Wenn die Bahn die Rohrer Kurve baut, muss sie Wald abholzen. Die Lokalpolitiker in Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Möhringen sehen das naturgemäß kritisch und haben drei Anträge verabschiedet.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen/Möhringen - Der Bau der Rohrer Kurve lässt dem Vaihinger Bezirksbeirat keine Ruhe. Wenn die Deutsche Bahn (DB) diese baut, muss sie Wald abholzen. Derzeit geht die Stadt von etwa 2,6 Hektar aus. Außerdem vertritt der Bezirksbeirat die Meinung, dass mit dem Bau der Rohrer Kurve der Ausbau des Vaihinger Bahnhofs zum Regionalbahnhalt ad absurdum geführt werde. Denn das sei nur sinnvoll, wenn die Fahrgäste aus Richtung Singen dann auch in Vaihingen umsteigen und weiter zum Flughafen fahren. In der jüngsten Sitzung ging es um den Schutz des Dürrlewangwalds und der Anwohner. Die Politiker beantragten ein Durchfahrtverbot für Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen für das Gebiet zwischen Schönbuch-, Osterbronn-, Galilei- und Südendstraße. Davon betroffen wäre auch die Schwarzbachstraße, die auf Wunsch der CDU in den Grünen-Antrag aufgenommen wurde. Gegebenenfalls könne das Durchfahrtverbot auf die Bauzeit für die Rohrer Kurve befristet werden.

 

Überlastete Straßen in Vaihingen

In der Begründung heißt es: „Das Eisenbahnbundesamt vertritt die Auffassung, dass alle öffentlichen Straßen auch von Lastkraftwagen befahren werden können, so lange keine ausdrücklichen Verbote bestehen.“ Die DB AG beabsichtige zwar, den Baustellenverkehr größtenteils über die Autobahn 8 abzuwickeln, wolle aber nicht ausschließen, dass auch angrenzende Ortslagen befahren werden. Jedoch gebe es auf den Vaihinger Straßen kaum Kapazitäten für zusätzlichen Verkehr. „Insbesondere an der Schönbuchstraße und der Schwarzbachstraße sind die Lärmimmissionen bereits so hoch, dass weitere Verschlechterungen [...] nicht zu tolerieren sind. Auch aus Gründen der Lufthygiene sind hier zusätzliche und vermeidbare Schwerlastverkehre zu unterbinden“, heißt es im Antrag. Dieser wurde einstimmig angenommen.

Stadt soll Varianten vorstellen

Reinhard König von der Fraktion SÖS/Linke-plus legte in der Sitzung gleich mit einem zweiten Antrag nach. Er forderte, dass die Stadt Varianten erarbeite, wie der Dürrlewangwald im Bereich der Rohrer Kurve geschützt werden könne. Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen. Vor der Abstimmung hatte König zwei Vorschläge gemacht. So könne man entweder die Panoramastrecke erhalten und den Vaihinger Bahnhof als Regionalbahnhalt zum Umsteigen in Richtung Flughafen nutzen oder aber zwei lange Tunnel in Richtung Flughafen bauen. Diese Varianten wurden aber nicht in den Antrag aufgenommen.

Auch der Möhringer Bezirksbeirat hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der geplanten Rohrer Kurve beschäftigt. Denn das Waldstück, in dem diese entstehen soll, liegt auf Möhringer Gemarkung. Daher forderten die Lokalpolitiker, dass wenn Wald abgeholzt wird, zum Ausgleich auch auf Möhringer Gemarkung neue Bäume gepflanzt werden, und zwar nicht in einzelnen Parzellen, sondern auf einer größeren zusammenhängenden Fläche und zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Die DB plant eigentlich eine Aufforstung auf der Gemarkung Schechingen, circa 15 Kilometer von Schwäbisch Gmünd entfernt. Die Stadt hat das bereits abgelehnt. Der Möhringer Bezirksbeirat bekräftigt in seinem fraktionsübergreifenden Antrag diesen Einspruch.