Bei der Informationsveranstaltung der Bahn am Mittwochabend über Arbeiten im Stuttgarter Osten blieb in der Versammlungshalle Ost gut die Hälfte der Plätze frei.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Ob es daran lag, dass Stuttgart-21-Gegner im Rathaus zeitgleich ihre Sicht zum Thema Brandschutz im Durchgangsbahnhof darlegten oder daran, dass der Stuttgarter Osten bislang so gut wie nicht durch Bauarbeiten für S 21 behelligt wurde: Bei der Informationsveranstaltung der Bahn am Mittwochabend blieb in der Versammlungshalle Ost gut die Hälfte der Plätze frei. Die Bauherrin stimmte dabei auf die anstehenden Arbeiten ein. Immerhin entstehen unter dem Stadtbezirk zwei gut sechs Kilometer lange Röhren, die den Tiefbahnhof in der City mit den Tunnelportalen in Ober- und Untertürkheim verbinden. Auch die „Hausherrin“, Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier, verzeichnet bislang noch kein gestiegenes Informationsbedürfnis der Bewohner des Stadtbezirks.

 

Die Fragen aus der Zuhörerschaft betrafen ganz überwiegend das Thema der Entschädigung, die die Bahn betroffenen Grundstückseigentümern zahlt. Mit einem halben Jahr Vorlauf setzt sich das Unternehmen mit Hausbesitzern in Verbindung. Das ist bislang noch nicht in großem Umfang passiert. Zwar arbeitet die Bahn derzeit in der City wie auch an einem Zugangsschacht in Wangen daran, die eigentlichen Tunnelbaustellen einzurichten. Doch bis zum großen Graben geht noch einige Zeit ins Land. „Im Herbst 2015 werden wir die ersten betroffenen Besitzer ansprechen“, sagte Bernd Sievers, der kaufmännische Leiter des den Osten berührenden Bauabschnitts. Die Höhe der Entschädigung richtet sich dabei auch nach der Tiefe, in der die Tunnel die Grundstücke unterqueren. Und die beträgt im Osten nahezu durchgehend mehr als 80 Meter. Ein Wert, bei dem „nicht zu erwarten ist, dass an der Oberfläche beim Bau der Tunnel etwas passiert“, wie Matthias Breidenstein, der technische Leiter des Bauabschnitts versicherte. Das leise Murren im Saal ließ darauf schließen, dass nicht alle seinen Worten Glauben schenkten. Da half auch der Hinweis wenig, alle 20 Meter würden Messpunkte Aufschluss über etwaige Probleme liefern.

Einsatz von Sprengstoff kontrovers diskutiert

Auf solche war die Bahn beim Ausheben des Zugangsschachts an der Ulmer Straße in Wangen gestoßen. Dort drang deutlich mehr Wasser aus dem Gestein, als prognostiziert. Deshalb will die Bahn die Tunnel vier Meter tiefer verlaufen lassen, als bislang genehmigt. Auch bei der Veranstaltung im Stuttgarter Osten provozierte diese Vorgehensweise besorgte Nachfragen im Hinblick auf die mineralwasserführenden Schichten. Manfred Leger, Chef der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm und damit oberster S-21-Verantwortlicher, verwies darauf, dass das neue Vorgehen mit dem Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart abgestimmt wird. „Und Sie können sich darauf verlassen: Das sind Experten in Fragen des Mineralwasserschutzes“.

Befürchtungen äußerten die Anwohner auch im Hinblick auf den Einsatz von Sprengstoff. Matthias Breidenstein erklärte, dass bei der Sprengung am Wagenburgtunnel in der vergangenen Woche nur ein Zehntel des Grenzwerts erreicht wurde, der für Erschütterungen zulässig ist. Frank Schweizer, Sprecher der im Netzwerk Kernerviertel zusammengeschlossenen S-21-Kritiker, monierte aber, dass der genaue Zeitpunkt der Sprengung den betroffenen Anwohnern nicht mitgeteilt worden sei. Dies sei angesichts der Fülle an zu erwartenden Sprengungen auch nicht in jedem Einzelfall möglich, sagte Breidenstein.