Mit einem zusätzlichen Bahnsteig wird der Vaihinger Bahnhof, laut einer Studie, zu einer leistungsfähigen Drehscheibe zwischen Fern- und Nahverkehr. Doch bevor es soweit ist, müssen die Stadt Stuttgart und das Land noch einige Fragen klären.

Stuttgart - Die Chancen für einen zusätzlichen Bahnsteig für Regional- und Fernzüge am Vaihinger Bahnhof stehen gut: Die von Stadt und Land in Auftrag gegebene „Potenzialuntersuchung Regional- und Fernbahnhalt Stuttgart-Vaihingen“ kommt zu dem Schluss, „dass die geplanten Halte des Regional- und Fernverkehrs in Stuttgart-Vaihingen für viele potenzielle Nutzer attraktiv sind“. Durch einen neuen Bahnsteig ergäben sich mehr Umsteigemöglichkeiten von der Gäubahn zur S-Bahn und zum städtischen Nahverkehr. „Viele Reisezeiten werden attraktiver, da Umwegfahrten oder Umsteigevorgänge entfallen“, heißt es in der Untersuchung.

 

Zu einem positiven Schluss kommen die Verfasser auch beim Fahrgastaufkommen: In beiden untersuchten Szenarien werde der Vaihinger Bahnhof dank der zusätzlichen Haltemöglichkeit intensiver genutzt. Im Szenario I, das nur den Halt von Regionalzügen vorsieht, prognostiziert die Studie 2040 zusätzliche Umsteiger am Tag. Im Szenario II, bei dem auch noch schnelle Fernverkehrszüge in Vaihingen halten, ergibt sich ein Zuwachs von 3060 Personen.

Mehr Anschlüsse, weniger Umwege

Damit werde Vaihingen zum attraktiven Umsteigepunkt, lautet das Fazit der Studie. Von dort seien nicht nur viele andere Stadtbezirke, sondern sei auch das Industrie- und Gewerbegebiet Wallgraben und das Regierungspräsidium rasch zu erreichen.

Angesichts dieser Vorteile falle eine Fahrzeitverlängerung von bis zu zwei Minuten im Fern- und Regionalverkehr kaum ins Gewicht. Für die Attraktivität eines Reiseangebots sei die Verbindungsqualität entscheidend. Von einem Halt in Vaihingen mit zahlreichen Umstiegsmöglichkeiten profitierten vor allem Fahrgäste aus dem Raum südlich von Herrenberg, wo keine S-Bahn verkehre. Diese Pendler könnten dank des zusätzlichen Bahnsteigs mit Regionalzügen direkt bis Vaihingen fahren und dort auf Stadt- oder S-Bahnen umsteigen. „Ohne den Halt der Gäubahn in Vaihingen muss zusätzlich in Böblingen auf die S-Bahn umgestiegen oder ein Umweg über den Hauptbahnhof in Kauf genommen werden“, heißt es in der Studie.

Verkehrsminister sieht „erfreuliches Potenzial“

„Ich habe mit einem positiven Ergebnis bei der Studie gerechnet“, sagt Matthias Lieb, der Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). „Nun gilt es rasch zu bauen.“ Der rund drei Millionen Euro teure Bahnsteig könne die stark genutzte S-Bahn-Linie 1 entlasten, weil Pendler mit Regionalzügen bis Vaihingen durchfahren könnten. Mit einem Regionalzug verkürze sich die Fahrzeit von Herrenberg nach Vaihingen um fünf Minuten.

„Die Ergebnisse der Studie sind hoffnungsvoll und zeigen ein erfreuliches Potenzial für eine Verknüpfung zum Regional- und Fernverkehr auf“, erklärt Verkehrsminister Winfried Hermann. Mögliche weitere Schritte zu einem temporären Halt werde man in Ruhe mit der Landeshauptstadt Stuttgart und anderen Partnern des Bahnprojekts Stuttgart 21 beraten.

Was wird aus der Gäubahn?

„Die Studie bestätigt unseren Antrag, dass ein Regionalhalt in Vaihingen notwendig ist“, erklärt auch Nikolaus Tschenk, Landtagsabgeordneter der Grünen. „Stadt, Region und Bahn müssen sich die Kosten teilen“, ergänzt Tschenks Kollege Daniel Renkonen, Mitglied im Verkehrsausschuss des Landtags. Die Untersuchung zeige, dass sich für viele Pendler die Verbindungsqualität verbessere. Das rechtfertige einen neuen Regional- und Fernhalt in Vaihingen, so die beiden Abgeordneten.

„Die Studie wird von Stadt und Land noch bewertet“, erklärt Sven Matis vom Presseamt. Sie solle im ersten Quartal im Ausschuss für Umwelt und Technik diskutiert werden. Für die Stadt ist der Ausbau eng mit dem Verkehrsangebot auf der Gäubahntrasse verknüpft. So sei bei der Stuttgart-21-Schlichtung zwar deren Erhalt vereinbart worden, heißt es, vor dem Bau des Bahnsteigs müsse aber klar sein, ob die Trasse mit Regionalzügen bedient oder ins S-Bahn-Netz integriert werde.