"Rambo" war einmal. Der Regierungschef gibt sich jetzt lernwillig. "Die Regierung ist nicht von jedem gewählt", sagte er, "aber sie ist für jeden gewählt."

Stuttgart - So manch einer in der baden-württembergischen CDU wird in diesen Tagen seinen Stefan Mappus nicht mehr wiedererkennen. Man muss ja nicht gleich das Bild vom Polit-"Rambo" bemühen, um einen erstaunlichen Wandel im Auftreten des Ministerpräsidenten zu konstatieren. Vorbei ist es mit der Rhetorik der Entschiedenheit, die Mappus noch vor gerade einmal vier Wochen beim Landestag der Jungen Union in Ehingen (Alb-Donau-Kreis) gezeigt hatte. "Ein Land führt man, indem man auch dann steht, wenn es ein bisschen dünn wird in der Luft", gab der Regierungschef dem Parteinachwuchs auf den Weg. In Ehingen fiel auch das Wort vom Fehdehandschuh, der ihm hingeworfen worden sei. "Ich nehme ihn auf."

Mappus und der CDU-Generalsekretär Thomas Strobl setzten darauf, in der Stuttgarter Protestszene Berufsdemonstranten und Gewalttäter zu identifizieren, um den Widerstand gegen Stuttgart 21 zu spalten - bewährte Instrumente aus dem Parteiarsenal für robuste innenpolitische Auseinandersetzungen. Doch der Polizeieinsatz im Stuttgarter Schlossgarten vom 30. September und die danach weiter anschwellenden Protestzügen ließen diese Bemühungen ins Leere laufen.

Mappus hat das schnell bemerkt und mit der Präsentation des Vermittlers Heiner Geißler einen Strategiewechsel vollzogen. Nun gilt eine Politik, die Generalsekretär Strobl am Montag nach der Sitzung des Landesvorstands so beschrieb: "Ich kenne keine Hand, die so ausgestreckt ist wie die von Stefan Mappus."

Fehler eingestehen "ist das ja nicht das Allerschlechteste"


Am Dienstag, bei seinem Auftritt vor der Regierungspressekonferenz, tat der Regierungschef alles, um diesen Eindruck zu bestätigen. Geduldig antwortete er auf alle Fragen. Sogar den Begriff der Demut wollte er nach kurzem Zögern für seinen Rollentausch gelten lassen. Das sei ja nichts Schlechtes, sagte er. Freilich habe sich an seiner Entschiedenheit für das Bahnprojekt nichts geändert. Bei Stuttgart 21 handle es sich um ein "Generationen- und Jahrhundertprojekt." Aber wenn über 60.000 Menschen auf die Straße gingen, könne das eine Regierung nicht unbeeindruckt lassen. "Die Regierung ist nicht von jedem gewählt", sagte Mappus, "aber sie ist für jeden gewählt." Es seien Kommunikationsfehler gemacht worden, und wenn die Politik diese Fehler eingesteht, "dann ist das ja nicht das Allerschlechteste". Schließlich tauchten schon die nächsten schwierigen Infrastrukturprojekte am Horizont auf, zum Beispiel ein leistungsfähiges Stromnetz für Deutschland. "Ich nehme das im Moment als Lernprozess", sagte Mappus, der sich inzwischen über das Mediationsverfahren für die vierte Start- und Landebahn am Frankfurter Flughafen informiert hat. Dort habe man aus der Schlacht um die Startbahn West die Konsequenzen gezogen und es geschafft, mit drei Vermittlern die Menschen einzubinden.