jahr die private geführte Postagentur in der Steigstraße 2 schloss. „Damit wiederholte sich ein Drama, das wir in Stetten seit der Privatisierung der Deutschen Post alle 2 Jahre erlebten – nun schon zum vierten Mal“, sagt Kögel.

Für die Kunden ging schon damals einher, dass das Angebot eingeschränkt wurde: ohne Postbankdienstleistungen, ohne Postfächer und nur mit sehr eingeschränkten Öffnungszeiten von schon seither nur 4 Stunden täglich.

Eberhard Kögel plädiert für ein Dorfbüro

Eberhard Kögel erinnert aus diesem Anlass an die Konzeption aus dem Verein Allmende, dem er vorsitzt, für ein „Dorfbüro“ in Stetten: „In diesem Dorfbüro könnte dann nicht nur die Postagentur untergebracht werden, sondern in diesem Raum könnten noch andere Dienstleistungen angeboten werden.“ Eine noch nicht mit den Betreibern abgesprochene Auswahl listet die Geschäftsstelle des Turn- und des Bädlesvereins, der beiden größten Vereine in Stetten. Das Remstalwerk könnte Strom- und Gaskunden beraten. Für Hausaufgabenhilfe, Azubipaten und andere Angebote könnte das ehrenamtliche Sozialnetzwerk Roter Faden könnte dort ebenso eine Anlaufstelle schaffen wie die IG Streuobst, der Sozialverband VdK oder die Seniorenlotsin, die in häuslicher Pflege sowie Unterbringung im Pflegeheim berät.

Auch an Abendöffnungen bis 20 Uhr wird gedacht

Beraten sollen dort fünf bis sechs Menschen, die auf alle angeführten Lebensfragen und Dienstleistungen geschult sind. „Das ist die revolutionäre Idee beim Dorfbüro“, sagt Kögel. Diese könnten sich ihre Arbeitszeiten und ihre Aufgaben so einteilen, dass dieses Dorfbüro von Montag bis Samstag von 8 bis 18 Uhr geöffnet wäre, eventuell sogar mit ein bis zwei Abendöffnungen bis 20 Uhr. „Die Kunden würden dann nicht mehr, so wie jetzt, am Morgen vor der verschlossenen Postagentur stehen. So könnten auch die Stoßzeiten bei der Post aufgefangen werden, wie kurz vor 12 Uhr“, sagt Kögel. In der Mischfinanzierung, die sich Kögel vorstellt, soll die Deutsche Post AG einen Grundstock für den Betrieb der Postagentur zahlen. Darüber hinaus hofft er auf Zuschüsse von der Gemeinde, von den örtlichen Vereinen, die ihre Geschäftsstelle ins Dorfbüro verlagern könnten, vom Landkreis, der Arbeitsagentur, aus dem Strukturfonds des Landes Baden-Württemberg, aus EU-Mitteln. Nicht zuletzt soll das Remstalwerk aus den erwirtschafteten Gewinnen aus Strom, Gas, Wasser und Energieerzeugung Geld geben.

Kögel sagt: „Zugegeben – das alles miteinander zu verkuddeln, dürfte nicht so einfach werden. Aber mit diesem Dorfbüro würden wir in unserer Gemeinde ein Modellprojekt schaffen, das mit Sicherheit deutschlandweite Beachtung fände, und das eine Lösung wäre für alle Dörfer der Größenordnung von Stetten, die dieselben Probleme wie wir haben – und davon gibt es bundesweit Tausende.“