Die Flugbegleiter müssen in den Tarifgesprächen endlich akzeptieren, dass der Wettbewerb über den Wolken knallhart ist, kommentiert StZ-Wirtschaftsredakteur Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Wieder einmal wird die Lufthansa von Turbulenzen durchgeschüttelt. Dieses Mal streikt das Kabinenpersonal, nachdem die Piloten die Kranichlinie bereits mehrfach lahmgelegt haben. Und wieder beginnt das alte Spiel: Die Lufthansa strickt Notflugpläne und bucht Hotelbetten für gestrandete Passagiere, Geschäftsleute ärgern sich, weil ihr Termin platzt und Urlauber, die verreisen wollen, haben Stress. Da ist es nur ein schwacher Trost, wenn die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo sich bei den Passagieren für die Unannehmlichkeiten entschuldigt.

 

Das Kabinenpersonal will ein im Vergleich mit anderen Airlines überdurchschnittliches Lohn- und Sozialleistungsniveau verteidigen, das noch aus einer Zeit stammt, als die Lufthansa ein Staatsunternehmen war. Gewiss haben die Flugbegleiter einen harten Job. Sie müssen in aller Herrgottsfrüh und spät in der Nacht fit und freundlich sein und auf der Langstrecke arbeiten, wenn die innere Uhr eigentlich Schlaf verlangt.

Doch die luxuriösen Zeiten im Luftverkehr sind vorbei. Der Wettbewerb über den Wolken ist heute knallhart. Lufthansa wird gleich von zwei Seiten in die Zange genommen. Auf der einen Seite sind es die Billigflieger wie Ryanair oder Easyjet, die auch beim Personal knallhart kalkulieren, und auf der anderen Seite sind es die mit viel Staatsgeld aufgebauten arabischen Airlines wie Etihad oder Emirates, die gerne billiges Personal aus Asien beschäftigen. Die Lufthansa hat mit dem Billig-Ableger Eurowings auf diesen großen Druck reagiert. Dort soll das Personal zu „marktüblichen“ Konditionen fliegen.

Flugbegleiter schneiden sich ins eigene Fleisch

Die Flugbegleiter machen sich Illusionen, wenn sie darauf hinweisen, dass die Lufthansa in diesem Jahr ja hohe Gewinne einfliege und die Kranichlinie alles andere sei als ein Sanierungsfall. Denn die Gewinne sind zu einem großen Teil auf niedrige Treibstoffpreise und Währungsgewinne zurückzuführen. Die durchschnittlichen Ticketpreise sind gesunken. Der Streik verursacht weitere Kosten, nachdem dafür bisher bereits 130 Millionen Euro verbucht werden mussten.

Die Flugbegleiter der Lufthansa werden sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie für alle Zeit auf ihren Privilegien beharren wollen. Dann gibt es immer weniger Verbindungen, die sich mit dem Kostenballast der Lufthansa lohnen. Der Billig-Ableger Eurowings indes dürfte umso schneller wachsen, wenn das Personal der Kranichlinie auf Konfrontationskurs bleibt.