Augenzeugen jedoch zeichnen ein deutlich anderes Bild von dem Ablauf des Geschehens. Ein Reporter von Al-Dschasira berichtete, Banden von zwielichtigen Typen in Zivilkleidung hätten den singenden und skandierenden Koptenzug sofort mit einem Steinhagel empfangen. Unbekannte eröffneten aus einem vorbeifahrenden Zivilauto heraus das Feuer auf die Demonstranten. In dem anschließenden Getümmel raste dann ein Panzerspähwagen in die Menge, überrollte und tötete fünf Demonstranten. Fotos der Toten kursieren im Internet. Nach diesen tödlichen Provokationen gab es für die rasende Menge kein Halten mehr. Mehrere Soldaten wurden offenbar auf der Stelle totgeprügelt. Der Truppentransporter war in Sekunden durch Molotowcocktails in eine brennende Fackel verwandelt, sämtliche Autos im Umkreis des Hilton-Ramses-Hotels zertrümmert, ausgeraubt oder angezündet, während im Inneren die etwa 200 Gäste sich in die oberen Etagen flüchteten. Vier nachrückende Lastwagen mit Bereitschaftspolizei wurden mit einem Steinhagel empfangen, so dass ihre Fahrer in Panik wendeten und wieder davonrasten.

 

Wer auf wen einprügelte, war nicht genau zu enträtseln. Immer wieder skandierten Demonstranten "Muslime und Christen gehen Hand in Hand", sammelten sich zu Menschenketten vor den Dreierreihen der Bereitschaftspolizei - unterbrochen von Sturmangriffen Holzstangen schwingender Wilder. Journalisten wurden drohend umringt. "Ihr schreibt sowieso nur Schlechtes über Ägypten, dass es hier Straßenschlachten gibt", baute sich einer auf. "Wie würden Sie das hier denn nennen?" Nach dieser Gegenfrage zieht er schließlich mit seinem Eisenprügel ab. Andere Reporter wurden als Juden beschimpft oder als Spione verdächtigt.

"Ein islamischer Staat - bis zum Tod"

"Die allermeisten Ägypter verabscheuen solche Gewalt", sagt Muhammed Taha, der mit seinem Nadelstreifenanzug in dem Chaos wie ein Wesen von einem anderen Stern wirkt. "Wenn so etwas im Zentrum von Kairo passiert, dann trifft das Ägypten ins Herz", sagt der 38-Jährige. Er arbeitet im Tourismus und weiß, was jetzt droht. Stornierungen, weitere Entlassungen und noch mehr Aussichtslosigkeit - seit acht Monaten sind nun schon Hotels, Badestrände und Museen leer.

Aber auch immer mehr junge, gut ausgebildete Kopten kehren ihrer Heimat den Rücken. Mehr als 100.000 haben seit dem Sturz Mubaraks bereits das Land verlassen, bilanziert die Egyptian Union for Human Rights, weil sie sich von radikalen Muslimen in die Enge gedrängt fühlen. Die Salafisten-Bewegung in Kairo dagegen wies jede Mitschuld an dem jüngsten Gewaltausbruch von sich. Man verurteile, was geschehen sei, erklärte ein Sprecher, während nach Mitternacht eine kleine Schar seiner Miteiferer "Mit unserem Blut und unserer Seele, wir beschützen den Islam" und "Ein islamischer Staat - bis zum Tod" skandierte. Andere hieben zur gleichen Zeit in der Innenstadt auf Autos ein, in denen sie Christen vermuteten.

Tödliche Provokationen

Augenzeugen jedoch zeichnen ein deutlich anderes Bild von dem Ablauf des Geschehens. Ein Reporter von Al-Dschasira berichtete, Banden von zwielichtigen Typen in Zivilkleidung hätten den singenden und skandierenden Koptenzug sofort mit einem Steinhagel empfangen. Unbekannte eröffneten aus einem vorbeifahrenden Zivilauto heraus das Feuer auf die Demonstranten. In dem anschließenden Getümmel raste dann ein Panzerspähwagen in die Menge, überrollte und tötete fünf Demonstranten. Fotos der Toten kursieren im Internet. Nach diesen tödlichen Provokationen gab es für die rasende Menge kein Halten mehr. Mehrere Soldaten wurden offenbar auf der Stelle totgeprügelt. Der Truppentransporter war in Sekunden durch Molotowcocktails in eine brennende Fackel verwandelt, sämtliche Autos im Umkreis des Hilton-Ramses-Hotels zertrümmert, ausgeraubt oder angezündet, während im Inneren die etwa 200 Gäste sich in die oberen Etagen flüchteten. Vier nachrückende Lastwagen mit Bereitschaftspolizei wurden mit einem Steinhagel empfangen, so dass ihre Fahrer in Panik wendeten und wieder davonrasten.

Wer auf wen einprügelte, war nicht genau zu enträtseln. Immer wieder skandierten Demonstranten "Muslime und Christen gehen Hand in Hand", sammelten sich zu Menschenketten vor den Dreierreihen der Bereitschaftspolizei - unterbrochen von Sturmangriffen Holzstangen schwingender Wilder. Journalisten wurden drohend umringt. "Ihr schreibt sowieso nur Schlechtes über Ägypten, dass es hier Straßenschlachten gibt", baute sich einer auf. "Wie würden Sie das hier denn nennen?" Nach dieser Gegenfrage zieht er schließlich mit seinem Eisenprügel ab. Andere Reporter wurden als Juden beschimpft oder als Spione verdächtigt.

"Ein islamischer Staat - bis zum Tod"

"Die allermeisten Ägypter verabscheuen solche Gewalt", sagt Muhammed Taha, der mit seinem Nadelstreifenanzug in dem Chaos wie ein Wesen von einem anderen Stern wirkt. "Wenn so etwas im Zentrum von Kairo passiert, dann trifft das Ägypten ins Herz", sagt der 38-Jährige. Er arbeitet im Tourismus und weiß, was jetzt droht. Stornierungen, weitere Entlassungen und noch mehr Aussichtslosigkeit - seit acht Monaten sind nun schon Hotels, Badestrände und Museen leer.

Aber auch immer mehr junge, gut ausgebildete Kopten kehren ihrer Heimat den Rücken. Mehr als 100.000 haben seit dem Sturz Mubaraks bereits das Land verlassen, bilanziert die Egyptian Union for Human Rights, weil sie sich von radikalen Muslimen in die Enge gedrängt fühlen. Die Salafisten-Bewegung in Kairo dagegen wies jede Mitschuld an dem jüngsten Gewaltausbruch von sich. Man verurteile, was geschehen sei, erklärte ein Sprecher, während nach Mitternacht eine kleine Schar seiner Miteiferer "Mit unserem Blut und unserer Seele, wir beschützen den Islam" und "Ein islamischer Staat - bis zum Tod" skandierte. Andere hieben zur gleichen Zeit in der Innenstadt auf Autos ein, in denen sie Christen vermuteten.

Koptische Kirche ist eine der ältesten

Situation: Rund 10 Prozent der etwa 80 Millionen Ägypter sind Christen. Die meisten davon gehören der koptisch-orthodoxen Kirche an, die seit dem ersten Jahrhundert nach Christus existiert und eine der ältesten Kirchen der Welt ist. Weltweit wird die Zahl der Kopten auf 15 Millionen Mitglieder geschätzt. Koptische Gemeinden gibt es in Jerusalem, im Sudan, in Kenia, in Frankreich, in Großbritannien, in den USA, in Kanada und in Australien.

Konflikt: In der Vergangenheit ist es in Ägypten immer wieder zu gewalttätigen Konflikten zwischen Kopten und Muslimen gekommen. Seit 1972 hat sich die Situation der koptisch-orthodoxen Christen in Ägypten zunehmend verschärft. Ägypten gilt als das Stammland der Kopten.