Auf Basis des neuen Gesamtwertumfangs für Stuttgart 21 von 5,987 Milliarden Euro zuzüglich der etwa 600 Millionen Euro Risikopuffer berechnet die Bahn die einzelnen Abschnitte des Projekts nun neu. Für die Fildertrasse steigt der Etat auf 716 Millionen Euro.

Stuttgart - Die Zahl ist laut Stuttgart-21-Sprecher Wolfgang Dietrich brandneu und betrifft just jenen Projektabschnitt, der aktuell die meisten Sorgen bereitet: Auf 716 Millionen Euro inklusive Risikopuffer beläuft sich demnach der Gesamtetat für den Filderabschnitt und die Anbindung des Flughafens. Das ist der Planfeststellungsabschnitt 1.3, für den das Regierungspräsidium Stuttgart jüngst das Anhörungsverfahren eingeleitet hat. Die eigentlichen Baukosten, sagt Wolfgang Dietrich, hätten sich aber nicht geändert.

 

Bisher waren die Gesamtkosten für die sogenannte Antragstrasse auf den Fildern mit 536 Millionen Euro angegeben worden. Auf Basis des neuen Gesamtwertumfangs für Stuttgart 21 von 5,987 Milliarden Euro zuzüglich der etwa 600 Millionen Euro Risikopuffer seien die einzelnen Abschnitte des Projekts nun aber neu berechnet und die Zahlen heruntergebrochen worden, sagt Dietrich. Man habe sozusagen die von der Bahn identifizierten Risiken und deren Absicherung, die zur Erhöhung der veranschlagten Projektkosten geführt haben, verteilt. In dem neuen Kostenvolumen von 716 Millionen Euro seien nun gegenüber der ursprünglichen Kalkulation entsprechende Risikoanteile mit einberechnet. Außerdem seien darin auch Folgekosten aus der Schlichtung enthalten, sagt Dietrich, etwa die zweigleisige Anbindung der neuen ICE-Station am Flughafen.

Die Planunterlagen werden demnächst ausgelegt

In Kürze, am 6. November, sollen die Planunterlagen für den Abschnitt in den Rathäusern der betroffenen Kommunen Stuttgart, Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt, Ostfildern, Neuhausen, Köngen und Sindelfingen ausgelegt worden. Im Anschluss an die einmonatige Auslegefrist wird vom Regierungspräsidium Stuttgart ein öffentlichen Erörterungsverfahren durchgeführt, bei dem voraussichtlich eine Vielzahl an Einwendungen von Anwohnern, Umweltverbänden und den Kommunen selbst diskutiert werden müssen. Bis spätestens Anfang 2015 braucht die Bahn nach ihrer bisherigen Planung das Baurecht für die Trasse, die wegen der Führung der Fernzüge über die S-Bahn-Strecke und der Tieflage des neuen Bahnhofs umstritten ist. Andernfalls muss die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 erneut nach hinten verschoben werden.

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Dass der Zeitplan mehr als ehrgeizig ist, weiß die Bahn nur zu genau, weshalb sie demnächst auf den Fildern für das Vorhaben werben will. Es seien einige Informationsveranstaltungen geplant, um den Bürgern und betroffenen Anwohnern die Planung nahezubringen, sagte Dietrich. Unterstützt wird die Bahn von Interessenverbänden der Wirtschaft und Industrie, die sich insbesondere von einem neuen Flughafenbahnhof als Herzstück einer neuen Verkehrsdrehscheibe auf den Fildern „erhebliche Vorteile für die Zukunft“ versprechen, sagt Carlheinz Weitmann, Vorsitzender der Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Leinfelden-Echterdingen. „Heutzutage muss auch jeder Mittelstandsbetrieb international gut angebunden sein. Keiner ist mehr nur lokal tätig.“ Wichtig sei die gute Anbindung zudem für die „immer schwierigere Suche nach Fachkräften“, sagt Daniel Ludin von der Maschinenfabrik Fröhlich, der selbst seit mehr als 25 Jahren täglich von Ulm auf die Filder fährt – was bisher weder mit dem Auto noch dem Zug Spaß mache, wie er sagt.

Flughafen will staufreie Erreichbarkeit

Etwa anderthalb Stunden ist der Zug über die Geislinger Steige bislang unterwegs, auf nur noch 45 Minuten verkürze sich die Fahrtzeit von Ulm bis Leinfelden durch die Neubaustrecke, betont Christian Becker von der Bahn-Tochter DB Netze. Auf anderen Strecken sei die Zeitersparnis noch größer. Die neue Verkehrsdrehscheibe am Flughafen, zu der auch der Omnibusbahnhof und die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 gehört, bringe erhebliche Vorteile für den gesamten Filderbereich mit seinen 250 000 Menschen und 150 000 Arbeitsplätzen, sagt Becker. Einen Nutzen verspricht sich zudem auch der Flughafen, der mit 359 Millionen Euro an den Kosten beteiligt ist. Die staufreie Erreichbarkeit sei ein Muss für den Flughafen, sagt der Sprecher Volkmar Krämer. „Stuttgart wird besser angebunden sein als jeder andere Flughafen.“