Upper Westside ist der Name des ersten Studentenwohnheims, das direkt auf dem Campus der Uni Ulm liegt. Die 300 Wohnungen auf dem Eselsberg sollen für mehr Flair sorgen.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - In der Kargheit liegt Stärke, weil nur wenig vom Wesentlichen ablenkt. In der Ulmer Wissenschaftsstadt mit der Universität in ihrem Mittelpunkt drückt sich der Wille zur Ökonomie schon in der Architektur aus: Der Eselsberg ist ein Konglomerat von Forschungs-, Technik- und Lehrbauten. So viele Studenten hier auch ihren Tag verbringen mögen, studentisches Leben in seiner Gesamtheit findet hier kaum statt. Das lag bisher vor allem daran, dass die Studentenwohnheime über das gesamte Stadtgebiet verstreut sind.

 

Das soll sich von Mittwoch an ändern. Dann wird, nach anderthalb Jahren Bauzeit, die erste Wohnanlage direkt auf dem Campus eröffnet. „Upper West Side“ hat der Bauherr, das Studentenwerk Ulm, die in einem granitfarbenen Ton gehaltenen Bauten getauft. Die Fenstereinfassungen hat das Münchner Architekturbüro Bogevischs in ein kräftiges Gelb getaucht und hebt die Quaderbauten damit optisch klar aus dem Umfeld heraus.

Musikraum, Fitnessraum, Garagenplätze

Nun stehen 300 Zimmer zur Verfügung, dazu gibt es einen Gemeinschaftsraum mit Küche, einen Musik- und Fitnessraum, Funktionsräume und Tiefgaragenstellplätze. 17 Millionen Euro hat die Wohnanlage gekostet, aber das ist noch nicht das Ende. Es ist noch Platz für einen weiteren Baukörper mit 88 Zimmern. Mit dem Bau dieses Traktes soll 2015 begonnen werden. Dort hinein kommt dann auch eine Kinderkrippe und eine Beratungsstelle des Studentenwerks.

Der Neubau lindert den Mangel an günstigem Wohnraum für Studierende in Ulm spürbar. 1742 Studentenwohnungen gab es bisher im Stadtgebiet – bei zuletzt rund 9200 Studierenden viel zu wenig. Nicht umsonst hat die CDU-Fraktion im Ulmer Gemeinderat in diesem Jahr die Kampagne „Ein Herz für Studenten“ ausgerufen. Sie richtet sich an den privaten Wohnungsmarkt, an alle, die Zimmer oder Einliegerwohnungen leer stehen haben.

Die Unterkünfte sind auch ein Marketingfaktor

Für Claus Kaiser, den Geschäftsführer des Ulmer Studentenwerks, ist die „Upper West Side“ aber noch mehr als ein Ventil für den Druck im Wohnungsmarkt. Was hier entstanden sei, sagt er, sei eine „Studentenstadt in der Wissenschaftsstadt“. Kaiser zählt die dem Eselsberg nahe gelegenen Studentenwohnungen in der Heilmeyersteige mit rund 500 Wohnungen zu dieser neuen Stadt. Er erwartet „auf jeden Fall eine Belebung des Campus in den Abendstunden“. Das sei ohnehin länderübergreifender Standard, sagt der Geschäftsführer. Die internationalen Studenten, die nach Ulm kämen, seien „so etwas im Ausland gewohnt“. Die Universität hofft durch das Campuswohnheim also auch, seine Wettbewerbsfähigkeit steigern zu können.

Weil Gemütlichkeit aus vielen Zutaten besteht, hat im Botanischen Garten der Universität diesen Sommer bereits ein stilechter neuer Biergarten mit 200 Sitzplätzen eröffnet. Studenten hatten ihn sich gewünscht. Auch bei der Cafeteria des Gebäudes Universität West gibt es einen Biergarten. Der Geschäftsführer Kaiser kann sich vorstellen, das gastronomische Angebot dort bis in die späteren Abendstunden auszudehnen.

Warten auf die neue Stadtbahnlinie

Womöglich werden die Studenten, die unten in der Stadt unterkommen, bald neidisch sein auf das Leben auf dem Eselsberg. Aber auch hier ist eine Vernetzung im Gang. 2016 wird die neue Stadtbahnlinie 2 fertig sein, sie wird auch direkt vor dem neuen Studentenwohnheim halten. Die Bahn wird nicht zuletzt die schwierige Parkplatzsituation entlasten, unter der der Universitätsbetrieb leidet.