Wer vom Lenkungskreis für Stuttgart 21 eine finale Risikoanalyse erwartete, wurde enttäuscht. Doch etwas mehr Erhellung hätte es schon sein dürfen, meint StZ-Autor Christian Milankovic

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Inszenierung nach der mittlerweile 17. Auflage des Stuttgart-21-Lenkungskreises glich jener bei vergleichbaren Anlässen zuvor. Alle Beteiligten schilderten ihre Sicht des Diskutierten, lediglich in der Schwerpunktsetzung unterschieden sie sich in Nuancen.

 

Dabei schien es zuvor hinter verschlossenen Türen nicht ganz so einmütig zugegangen zu sein. Zwar wollte niemand aus dem Teilnehmerkreis das Wort Streit in den Mund nehmen, aber dass die Sitzung fast vier Stunden dauerte, obwohl es „nur“ ein Thema zu besprechen gab, lässt auf leidenschaftliche Diskussionen schließen.

Sorge vor dem Tunnel-GAU treibt um

Man nahm Verkehrsminister Winfried Hermann und OB Fritz Kuhn die ehrliche Sorge ab, beim Bau der Tunnel im Anhydrit könnten erhebliche Schäden zutage treten oder dass gar nach Inbetriebnahme das Tunnelgeflecht unter der Landeshauptstadt zum dauerhaften Pflegefall werden könnte – mit unabsehbaren Folgen für den Verkehr in der Region. Was blieb den beiden Grünen-Politikern anderes übrig, als sich die offensichtlich widerstreitenden Expertenansichten anzuhören und sich einen eigenen Reim darauf zu machen? Immerhin haben beide bekundet, der Bahn zu glauben, dass sie alles in Betracht Kommende unternehme, um den Tunnel-GAU zu vermeiden. Das aber sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

Die Sitzung mit einem lapidaren „gut, dass wir darüber gesprochen haben“ zu den Akten zu legen, würde der Sache nicht gerecht. Aber etwas mehr Erhellung in diesen für Stuttgart und die Region so eminent wichtigen Fragen hätte es schon sein dürfen. Es bleibt also dabei, dass man die unterschiedlichen Expertenmeinungen zur Kenntnis nehmen und darauf bauen muss, dass die Bahn die zweifelsfrei vorhandenen Risiken beherrscht. Richtig befriedigend ist das aber nicht.