Ein Supermarktbetreiber möchte seinen Laden in Schwaikheim gerne vergrößern, Investoren dafür stehen bereit. Doch die Gemeinde präferiert offenbar den Bau eines neuen Supermarktes an anderer Stelle.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Schwaikheim - Es sind deutliche Worte, die der Betreiber des Edeka-Marktes an der Schwaikheimer Bahnhofstraße, Thomas Härdter, seine Frau Margit sowie die Brüder Jörg und Kurt Rommel in einem Flyer an die Gemeindeverwaltung richten. Sie schreiben von „fragwürdigen Argumenten“, von „öffentlich diktierter Planwirtschaft“ und einseitiger Bevorzugung.

 

Edeka will den Vertrag ohne Erweiterung nicht verlängern

Der Stein des Anstoßes: Die Härdters und die Rommels wollen den Markt von gut 700 auf 1400 Quadratmeter erweitern. Für den Betreiber Thomas Härdter wäre das mittelfristig die einzige Möglichkeit, in Schwaikheim weiterzumachen. „Edeka hat angekündigt, ansonsten den Vertrag 2019 auslaufen zu lassen“, sagt Härdter. Mit dem ausgebauten Laden wäre er wieder im Rennen, könnte „ganz neue Sortimente“ anbieten, etwa veganes Essen oder eine große Obstabteilung. Die potenziellen Investoren wären die Brüder Jörg und Kurt Rommel, die nötigen Grundstücke gehören ihnen schon lange. Jörg Rommel betreibt gegenüber dem Edeka-Markt ein Tanzcafé. „Es ist absehbar, dass er es eines Tages nicht mehr weiterführen kann“, erklärt sein Bruder Kurt. Daher wäre die Erweiterung des Marktes auch für die Rommels ideal.

Doch der Gemeinderat und die Verwaltung von Schwaikheim haben diese vor gut einem Jahr abgelehnt. Die Begründung: Die Anwohner sollten vor Lärm geschützt werden. Außerdem gibt es ein Gutachten der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA), das besagt, dass Schwaikheim nur einen Vollsortimenter verkraften würde. Und ebendiesen plant die Gemeinde schon sehr lange – und zwar an der Bismarckstraße, knapp 500 Meter weiter nördlich des bestehenden Edeka-Marktes von Thomas Härdter. Schon im Jahr 2007 hatte die Kommune einen Bauträger beauftragt, dort einen Lebensmittelmarkt zu errichten. Damals gab es ein Gutachten, das besagte, in Schwaikheim könnten zwei Vollsortimenter nebeneinander existieren. Die Gemeinde musste allerdings noch Grundstücke für das Projekt kaufen, der Bauträger sprang in dieser Zeit ab. Inzwischen sind die Grundstücke im Gemeindebesitz, die Kreisbaugruppe soll als Investor fungieren. Und diese habe „der Stadtverwaltung jetzt Druck gemacht“, vermutet Thomas Härdter als wahren Grund für die Ablehnung seines Vorhabens.

Die Rommels und der Marktbetreiber fühlen sich besonders von dem Schwaikheimer Bürgermeister Gerhard Häuser ungerecht behandelt. „Bei einem Gespräch in großer Runde, das im Frühjahr 2014 stattgefunden hat, hatte er noch gesagt, er würde unser Vorhaben im Gemeinderat unterstützen. Und dann hat er dagegen gestimmt“, sagt Kurt Rommel.

Der bestehende Markt ist bereits ein Vollsortimenter

Das neue GMA-Gutachten mit dem Fazit, zwei Vollsortimenter in Schwaikheim wären zu viel, „könnte man in der Luft zerreißen“, echauffiert sich Kurt Rommel. „Der Edeka von Herrn Härdter ist doch bereits ein Vollsortimenter. Wenn das Gutachten stimmen würde, müsste man die Planungen für den zweiten Markt in der Ortsmitte ruhen lassen.“

Thomas Härdter betreibt seit März einen zweiten, großen Edeka-Markt in Neckarweihingen. Er betont aber, er wolle Schwaikheim deswegen nicht den Rücken kehren, sondern beide Märkte parallel laufen lassen: „Schwaikheim ist mein Baby. Mein Vertrag dort läuft noch fast fünf Jahre, den will ich erfüllen“, sagt er.

Die Rommels und die Härdters haben jüngst nicht nur Faltblätter an die Schwaikheimer Haushalte verteilt, sondern auch eine Unterschriftenaktion für die Erweiterung gestartet, an der sich bisher schon mehr als 2000 Bürger beteiligt haben. „Diese Zahl kann man als Gemeinde nicht einfach ignorieren“, meint Thomas Härdter – der Ort hat insgesamt knapp 9300 Einwohner. Nach den Sommerferien will er die Unterschriften übergeben und vielleicht „noch weitere Aktionen aus dem Hut zaubern“.

Der Schwaikheimer Bürgermeister Gerhard Häuser ist derzeit im Urlaub. Da er im Rathaus als einziger Presseauskünfte erteilen darf, war von der Verwaltung keine Stellungnahme zu erhalten.