Der Pressewart der Filderer musste sich einer Straftaufe unterziehen, weil er im vergangenen Jahr einen Pressetermin mit der Filder-Zeitung verpasst hat.

Leinfelden - Michael Stollsteimer hatte schon etwas geahnt: „Meine Tochter hat in einem Rucksack extra Klamotten für mich mitgenommen, angeblich wegen der Kälte“, sagt der Pressewart des Brauchtumsvereins Die Filderer. Geholfen hat es nichts, Stollsteimer ist am heutigen Dreikönigstag für eine Straftaufe nominiert. Dabei werden die Täuflinge durch eine große, mit Wasser und allerlei Ekligem gefüllte Holzwanne gedreht. Zur Straftaufe muss antreten, wer „etwas ziemlich verbockt oder den Verein blamiert hat“, erklärt Franz Brandstetter, der Zeremonienmeister der Filderer.

 

Stollsteimers Fauxpas traf vor genau einem Jahr Fatma Tetik, Mitarbeiterin der Filder-Zeitung. Sie sollte um 16 Uhr zur Taufe kommen, um Fotos zu machen – so war es mit dem Presswart ausgemacht. Als Tetik ankam, war alles schon vorbei. Der Verein bot ihr daraufhin an, bei Stollsteimers Straftaufe Patin zu sein. „Ich habe sofort ja gesagt“, sagt Tetik. Sonst bekomme man ja nicht so häufig die Gelegenheit, Schadenfreude so auszuleben, sagt sie und lacht.

Das Taufwasser geht die Nase hoch

Für die Taufe muss Stollsteimer auf einem Stuhl Platz nehmen, der über dem hölzernen Taufbrunnen befestigt ist. Fatma Tetik verliest den Taufspruch, bei dem er seinen neuen Namen erfährt: „An einen Namen für dich haben wir auch gedacht, und haben dich zum Pressi gemacht.“ Anschließend taucht das Taufkommittee mitschwungvollen Drehungen Kopf und Oberkörper immer wieder durch die Flüssigkeit aus drei Wochen altem Sauerkrautsaft, Most und anderen Spezialzutaten. Tetik hat zudem noch eine Tüte mit geschredderten Filder-Zeitungen in die Wanne geschüttet. Der Pressewart stößt sich dann zu allem Übel noch den Kopf, aber: „Alles halb so wild, die Wanne ist aus Erfahrung gepolstert.“ Von dem Taufwasser habe er dagegen noch einige Tage etwas: „Das geht ganz die Nase hoch.“ Fatma Tetik sagt, er habe ihr am Ende dann schon leid getan.

Wenn der Verein ein Mitglied taufen will, findet er auch eins

Neben Stollsteimer wurden außerdem zwei neue Mitglieder der Brauchtumsgruppe getauft, die von nun an vollwertige Mitglieder sind: Daniela Uebersalz und Marc Epp. Denn mit der Zeremonie am Dreikönigstag ist bei den Brauchtümlern der Filderer auch das Maskenabstauben der Brauchtumsgruppe verbunden. „Wir starten damit in die Kampagne“, sagt Franz Brandstetter. Bis Aschermittwoch treiben die Kobolde auf den Umzügen und Brauchtumsabenden in der Region ihr Unwesen.

Und Michael Stollsteimer? Hat ihn die Straftaufe zur Räson gebracht? „Natürlich sollte so etwas nicht vorkommen“, sagt er. „Aber eine Straftaufe lässt sich leider nie vermeiden.“ Wenn der Verein ein Mitglied taufen wolle, dann finde er immer einen Grund dafür, sagt Stollsteimer und grinst.