Die Bahn beginnt mit dem Aushub der gigantischen Grube für den neuen Tiefbahnhof. Alles laufe nach Plan, versichern die Verantwortlichen. Doch wichtige Fragen sind noch immer unbeantwortet.

Stuttgart - Begleitet von Protesten mehrerer Hundert Demonstranten haben am Dienstag im Mittleren Schlossgarten die Arbeiten für den umstrittenen neuen Tiefbahnhof begonnen. Die erste von 25 Gruben für den 900 Meter langen und 80 Meter breiten Trog wird nun ausgehoben. In diesem wird die unterirdische Durchgangsstation mit acht Gleisen gebaut. In den kommenden Monaten wird nach und nach auf weiteren Baufeldern mit den Aushubarbeiten begonnen. Zeitgleich müssen sich die Fahrgäste im bestehenden Kopfbahnhof auf neue Wege einstellen.

 

Trotz der jahrelangen Verzögerungen rechnet der Projektsprecher Wolfgang Dietrich weiterhin damit, dass der Tiefbahnhof und die Neubaustrecke nach Ulm Ende 2021 in Betrieb gehen werden. „Das ist unter bestimmten Prämissen realistisch“, sagte er. So müssten die Genehmigungen für das Brandschutzkonzept des Tiefbahnhofs und für den Bau des Filderbahnhofs am Flughafen Mitte kommenden Jahres vorliegen.

Die Entnahme von Grundwasser muss genehmigt werden

Beim Brandschutz arbeite ein Gutachter momentan Nachfragen des Eisenbahn-Bundesamts ab, bei denen es vor allem um die Entrauchung der Station gehe. Sollten die Termine im Jahr 2015 aber massiv überschritten werden, dann gerate der Zeitplan ins Wanken, räumte Dietrich ein.

Die Bahn geht zudem davon aus, dass das Eisenbahn-Bundesamt noch im September zwei Planänderungen billigt, die die Arbeiten im Schlossgarten direkt betreffen. Einmal geht es um die von drei auf sechs Millionen Kubikmeter erhöhte Entnahme von Grundwasser, dann um den Bau des Nesenbachabwasserkanals, der zeitnah realisiert werden könne. Allerdings wies Ottmar Bögel vom Bauunternehmen Züblin auch auf den engen Zeitplan hin. „Wir haben bereits Abläufe optimiert und Puffer in Anspruch genommen“, sagte er. Der Zeitplan sei dennoch „relativ knapp“ bemessen, aber „die Inbetriebnahme Ende 2021 ist noch realistisch zu schaffen.“

Feiern will die Bahn den Tag nicht

Die S-21-Kritiker protestierten mit mehreren Aktion, darunter einer Banner-Parade am Bauzaun im Mittleren Schlossgarten. Ihre Kritik richtete sich grundsätzlich gegen Stuttgart 21 und die Finanzierung der auf 6,5 Milliarden Euro gesteigenen Kosten. Sie prangerten aber auch an, dass Lastwagenfahrten und Lärm „den Alltag der Stuttgarter immer mehr beeinträchtigen“. Dietrich wies dies zurück. Die Bahn bemühe sich, die Belastungen für die Anwohner so gering wie möglich zu halten, und bewege sich „vollumfänglich im Rahmen der Planfeststellung“, sagte er.

Die Bahn selbst verzichtete gestern auf eine Feier oder einen Spatenstich. Der Tag markiere keine Baustart, sagte Dietrich, da die Bahn im Schlossgarten und im bestehenden Kopfbahnhof seit eineinhalb Jahren Vorarbeiten für den neuen Bahnhof erledige. Auch die Tunnelarbeiten gingen planmäßig voran. „Wo gebaut werden kann, ist die Bahn im Zeitplan“, sagte Dietrich.