Eine Computeranwendung zur Lokalisierung von Zügen zeigt einen eigentümlichen Streckenverlauf in Stuttgart. Das wirft nicht ganz ernst gemeinte Fragen bei einem SPD-Landtagsabgeordneten auf.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Nichts Genaues weiß man nicht, wenn es um die Frage geht, wann der neue Stuttgarter Bahnknoten wohl die ersten Züge passieren lässt. Eindeutiger ist da schon erklärbar, wo die Bahnen durch den Untergrund rauschen. Der Tiefbahnhof liegt gleich beim Kopfbahnhof und von der Bahnsteighalle im Untergrund führen vier Tunnel nach Feuerbach, Bad Cannstatt, Ober- und Untertürkheim, knapp 60 Kilometer misst der Röhrenring unter Stuttgart – so weit, so umfangreich.

 

Damit der geneigte Fahrgast bei alldem nicht den Überblick verliert und sich auch im heutigen oberirdischen Zugverkehr zurechtfindet, informiert die Bahn auf die verschiedensten Arten. Fahrplan war gestern, heute muss eine App her.

Eine von vielen aus dem Haus der DB heißt Zugradar und verheißt die Darstellung „der aktuellen Position der Züge des DB Fernverkehrs und DB Regio auf dem Streckennetz der Deutschen Bahn“, wie es im Werbetext der Anwendung heißt. Wer will, kann damit verschiedenfarbigen Punkten dabei zusehen, wie sie sich über eine Landkarte bewegen. Ein Punkt, ein Zug – alles sehr übersichtlich.

Auch die neue Strecke nach Ulm wird bereits dargestellt

Übersichtlich ist auch das für Stuttgart dargestellte Gleisnetz im Hinblick darauf, was derzeit im Untergrund entsteht. Abgebildet sind nur der Tunnel aus Feuerbach und der auf die Filder. Dass die Verbindung nach Bad Cannstatt und die nach Ober- und Untertürkheim fehlt, kann nicht daran liegen, dass beide noch nicht fertig sind. Das gilt aber auch für die Röhren nach Norden und Süden. „Ob die Bahn doch die Geißler’sche Kombilösung baut“, fragt Martin Rivoir nicht ganz ernst gemeint. Dem SPD-Landtagsabgeordneten aus Ulm war die eigenartige Streckenführung im Stuttgarter Raum aufgefallen. Er nutzt die App gelegentlich, wenn er von Stuttgart nach Ulm zurückfahre. Zufrieden konstatiert er, dass die App zwar ein paar Strecken in Stuttgart unter den Tisch fallen lässt, aber immerhin die neue ICE-Trasse in Richtung seiner Heimatstadt verzeichnet. Auch dort rollen frühestens in vier Jahren die ersten Züge. „Die Bahn ist hier eindeutig ihrer Zeit voraus, wo sie doch sonst immer mit Verspätungen zu kämpfen hat“, klingt nach Lob, ist aber vielleicht gar keines.

Wartezeit bis zur Inbetriebnahme verkürzen

Etwas zu zeigen, was noch gar nicht ist, praktiziert die Bahn auch im badischen Landesteil. Da bildet der Zugradar etwa schon den neuen Tunnel unter Rastatt ab. Dort wühlen sich derzeit zwei Tunnelbohrmaschinen durch den Untergrund. Jüngsten Prognosen zufolge werden die Röhren Ende 2022 den Zügen die langsame, weil kurvenreiche Fahrt durch das badische Städtchen ersparen. Ob dann schon in der Landeshauptstadt unterirdisch gereist wird, bleibt abzuwarten. Einstweilen kann man sich ja die Wartezeit mit einem Blick auf den Zugradar verkürzen.

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