Der Juchtenkäfer lebt nicht nur auf dem Stuttgart-21-Gelände, sondern zumindest vereinzelt in allen Bundesländern.

Berlin - Der Juchtenkäfer lebt nicht nur auf dem Stuttgart-21-Gelände, sondern zumindest vereinzelt in allen Bundesländern. Das geht aus einer am Montag in Berlin veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine Grünen-Anfrage hervor. Der Juchtenkäfer war für die Gegner des geplanten Tiefbahnhofs zum Glücksfall geworden. Denn das Eisenbahnbundesamt untersagte der Deutschen Bahn zunächst das weitere Abholzen, weil ein Plan zum Schutz des Käfers und von Fledermäusen fehlte.

Der auch Eremit genannte Käfer steht unter Naturschutz und wird in der deutschen Roten Liste von 1998 als "stark gefährdet" bezeichnet. Die Bundesregierung sagte zur Fällaktion in der Nacht vom 30. September dieses Jahres, nach ursprünglichen Untersuchungen sei der "Juchtenkäfer im Eingriffsbereich des Mittleren Schlossgartens nicht vorhanden" gewesen. Erst bei einer Nachuntersuchung im Jahr 2010 seien die Käfer in insgesamt neun Bäumen entdeckt worden.

Acht besiedelte Brutbäume bedroht


"Nach der derzeitigen Erkenntnislage ist davon auszugehen, dass der Eremit im Schlossgarten nach Abschluss der Bauarbeiten noch vorkommt", erklärte die Bundesregierung. Wieviel Käfer es geben werde, könne allerdings nicht gesagt werden. Von den geplanten weiteren Fällungen seien acht besiedelte Brutbäume bedroht.

Auch über das Schicksal der Käfer in einem gefällten Baum konnte die Bundesregierung konkret Auskunft geben: "Die in der gefällten Platane gefundenen Juchtenkäferlarven wurden geborgen und in eine Aufzuchtstation verbracht, wo sie sich in speziellen Aufzuchtbehältern weiterentwickeln können. Sie werden anschließend durch Experten wieder ausgesiedelt."

Den Namen Eremit erhielt der Käfer, weil er verborgen in mit Mulm (Holzerde) gefüllten Höhlen lebt, die er oftmals im ganzen Leben nicht verlässt. Der schwarzbraune Käfer wird zwei bis vier Zentimeter lang. Das Männchen produziert einen Sexuallockstoff, der wie mit Birkenteeröl eingeriebenes Juchtenleder riecht. Daher hat der Juchtenkäfer seinen Namen.