Gutachter haben die Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 bestätigt. Das Aktionsbündnis sagt die Teilnahme an der Präsentation ab.

Stuttgart - Die Bahn hat im Streit um Stuttgart 21 eine entscheidende Hürde genommen. Das Gutachten zum Stresstest für das Bauprojekt hat nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa die Leistungsfähigkeit des geplanten unterirdischen Durchgangsbahnhofs bestätigt.

 

In der noch unveröffentlichten Untersuchung der Schweizer Verkehrsberater sma heißt es: „Unsere Überprüfung der Simulationsergebnisse hat gezeigt, dass die geforderten 49 Ankünfte im Hauptbahnhof Stuttgart in der am meisten belasteten Stunde und mit dem in der Simulation unterstellten Fahrplan mit wirtschaftlich optimaler Betriebsqualität abgewickelt werden können.“ Die vom Schlichter Heiner Geißler „geforderten anerkannten Standards des Eisenbahnwesens sind eingehalten“.

Aktionsbündnis steigt aus

Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 nimmt nicht an der geplanten öffentlichen Vorstellung des Stresstests teil. Die Sprecher der Gegnerorganisation, Brigitte Dahlbender und Hannes Rockenbauch, sagten am Donnerstag zur Begründung in Stuttgart, das, was die Bahn vorgelegt habe, habe nichts mit einem Leistungstest zu tun. Da nicht mehr auf Augenhöhe debattiert werde, wie in der Schlichtung vereinbart, müsse man „mit großem Bedauern“ aus dem Dialog aussteigen.

Der Leistungstest war in der Schlichtung unter Heiner Geißler vereinbart worden. Dabei sollte die Bahn nachweisen, dass Stuttgart 21 30 Prozent mehr Verkehr in der Spitzenstunde abfertigen kann als der bisherige Kopfbahnhof. Die Gutachter des Schweizer Ingenieursbüros SMA sollten daraufhin die Simulation der Bahn begutachten. Das Urteil über den Stresstest soll im Laufe des Donnerstags an die Projektpartner und das Aktionsbündnis übergeben werden.

In der kommenden Woche soll das Gutachten in einer öffentlichen Präsentation, moderiert von Heiner Geißler, vorgestellt werden. Das Aktionsbündnis kam dem Gutachten jedoch mit seiner Absage zuvor. In den vergangenen Wochen hatte es drei Treffen mit der Bahn, dem Land, den Gegnern und Geißler gegeben, um die öffentliche Präsentation vorzubereiten. Die Gegner hatten das intransparente Verfahren bemängelt. Die Bahn habe die Grundlagen des Stresstests nicht offengelegt. Dahlbender und Rockenbauch rügten, die Bahn habe diesen Verstoß gegen die Regeln der Schlichtung in den drei Sitzungen nicht geheilt.

Präsentation am Dienstag

Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler will das Ergebnis des Stresstests für den Tiefbahnhof auch ohne die Gegner öffentlich präsentieren. Das Gutachten der Schweizer Verkehrsberater sma zum Belastungstest werde am kommenden Dienstag um 10 oder 11 Uhr vorgestellt, sagte Geißler am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart.

Die Absage des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 sieht der frühere CDU-Generalsekretär kritisch. „Ich bin nicht der Psychotherapeut der Gegner. Es ist aus ihrer Sicht falsch, wenn man die Gelegenheit nicht wahrnimmt, die Argumente der Öffentlichkeit vorzustellen.“ Das Aktionsbündnis sei in drei Vorbereitungstreffen im Juli über den Stresstest informiert worden. Er könne die Präsentation nicht deswegen absagen, weil die Gegner die Voraussetzungen für den Stresstest nicht akzeptierten.

Bahn bedauert Ausstieg

Die Bahn hat den Ausstieg der Gegner von Stuttgart 21 aus der öffentlichen Präsentation des Stresstests bedauert. „Wir hätten es gern gehabt, wenn alle Beteiligten bis zur letzten Runde dabei geblieben wären“, sagte Projektsprecher Wolfgang Dietrich der Nachrichtenagentur dpa. Dennoch werde die öffentliche Vorstellung der vom Schweizer Gutachter sma geprüften Ergebnisse der Computersimulation noch bis Ende Juli vorgenommen. „Jetzt geht vor, die Öffentlichkeit in Baden-Württemberg mit umfassenden Informationen zu versorgen, das Aktionsbündnis vertritt ja nur einen kleinen Teil“, fügte er hinzu.

Die Kritik der Gegner am Verfahren könne er nicht nachvollziehen. Denn im Schlichterspruch von Heiner Geißler sei keine Teilnahme der Gegner an der Formulierung der Prämissen des Tests vorgesehen gewesen. Dennoch habe die Bahn das Aktionsbündnis zu einem Dialogforum eingeladen, auf dem diese Dinge hätten besprochen werden können. Die Gegner hätten aber abgelehnt. „Die wollten nicht einbezogen sein, dann hätten sie jetzt Farbe bekennen müssen“, sagte Dietrich kurz vor dem Bekanntwerden des testierten Stresstests.

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