StZ-Redakteurin Ulrike Ebner fallen die zahlreichen französischen Flaggen in Straßburg auf. Anders als in Deutschland haben die aber rein gar nichts mit Fußball zu tun.

Straßburg - Gleich auf den ersten Blick war klar, dass es kein Tag wie jeder andere in Straßburg ist. Seit meiner Ankunft am Sonntag sehe ich überall die französische Flagge, sogar auf der Spitze des Münsters. Auch in Deutschland sind derzeit überall Flaggen zu sehen, allerdings aus einem anderen Grund: die Fußball-WM hat das ganze Land euphorisiert.

 

Es ist Nationalfeiertag in Frankreich, le 14 juillet. Schon am Vortag habe ich mich denn auch in die Menschenmenge gemischt, die sich auf den Weg zum Place de la République gemacht hat, um die Militärparade zu verfolgen. Dort angekommen, standen mir französische Soldaten gegenüber, bewaffnet und mit ernsten Gesichtern. Selbst als es plötzlich angefangen hat, wie aus Eimern zu schütten, standen sie wie versteinert da. Während ich diese Männer und Frauen gemustert habe, schickte ich in Gedanken ein großes Dankeschön an meinem französischen Kollegen, der die gute Idee hatte, mir einen Regenschirm mitzugeben.

Auch deutsche Soldaten und Polizisten dabei

Neben den Soldaten hatten sich Fahrradpolizisten aufgestellt, nicht weniger ernst in ihren nassen Uniformen. Erst auf den zweiten Blick habe ich festgestellt, dass sie auch das Abzeichen der deutschen Polizei tragen. Es war die deutsch-französische Fahrrad-Patrouille, die seit etwas mehr als einem Jahr in Straßburg und Kehl eingesetzt wird.

Weitere Deutsche, darunter Vertreter der deutsch-französischen Brigade und ein Jägerbataillon, haben an der Militärparade teilgenommen. Irgendwie habe ich mich dadurch etwas weniger allein gefühlt. Das Miltärorchester hat nicht nur die Marseillaise gespielt, sondern auch die deutsche Nationalhymne. Ein schönes Symbol für die deutsch-französische Freundschaft.

Die deutsche Nationalhymne habe ich am Sonntagabend noch ein zweites Mal gehört - vor dem Finale der Fußball-WM zwischen Deutschland und Argentinien, das ich in einer Bar in der Stadtmitte verfolgt habe. Dort ist mir ein junger Mann im DFB-Trikot aufgefallen. Wie sich herausstellte, ist er Straßburger und großer Fan der Nationalelf. Und wieder habe ich mich ein bisschen weniger allein gefühlt. So richtig ausgelassen wurde der deutsche Titelgewinn in Straßburg erwartungsgemäß nicht gefeiert. Ein unvergesslicher Abend war es aber allemal.

Die StZ-Redakteurin Ulrike Ebner berichtet eine Woche lang aus deutscher Sicht für die Dernières Nouvelles d'Alsace in Straßburg.