Auch Einladungen des Stuttgarter Gemeinderats, über die Bauabschnitte für den neuen Tiefbahnhof im Rathaus Bericht zu erstatten, hat der Bauleiter Azer bisher hartnäckig ignoriert. "Pharaonengrab" nennen interne Kritiker sein Büro in der Räpplenstraße, weil von dort so gut wie nichts nach außen dringt. Dem Projektleiter aus Ägypten wird ohnehin nachgesagt, er würde den Stuttgartern am liebsten erst nach der für 2019 geplanten Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs erläutern, was es mit der Großbaustelle mitten in der Stadt eigentlich auf sich hatte. Azers Zurückhaltung sabotiert geradezu die Bemühungen des Kommunikationsbüros, etwa Sorgen in der Bevölkerung zu zerstreuen oder fachlich versierten Projektkritikern, die auf Risiken des Bahnprojekts hinweisen, etwas Fundiertes entgegenzusetzen.

Das Team Drexler - Azer harmoiert nicht


Dass Drexler irgendwann "die Nase voll" haben könnte und "den Bettel hinschmeißt", wie immer mal wieder spekuliert wird, ist freilich unwahrscheinlich. Der Genosse, ein leidenschaftlicher Befürworter des Projekts, weiß genau, dass dieser Schritt für Stuttgart 21 einen nicht wiedergutzumachenden Imageschaden bedeuten würde. Ganz abgesehen davon, dass Drexler seine Partei, die sein Ehrenamt als Mister Stuttgart 21 nur zähneknirschend erträgt, von einer Verlegenheit in die andere stürzen würde. Wie stünde die SPD, die ihre Unterstützung für Stuttgart 21 politisch teuer bezahlt hat, dann da?

Und Bahn-Chef Grube? Ein Machtwort des DB-Vorstandsvorsitzenden, dem immer noch das Image des ehrlichen Maklers anhaftet, ist bisher ausgeblieben. Stattdessen lobt er bei jeder sich bietenden Gelegenheit sowohl Azer als auch Drexler in den höchsten Tönen. Dass dieses Team nicht harmoniert, blendet Grube offenbar aus. Und das hat Folgen: Die Bahn kann weiter im alten Stil ihre Nichtinformationspolitik fortsetzen - etwa wenn es um die Ministererlaubnis für die Filderstrecke geht.

Nach Angaben des Berliner Bundesverkehrsministeriums hat die DB noch immer nicht alle Sicherheitsnachweise erbracht, um von Minister Peter Ramsauer (CSU) eine Ausnahmegenehmigung dafür zu erhalten, dass künftig ICE-Züge auf der S-Bahn-Trasse zwischen Rohrer Kurve und Flughafen verkehren dürfen. Auf die Frage, warum dies so sei, heißt es aus Drexlers Kommunikationsbüro kurz und bündig: "Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass die Ministererlaubnis erteilt wird."