Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Bei der Lektüre der Studie wird deutlich, dass ohnehin fast alle Probanden von Haus aus unsicher im Umgang mit Technik gewesen sind. Für das Team ist es zudem schwierig gewesen, Feedback zu bekommen. Das zeigt auch der Fall von Frau Becker. Bei ihr hat Demenz Support Stuttgart ein Erinnerungsgerät ausprobiert. Muss zum Beispiel ein Anruf getätigt werden, meldet es sich zum (von ihrem Sohn programmierten) Zeitpunkt mit der Anweisung. Das Problem: Elise Becker konnte sich nicht mal erinnern, ob sie das Erinnerungsgerät benutzt hat. Aber: Bei einer anderen Patientin hat das gleiche Hilfsmittel durchaus funktioniert – sie hat es genutzt, um ihre Medikamente pünktlich einzunehmen. Ein elektronischer Medikamentenspender hatte diese Patientin wiederum überfordert.

 

Günther Schwarz von der Fachberatung Demenz der Evangelischen Gesellschaft ist nicht überrascht davon gewesen, dass sich die „Heilsvorstellungen“ an die Technik in der Studie vielfach nicht erfüllt haben. „Das liegt am Krankheitsbild, Demenzkranke können nicht mehr lernen, schon im frühen Stadium haben sie Probleme, die gewohnte Kaffeemaschine zu bedienen“, sagt Schwarz. Ihnen eine neue Fernbedienung zu geben, bringe da gar nichts. Der Praktiker hält nur zwei Gerätearten für sinnvoll: Sicherheitstechnik, die die Selbstständigkeit erhält, indem sie zum Beispiel weiterhin das Kochen ermöglicht – und Geräte, die Angehörigen das Leben erleichtern.

Dazu passt ein anderer Fall aus der Studie. Eine Probandin hatte (bis sich ihr Zustand verschlechterte) einen sogenannten Countdown-Zähler im Einsatz. Dieser signalisierte ihr zum Beispiel, wie lange es noch dauert, bis das Essen fertig sein würde – sonst hätte sie ihren Partner immer wieder gefragt, weil sie nicht mehr mit einer Uhr zurechtkam. Das Gerät hat also vor allem dem Lebensgefährten genutzt.

Beate Radzey ist sicher, dass sich der Markt weg von Spezialprodukten wie dem Countdown-Zähler entwickeln wird. „Es wird hin zum Tablet und Smartphone gehen“, sagt sie. Eine Erinnerungs-App gebe es bereits. Die nächste Altengeneration, die technisch affiner ist, werde weniger Berührungsängste haben als die jetzige, ist die Expertin zudem überzeugt.