Unter Stuttgart konnte ich mir früher nie viel vorstellen. Die einzige Assoziation, die ich mit Baden-Württemberg hatte, war der kleine Ort nahe Heilbronn, in dem meine Großeltern wohnen. Außer Krautwickel und endlosen Gesprächen verband ich also nicht viel mit dem Schwabenländle. Anders wurde das, als ich fürs Studium von München nach Stuttgart zog.

 

Und was macht man so als frisch gebackene Studentin? Erst mal mit den Kommilitonen einen trinken natürlich. Was mir dabei sofort auffiel, waren die putzigen Bierflaschen. In München gab es für uns immer nur ein Bier: Augustiner Hell aus der 0,5-Literflasche. Von diesem handlichen 0,3-Literfläschen Wulle, das mir überschwänglich als das beste Bier aller Zeiten präsentiert wurde, war ich deshalb erst mal verwirrt. Der gute Geschmack hat mich aber schnell das „Gustl“ vergessen lassen.

Schlossplatz versus Marienplatz

Überhaupt zu den Bars zu gelangen, war ebenfalls eine besondere Erfahrung in Stuttgart. Ein gut ausgebautes Bus- und Bahnnetz kannte ich aus München, aber U-Bahnen, die scheinbar zu 80 Prozent oberirdisch fahren, waren auch mir neu.

Fast so wuselig wie die Kaufinger Straße in München ist in Stuttgart die Königstraße. Einen entscheidenden Vorteil hat die Stuttgarter Innenstadt aber: den Schlossplatz als grüne Mitte. Während man im Münchner Herzen, am Marienplatz, Angst haben muss von den Selfiesticks der vielen Touristen erschlagen zu werden, sind die Liegeflächen und Bänke auf dem Schlossplatz ein Ruhepol. Eine kleine Entschädigung für den enormen Mangel an Badeseen, dem ich mich plötzlich stellen musste.

Kesselliebe und überflüssiges Fahrrad

Was mir auch sofort auffiel, war die Aussicht. Zwar gibt es in meinem neuen Zuhause auch bei gutem Wetter keinen Föhn mit Alpenblick. Die Kessellage verleiht Stuttgart aber eine ganz besondere Optik. Eine Stadt mit Hanglage, wo gibt es das schon?

Schlossplatz versus Marienplatz

Überhaupt zu den Bars zu gelangen, war ebenfalls eine besondere Erfahrung in Stuttgart. Ein gut ausgebautes Bus- und Bahnnetz kannte ich aus München, aber U-Bahnen, die scheinbar zu 80 Prozent oberirdisch fahren, waren auch mir neu.

Fast so wuselig wie die Kaufinger Straße in München ist in Stuttgart die Königstraße. Einen entscheidenden Vorteil hat die Stuttgarter Innenstadt aber: den Schlossplatz als grüne Mitte. Während man im Münchner Herzen, am Marienplatz, Angst haben muss von den Selfiesticks der vielen Touristen erschlagen zu werden, sind die Liegeflächen und Bänke auf dem Schlossplatz ein Ruhepol. Eine kleine Entschädigung für den enormen Mangel an Badeseen, dem ich mich plötzlich stellen musste.

Kesselliebe und überflüssiges Fahrrad

Was mir auch sofort auffiel, war die Aussicht. Zwar gibt es in meinem neuen Zuhause auch bei gutem Wetter keinen Föhn mit Alpenblick. Die Kessellage verleiht Stuttgart aber eine ganz besondere Optik. Eine Stadt mit Hanglage, wo gibt es das schon?

Was ich aber auch schnell gelernt habe, ist hier mein Fahrrad stehen zu lassen, denn mit drei Gängen ist das Auf und Ab der Stadt wirklich kein Zuckerschlecken. In Bayern war das Radl meine Allzweckwaffe, in Stuttgart greife ich nun lieber auf die (oberirdische) U-Bahn – hier Stadtbahn genannt – zurück.

Die Gretchenfrage: Wasen oder Wiesn?

Um eine Diskussion kommt man als geborene Münchnerin in Stuttgart nicht herum: Wasen oder Wiesn? Mit dieser Gretchenfrage wurden schon einige meiner Freundschaften hier auf die Probe gestellt. Sagen wir es mal so: Die Entscheidung, ob ein Stuttgarter für den VfB oder den FC Bayern jubelt, ist ähnlich eindeutig. Was aber nicht heißt, dass man zusammen mit seinen Freunden und ein paar Bier nicht auch im „feindlichen“ Stadion eine gute Zeit haben kann.

Alles in allem hat Stuttgart nach fast zwei Jahren einen festen Platz in meinem Herzen gewonnen. Vieles hier hat mich überrascht. Die alternative Szene, aufgeschlossene Leute und zahlreiche Stadtteilfeste sind nur ein paar der Dinge, die mir gefallen. Und über das Schwäbisch kommt man mit ein paar Tagen Heimaturlaub schon auch irgendwie hinweg.

Vom Dorf in die Großstadt

Das Landei in der Großstadt – eigentlich bediene ich das klassische Klischee von einer, die auszog, um die Welt kennenzulernen. Behütet aufgewachsen im kleinen, aber wunderfeinen Saarland verließ ich also vor zwei Jahren meine Heimat und wanderte gen Großstadt in die große, weite Welt.

Erste Hürde: Der öffentliche Nahverkehr

Da es in meiner Heimat genau ein Gleis mit einer Zugverbindung gibt, die stündlich in die eine oder in die andere Richtung fährt, war ich anfangs schon mit dem Bahnhof in Bernhausen (Filderstadt) überfordert. Während ich mich auf der S-Bahn-Fahrt Richtung Innenstadt noch über die englischsprachigen Ansagen der Haltestellen freute – wow, voll international – war die Überforderung dann am Stuttgarter Charlottenplatz erst richtig perfekt: „Nein, nein für diese Stadtbahn müssen Sie einmal hier unten durch und hinten wieder hoch und dann die Treppe und dann schauen Sie, welche Bahn gerade kommt“, sagte mir eine nette alte Dame, die dem Stadtbahn-Irrsinn erstaunlich gewachsen schien.

Zweite Hürde: Der Dialekt

Nach kürzester Zeit hatte ich verstanden, dass mich keiner versteht. Anders herum war es ähnlich. Wer weder Plan von Äffle noch von Pferdle hat, braucht es mit Gutsle, Viertele oder Gschmäckle erst gar nicht zu versuchen. In der Bäckerei, in der ich anfangs arbeitete, hatte ich eine hitzige Diskussion mit einem Kunden, der einen LKW von mir wollte und gar nicht erfreut war, als ich mich vor Lachen ausschüttete in der Annahme, er würde einen Spaß machen. Und dann die Uhrzeiten: Wie viel Uhr ist es? – Viertel Viere. – Viertel nach vier? – Nein, Viertel nach drei. – Achso.

Dritte Hürde: Kulinarisches

Apropos Viertele: „Möchten Sie Ihre Weinschorle süß oder sauer?“ Wie jetzt? Eine Weinschorle kann doch nicht süß oder sauer sein! Wer mischt denn bitte guten Wein mit süßem Zitronensprudel? Von der süßen Weinschorle abgesehen hat Stuttgart aber tolle kulinarische Dinge zu bieten: Maultaschen in allen Variationen und Spätzle zu jeder Tages- und Nachtzeit. An Schupfnudeln mit Sauerkraut hingegen werde ich mich nie gewöhnen.

Gerne habe ich mich aber an das Studentenleben im Kessel gewöhnt: alternative (und teure) Bars, Cafés, Geheimtipp-Lokale und Clubs. In Stuttgart lernt man auch ohne Dorffest ganz automatisch Leute kennen. Man kann sich spät abends auf der Partymeile der „Theo“ treiben lassen oder lieber entspannt einen Cocktail am Hans-im-Glück-Brunnen schlürfen. Die Auswahl ist riesig! Und die immerwährende quälende Frage meiner Jugend „Wie komme ich heute Abend nach Hause?“, muss ich mir auch nicht mehr stellen. Womit wir wieder beim ÖPNV wären. Liebe Stuttgarter, schimpft doch nicht so viel über verspätete Bahnen und Teilausfälle. Freut euch lieber, dass im Normalfall überhaupt eine Bahn fährt, um euch nach Hause zu bringen.

Ein großes Dorf

Ja, Stuttgart ist teuer. Ja, Stuttgart 21 ist ziemlich hässlich. Und ja, Feinstaub in der Lunge ist nicht so angenehm wie die Waldluft in meiner Heimat. Aber der Ausblick vm Teehaus, vom Killesberg oder dem Württemberg macht alles wieder gut.

Und wenn ich heute die große Stuttgarter Königsstraße entlanglaufe und zufällig Bekannte treffe oder mein Nachbar sich mittels der beliebten Zettel-im-Briefkasten-Kommunikation darüber beschwert, dass der Regen nachts auf meinen Gartentisch prasselt und er deswegen nicht schlafen kann – ja, dann fühle ich mich doch wieder wie zu Hause in meinem kleinen, aber feinen Dorf.

Video „Schwäbisch für Anfänger“

Sie haben das gleiche Problem wie unsere Autorin und tun sich schwer mit der schwäbischen Sprache? Schauen Sie sich unser Video „Schwäbisch für Anfänger“ an: