Vor einem Jahr war ein Test der Stiftung Warentest verheerend ausgefallen: 9 von 16 Elektrofahrrädern fielen durch. In der Zwischenzeit habe sich einiges getan, sagt die Stiftung: Beim erneuten Test erhielten alle E-Bikes zumindest die Note „ausreichend“.

Stuttgart - Mit einem Pedelec zu fahren, macht wirklich Spaß. Weil der Elektromotor auf Wunsch kräftig zupackt und den strampelnden Fahrer unterstützt, geht es fast mühelos die Berge hoch. Selbst wirklich steile Hänge sind dann kein Problem mehr. Und wenn man das elektrische Helferlein nicht allzu sehr einspannt, ist mit einem guten Akku auch eine ordentliche Fahrradtour mit 60 bis 100 Kilometer Strecke möglich.

 

So ist es kein Wunder, dass der Pedelec-Markt boomt. Nach Angaben des Zweirad-Industrieverbandes ZIV wurden im vergangenen Jahr 410 000 E-Bikes verkauft, was einem Marktanteil von elf Prozent entspricht. Nach wie vor bevorzugt die ältere Generation – also Käufer über 50 Jahre – die elektrische Unterstützung. Aber auch jüngere Radfahrer schätzen zunehmend die Vorteile des Pedelecs: Vor allem im Stadtverkehr mit den vielen Ampeln und der schwieriger Parkplatzsituation kommt man preisgünstig und oft schneller ans Ziel als mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln – und das ohne allzu große Mühe. Lediglich bei Regen oder Schnee macht Radfahren nur begrenzt Spaß, egal ob mit oder ohne Hilfsmotor.

Der letzte Test rief Proteste hervor

Die wichtigste Voraussetzung für einen gepflegten Fahrspaß ist allerdings, dass der elektrifizierte Drahtesel auch sicher ist. In der Vergangenheit war dies leider nicht immer der Fall. So zeigte der letzte Test der Stiftung Warentest im vergangenen Frühjahr bei zahlreichen Pedelecs teilweise gravierende Mängel auf. Besonders gefährlich sind Brüche bei Rahmen, Sattelstützen und Lenkern. Aber auch schlappe Bremsen können bei den vergleichsweise schweren Elektrorädern schnell zu einem Sicherheitsrisiko werden. Unerfreulich war beim vergangenen Test zudem, dass bei manchen Bikes Elektronik, Motor und stromführende Kabel unerwünschte Funkwellen abstrahlten, was – zumindest nach der damaligen Einschätzung der Warentester – für Rettungsdienste hätte gefährlich werden können. Die Folge war, dass gleich 9 von 16 getesteten Modellen die Note „mangelhaft“ erhielten.

Dieses Ergebnis führte damals bei einigen der betroffenen Firmen zu heftigen Protesten. Die Hersteller Biketec – die Firma produziert die „Flyer“-Modelle – und Derby Cycle – der Produzent steht für die Marken Raleigh und Kalkhoff – sowie der Zulieferer Bosch e-Bike-Systems warfen der Stiftung Warentest einen „katastrophalen Prüfaufbau“ sowie „fehlerhafte Interpretationen“ der Testergebnisse vor. Lediglich bei den Funkstörungen ruderten die Warentester zurück: „Eine Störung der Funkdienste von Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen erscheint allerdings unwahrscheinlich, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat“, hieß es in einer Korrektur, welche die Stiftung Warentest im vergangenen September veröffentlichte. Allerdings blieb es bei der Abwertung der betroffenen Modelle auf „mangelhaft“ mit der Begründung, es seien gültige Grenzwerte überschritten worden. Auch sonst musste „kein Testurteil geändert werden“, wie die Stiftung Warentest im aktuellen Heft betont. Zudem blieben die Tester bei ihren hohen Anforderungen. So wurden Holperstrecken simuliert und eine Alltags-Nutzung über 20 000 Kilometer.

Das Ergebnis des jüngsten Tests ist erfreulich: Kein einziger der zehn Prüfkandidaten im Preissegment um etwa 2500 Euro fiel diesmal durch. „Der Grund für die besseren Noten sind nicht geringere Anforderungen, sondern bessere E-Bikes“, betont die Stiftung. Testsieger wurde das Flyer T5 Deluxe, das beim letzten Mal disqualifiziert werden musste. Nach wenigen Tausend Kilometer brach damals das sogenannte Ausfallende, also der Teil des Rahmens, an dem das Hinterrad befestigt ist. Für zwei weitere Fahrräder gab es dieses Mal ebenfalls die Note „gut“: für das Pegasus Premio E8 F und das Kreidler Vitality Eco6.

Während vier Pedelecs „befriedigend“ abschnitten, mussten drei Modelle wegen verschiedener Sicherheitsprobleme auf „ausreichend“ abgewertet werden. Probleme gab es durch Anrisse in der Sattelstütze und im Sattelrohr sowie durch einem Bruch der Akkuhalterung (siehe 2. Seite: „Empfindliche Akkus“). Ansonsten seien zentrale Schwachstellen abgestellt, berichtet Warentest: Die Lenker sind dicker und stabiler, alle Modelle hatten gut abgestimmte hydraulische Bremsen und keiner der Prüflinge überschritt bei der Funkstörprüfung die Grenzwerte.

Die Fahrt ist auf einigen Bikes unruhig

Nach wie vor haben manche Pedelecs mit unruhigem Fahrverhalten zu kämpfen. Dies mag mit daran liegen, dass alle getesteten Modelle einen tiefen Einstieg haben. Stabiler ist eine nach oben gezogene Mittelstange, was bei den schweren Elektrobikes durchaus fahrstabilisierend ins Gewicht fallen kann. Allerdings vermitteln auch viele der Bikes mit tieferem Einstieg ein stabiles Fahrgefühl, wie das aktuelle Testergebnis zeigt. Es kommt also sehr auf Hersteller und Modell an.

Beim Kauf lohnt es sich zudem, auf vermeintliche Nebensächlichkeiten zu achten – weshalb eine Probefahrt immer zu empfehlen ist. So gibt es durchaus Unterschiede in der Sitzposition. Beim Antrieb arbeiten Motor, Pedale und Schaltung bei manchen Modellen besser abgestimmt als bei anderen. Helles LED-Licht mit Nabendynamo ist bei Nachtfahrten sehr angenehm. Und wenn die Reichweite im Display angezeigt wird, schont dies die Nerven des E-Bikers.

Empfindliche Akkus

Reichweite
Fragt man altgediente Pedelec-Nutzer, so kämpft manch einer mit seinem Akku. Einige Speicher kommen bereits nach gar nicht so langen Bergfahrten an ihre Grenzen, andere haben eine lange Ladedauer, und wieder andere verlieren schon nach wenigen Monaten an Kapazität. Im jüngsten Test der Stiftung Warentest reichte eine Ladung im Schnitt für 75 Kilometer Hügelstrecke. Und im Dauertest hatten die Akkus nach 500 Ladezyklen etwa zwölf Prozent ihrer Speicherfähigkeit verloren. Im Labor reicht dies für rund 35 000 Kilometer Strecke mit Motorunterstützung – in der Praxis wird es weit weniger sein.

Pflege
Ersatzakkus sind teuer. Die Bosch-Speicher kosten laut Warentest 770 Euro, der Akku von Panasonic 645 Euro. Umso wichtiger ist ein sorgsamer Umgang mit den meist auf Lithium-Ionen-Zellen basierenden Kraftpaketen. Vor allem kalte und heiße Temperaturen beim Ladevorgang setzen ihnen zu, während teilweises Laden kein Problem mehr darstellt, wie die Stiftung Warentest schreibt. Somit kann man bei einer Fahrradtour auch bedenkenlos unterwegs während einer Pause nachladen und damit die Reichweite erhöhen. Sehr empfindlich können die Akkus auf starke Erschütterungen reagieren, etwa wenn sie während der Fahrt aus der Halterung fallen. Weil während der Rüttelprüfung die Halterung brach, wurde im jüngsten Pedelec-Test das Stevens-Bike E-Cito abgewertet. „Ein heruntergefallener Akku muss ausgetauscht werden“, rät die Stiftung Warentest. Aufgrund der Erschütterung bestehe die Gefahr von Kurzschlüssen im Akku, was zu Bränden führen könne. Der Nutzer könne dabei nicht erkennen, ob ein Schaden vorliege.