Ein ehemaliger Starfighter der Bundeswehr sorgt für Trubel: Nicht nur in Zuffenhausen scheiden sich die Geister angesichts des Militärflugzeuges auf dem Dach eines Firmengebäudes.

Stuttgart - Eines ist dem Geschäftsführer der Zuffenhausener Firma Merkle, Hartmut Rehorsch, auf jeden Fall gelungen. Sein Unternehmen hat es in die Schlagzeilen geschafft. Nachdem er an Gründonnerstag einen ehemaligen Starfighter der Bundeswehr auf das Dach seiner Firma montieren ließ, reißt das Interesse von Medien und Öffentlichkeit nicht ab.

 

Rehorsch berichtet nicht ohne Stolz von vielen Fotografen, die in den vergangenen Tagen versucht hätten, einen Schnappschuss von dem 17 Meter langen Kampfjet zu machen. Auch überregionale Medien hätten sich bereits bei ihm gemeldet, sagt er. Den Unternehmer freut das natürlich. „Allein die Bekanntheit, die unsere Firma jetzt hat, macht die ganze Investition lohnenswert“, sagt Rehorsch. Diese habe den Unternehmer bis zur Montage des ausrangierten Fliegers auf dem Dach der Firma eine sechsstellige Summe gekostet, sagt er.

Das Flugzeug spaltet die Nachbarschaft

Zahlreiche Leserbriefe und Onlinekommentare in der Nord-Rundschau, die für die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten über das Geschehen in Zuffenhausen berichten, beweisen aber, wie sich die Geister scheiden angesichts des Militärflugzeugs auf dem Dach. Die einen preisen den neuen „Star von Zuffenhausen“ und kopieren den Slogan der Stuttgart-21-Gegner: „Oben bleiben“. Die anderen schmähen den Starfighter als Kriegsgerät, dessen Anblick sie nicht ertragen können. Vor allem zeigen die unterschiedlichen Reaktionen auch, dass die Debatte Züge hat von einer Nachbarschaftsposse.

Den Protest gegen die angebliche Zurschaustellung eines Kriegsgeräts führt ein Mann an, der in der Nähe der Firma Merkle wohnt. Jürgen Hörrmann gibt unumwunden zu, dass er seinen unliebsamen Nachbarn in die Schranken weisen möchte. „Herr Rehorsch macht seit Jahren, was er will. Jetzt will er uns auch noch den Anblick dieses Fliegers zumuten“, sagt Hörrmann.

„Das ist eine Kultmaschine“

Er will nicht gelten lassen, dass der Geschäftsführer des Schweißgeräteherstellers auch an die 116 verunglückten Piloten erinnern will, die in einem Starfighter in den Tod gestürzt sind. Rehorsch hat nach eigenen Angaben einige Angehörige der Piloten angesprochen, die zwischen 1962 und 1991 in einem Starfighter tödlich verunglückt sind. Die Reaktion der Verwandten sei durchgehend positiv gewesen, sagt er. „Falls das manche anders sehen, werden wir uns eben einen Text für die Gedenktafel ausdenken, bei dem die Namen der Piloten nicht genannt werden“, sagt er.

Der Starfighter-Gegner Hörrmann findet das pietätlos. „Ein Denkmal gehört nicht auf das Dach einer Firma und sollte nicht gleichzeitig als Werbefläche dienen“, sagt er. Tatsächlich macht Hartmut Rehorsch keinen Hehl daraus, dass er mit dem Flugzeug auf dem Dach die Bekanntheit und den Gewinn seiner Firma steigern will. Ersteres ist ihm ja bereits erfolgreich gelungen. Aber Rehorsch könnte sich auch vorstellen, künftig Geld von Fotoagenturen zu nehmen, die ein Motiv für Shootings suchen. „Solche Anfragen gab es schon in den vergangenen Tagen“, sagt Rehorsch. Dennoch sei der Besitz einer solchen Maschine an sich das Wichtigste für ihn. Nicht nur, weil seine Firma an der Produktion des Flugzeugs beteiligt war. „Ich habe selbst in einer Starfighter-Staffel bei der Bundeswehr im Bodenpersonal gedient. Das ist eine Kultmaschine“, sagt er. Der Wunsch, mit dem Flugzeug an die verunglückten Piloten zu erinnern und den Umsatz zu steigern, kämen auf der Prioritätenliste erst danach, sagt Rehorsch.

Der Flieger ist ohne Genehmigung montiert

Der ihm nicht besonders wohl gesonnene Nachbar Jürgen Hörrmann kann derweil auf die Stadt hoffen. Sie verlangt von Rehorsch nachträglich noch einen Bauantrag für die Montage des Flugzeugs. Experten werden in den kommenden Monaten untersuchen, ob die Statik des Gebäudes ausreichend ist, um das Flugzeug zu tragen. Außerdem werde die Stadt auf die Nachbarn zugehen, sagt Sven Matis, Sprecher der Stadt. Es sei aber durchaus möglich, dass das Flugzeug vom Gelände der Firma verschwinden muss und zwar ohne eine Entschädigung des Besitzers, sagt Matis. „Er hat es ja selbst ohne Genehmigung montiert.“ Eine Verlegung des Starfighters vom Dach auf den Boden sei gleichfalls genehmigungspflichtig, so Matis. Hartmut Rehorsch geht davon aus, dass er das Flugzeug zur Not einfach woanders auf dem Gelände aufstellen kann.

Gleichwie: für den Unternehmer ist der Kauf des Starfighters wohl kein Verlustgeschäft. Viele Liebhaber sollen ihm bereits hohe Summen für das Flugzeug geboten haben. Hartmut Rehorsch bleibt zudem die Bekanntheit, die er dank des „Stars von Zuffenhausen“ erworben hat.