Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)
Lassen wir mal die Zahlen hinter uns und schauen auf Ihre Baustellen. Laut jüngster Lenkungskreisunterlage müssten Sie den Planfeststellungsbeschluss für den Teilabschnitt der Neubaustrecke am Flughafen, den Teilababschnitt 1.3 a, bis Ende März haben. Ist der bei Ihnen eingetroffen?
Nein, der Abschnitt ist noch nicht genehmigt. Eigentlich hätte die Genehmigung auf Grundlage eines von uns geplanten Baufortschritts noch in 2015 erfolgen müssen. Wir haben selbst unterstellt, dass wir drei Monate mit Bordmitteln und Gegensteuerungsmaßnamen aufholen können. Es gibt Anzeichen, die sagen, dass es Juni werden wird, bis die Genehmigung da ist. Wir haben aufgehört, jede Woche nachzurechnen, was das für die Inbetriebnahme bedeutet. Wir werden das auf den Prüfstand stellen, wenn der Beschluss da ist.
In der selben Lenkungskreisunterlage hieß es allerdings, dass die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Jahr 2021 extrem kritisch werde, wenn die fehlende Genehmigung nicht bis März da ist.
Seit es uns als Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm gibt, haben wir den Abschnitt 1.3 auf den kritischen Pfad gesetzt. Und daran hat sich nichts geändert. Dort sind zwei bis drei Jahre ins Land gegangen über Diskussionen, was man alles dort machen könnte. Das war politisch so gewollt. So ist erst im März 2015 die Entscheidung über das dritte Gleis gefallen, im Mai haben wir mit dem Eisenbahn-Bundesamt und dem Regierungspräsidium heftig gerungen, die Trennung des Abschnitts zu vollziehen. Das war für uns eine lebensnotwendige Gegensteuerungsmaßnahme. Ursprünglich haben wir die Pläne im Jahr 2014 eingereicht und immer noch keine Entscheidung. Natürlich hat es Änderungen gegeben, aber zumindest im Abschnitt 1.3a waren die nicht gravierend.
Was heißt das ganz konkret für die Inbetriebnahme?
Da wiederhole ich mich: Schon vor drei Jahren haben wir gesagt, dass das eng wird. Nur das hat keinen interessiert. Wir machen seit drei Jahren Druck auf die Anhörungs- und Genehmigungsbehörden, aufs Bundesverkehrsministerium und haben dort auf die Misere hingewiesen. Wir haben an so vielen Stellen im Projekt durch kluge Ingenieure und Bauunternehmen Beschleunigungsmaßnahmen hinbekommen. Vielleicht fällt uns so etwas auch am Flughafen noch ein.
Also üben Sie sich in Geduld?
Nein, das reicht natürlich nicht. Wir haben im Vorgriff auf die Genehmigung die Ausführungsplanung initiiert und die Ausschreibung in Vorbereitung. Im Normalfall macht man das alles sequenziell.
Das heißt, es könnte noch bis 2021 reichen?
Fragen Sie mich das ein Vierteljahr, nachdem der Beschluss vorliegt.
Zuversicht klingt anders.
Das haben wir alles schon vor drei Jahren so gesagt. Das wissen alle. Es weiß der Aufsichtsrat, es weiß der Lenkungskreis, dass das Datum hochgradig in Frage gestellt ist.
„Warten Sie ab, wie schnell wir noch werden“, lautete eine Ihrer Aussagen beim letzten großen StZ- Interview. Sind Sie noch in der Beschleunigungsphase oder haben Sie die Endgeschwindigkeit beim Bauen schon erreicht?
Wir sind natürlich noch in der Beschleunigungsphase. Das ist die Basisaufgabe einer Projektmanagementorganisation, dass sie überlegt, wenn auf der einen Seite was schief geht, wo sie das auf der anderen Seite wieder reinholen kann. Wir werden in diesem Jahr die 50-Prozent-Marke bei den Tunnelrohbauarbeiten erreichen. . .
. . .nur bei Stuttgart 21 oder inklusive der Neubaustrecke?
Für Stuttgart und die Neubaustrecke zusammen.