Das Eisenbahn-Bundesamt hat den Zeitraum, in dem im Schlossgarten für die erste S-21-Baugrube Grundwasser entnommen werden darf, mehr als verdoppelt.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn AG wird am 16. September die Grundsteinlegungfür ihren neuen Tiefbahnhoffeiern. Damit die Ehrengäste beim Festakt im Schlossgarten tatsächlich auf eine Baugrube und nicht auf ein mit trübem Wasser gefülltes Loch blicken, hat das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) den erlaubten Zeitraum für die Grundwasserentnahme deutlich verlängert.

 

Im August 2014 gab der damalige S-21-Projektsprecher Wolfgang Dietrich das Startsignal, im Schlossgarten fuhren Bagger auf. Von einem Festakt war nicht die Rede, auch von der Grundsteinlegung nicht: „Uns ist nicht bekannt, dass ein solches Ereignis passieren wird“, hieß es.

Ende Mai hätten die Pumpen abgeschaltet werden müssen

Die so genannte Wasserhaltung, bei der das im Schlossgarten hoch anstehende Grundwasser an der jeweiligen Baugrube abgepumpt, gefiltert und über 54 Brunnen zum größten Teil wieder ins Erdreich versickern wird, begann laut Eba für die Grube 16 im Mai 2015. Nach zwölf Monaten, Ende Mai 2016, hätte der künstliche Kreislauf an dieser Stelle enden müssen. Denn in der Baugenehmigung für den Tiefbahnhof sind für diese Grube maximal zwölf MonateWasserhaltung vorgesehen. In einer Wetterperiode mit viel Niederschlag wäre sie danach fast bis zum Rand vollgelaufen.

Zum Baustart 2014 fehlten der Bahn im Schlossgarten diverse Genehmigungen. Im Notfall, wurde fast trotzig erklärt, könne man den neuen Bahnhof mit seinen extrem aufwendigen Stützen auch unter Wasser betonieren. Ende September 2014 erhielt die Bahn dann die stark umstrittene Genehmigung, für den 900 Meter langen, 80 Meter breiten und bis zu 16 Meter tiefen Betontrog innerhalb von sieben Jahren bis zu 6,8 Millionen Kubikmeter Grundwasser aus dem Schlossgarten abzupumpen.

Bahn: Bodenplatte zu spät genehmigt

Mit der Entscheidung wurde die Wasserhaltung für die 25 Baugruben aber um keinen Tag verlängert. Der Antrag folgte später. „Er wurde notwendig aufgrund der verspäteten Freigabe der Bodenplatte“, informiert ein Projektsprecher. Das Eba entschied nicht im Mai, sondern laut Landeshauptstadt am 22. Juli 2016. An diesem Tag sei die Dauer der Grundwasserabsenkung in Grube 16 auf insgesamt 26 Monate festgelegt worden: „Dies entspricht somit einer Verlängerung um weitere 14 Monate“. Auch für die Grube am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz sei eine Verlängerung erteilt worden. Eba und das Amt für Umweltschutz (AfU) der Stadt arbeiten bei der wassertechnischen Bauüberwachung zusammen. Das AfU prüfe, in welcher Weise die Bahn die Vorgaben umsetze, sagt das Eba. Die Entscheidungsbefugnis liege ausschließlich bei der Bonner Behörde, sagt die Stadt. Im konkreten Fall würden die Absenkziele grundsätzlich eingehalten, kleinräumige Abweichungen bewegten sich im Dezimeterbereich.

Erlaubt sind sieben Jahre

Insgesamt darf die Bahn im Schlossgarten sieben Jahre lang Wasser abpumpen. Bahn-Vorstand Volker Kefer räumte im Juni ein, dass die Arbeiten bis zu zwei Jahre länger als geplant dauern könnten. Man prüfe Optimierungen, generell könnten Verlängerungen nicht ausgeschlossen werden, so der Projektsprecher. Ob dazu ein förmliches Planänderungsverfahren eingeleitet werden müsse, entscheide das Eba, sagt die Stadt.