Die Betonteile für den Bau des Fildertunnels für das Projekt Stuttgart 21 kommen aus Bayern. Die Baufirma Max Bögl erhält mit 80 Millionen Euro den bisher größten Auftrag für ihr Fertigteilwerk.

Stuttgart - Die Betonfertigteile, die die Innenwände des rund zehn Kilometer langen Fildertunnels für das Projekt Stuttgart 21 auskleiden, werden im oberpfälzischen Sengenthal (Landkreis Neumarkt) hergestellt. Die dort ansässige Firmengruppe Max Bögl hat nach übereinstimmenden Berichten mehrerer örtlicher Medien vom Wochenende den Auftrag dafür erhalten. Die Porr AG, die den Fildertunnel im Auftrag der Bahn baut, bestätigte dies am Wochenende nicht. Auch von Bögl war keine Stellungnahme zu erhalten.

 

Der Auftrag in Höhe von 80 Millionen Euro sei der größte für das Bögl-Fertigteilwerk in der Firmengeschichte, hieß es in den Berichten. Er umfasst die Herstellung und Lieferung der sogenannten Tübbinge für die zwei, jeweils 9,5 Kilometer langen Röhren des Fildertunnels. Dieses Bauwerk verbindet den neuen Tiefbahnhof im Kessel mit der rund 150 Meter höher liegenden Filderebene, von wo aus die neuen Bahnstrecken zum Flughafen oder an der Autobahn entlang direkt in Richtung Wendlingen und Ulm führen.

Insgesamt werden 53 620 Tunnelröhrenelemente hergestellt, die ein Gesamtgewicht von 650 000 Tonnen haben sollen. Diese Teile werden sukzessive in die Röhre eingebaut, die von der Tunnelvortriebsmaschine aus dem Gestein herausgebrochen wird. Die Produktion der Tübbinge laufe von Frühjahr 2014 bis Frühjahr 2018.

Auch anderenorts in Stuttgart 21 involviert

Vom rund 240 Kilometer von Stuttgart entfernt liegenden Fertigteilwerk in Sengenthal sollen die Tübbinge per Bahn in ein Zwischenlager nach Stuttgart gebracht werden, von wo aus sie dann an die Tunnelbaustelle geliefert werden. Wie genau der Transportweg ist, war am Wochenende nicht zu erfahren. Der Tunnelmund, von wo aus die Röhren vorangetrieben werden, entsteht momentan auf einer Fläche zwischen dem Gewerbegebiet Stuttgart-Fasanenhof und der A 8. Deshalb wird zumindest der letzte Teil der Anlieferung wohl über die Straße geschehen müssen. So waren bisher auch Aussagen der Firma Porr zum Bauablauf zu verstehen. Zunächst hatte die Firma geplant, ein Werk für die Betonfertigteile in der Nähe des Tunnelmunds anzusiedeln. Dies war am Veto der Stadt Stuttgart gescheitert, die dafür ein eigenes Planfeststellungsverfahren für nötig erachtete. Die Bahn sah dies – unterstützt von der Genehmigungsbehörde Eisenbahnbundesamt – durch den Planfeststellungsbeschluss für den Tunnelvortrieb bereits gewährleistet. Zwischen dem Rathaus und der Bahn gab es massive Verstimmungen.

Die Firma Max Bögl, die eine Niederlassung in Stuttgart-Weilimdorf hat, ist auch an anderer Stelle für das Projekt Stuttgart 21 aktiv. Zusammen mit der Züblin AG, einer Tochter des österreichischen Baukonzerns Strabag, baut sie den 5,9 Kilometer langen Albabstiegstunnel der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Er führt von der Albhochfläche zum Hauptbahnhof Ulm. Dieser Auftrag, der Mitte Juli vergeben wurde, hat ein Volumen von 250 Millionen Euro.

Die im Jahr 1929 gegründete Firma Max Bögl, die alle Bereiche der Bauwirtschaft abdeckt, gehört mit weltweit rund 6000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt 1,3 Milliarden Euro zu den zehn größten deutschen Baufirmen. In Stuttgart war das Unternehmen bereits an Renommierprojekten wie der Neuen Messe und der neuen Stadtbibliothek beteiligt. Im Auftrag der Stadt errichtet es momentan für 60 Millionen Euro das berufliche Schulzentrum für Ernährung, Gesundheit und Pflege. Bögl war auch in umstrittene Großprojekte wie Rhein-Main-Donau-Kanal, Berliner Hauptbahnhof und Transrapid involviert.