Am 12. August wird im Stuttgarter Hauptbahnhof der Abgang zur S-Bahn gesperrt. Grund sind die beginnenden Arbeiten am Trog für den Durchgangsbahnhof bei Stuttgart 21. Die Alternativroute für Pendler führt ins Freie.

Stuttgart - Die Bahn hat im Technischen Ausschuss des Gemeinderats über die Sperrung des Zugangs zur S-Bahn in der Gleishalle des Hauptbahnhofs informiert; außerdem wurde berichtet, was sich für Pendler ändert und wie diese über die Änderungen der Wegeführung über die Klett-Passage zu den Nahverkehrsstationen informiert werden. Das neue Konzept unterscheidet sich von jenem, das dem Gremium 2012 präsentiert worden war.

 

Die Ursache

Am 5. August dieses Jahres, knapp vier Jahre nach dem Baustart, soll mit dem Aushub der Grube für den Tiefbahnhof begonnen werden. Deshalb muss der zwischen Gleis 3 und 4 gelegene und für tausende Pendler praktische Abgang zum S-Bahnsteig geschlossen werden. Ihnen bleibt in den kommenden Jahren nichts anderes übrig, als die verbliebenen Eingänge in der Klett-Passage zu benützen. Auch die Wegeführung von den Fernbahnsteigen zur Bahnsteighalle wird angepasst. Zwei je zehn Meter breite Brücken werden die Trogbaustelle überspannen. Derzeit wird jene zwischen Gleis 15 und 16 gebaut. Weil die Gleise um 120 Meter in Richtung Bad Cannstatt verlegt wurden, verlängert sich die Wegezeit für Pendler von neun auf 13 Minuten. Für viele bedeutet das, entweder einen Fern- oder Regionalzug früher oder eine S-Bahn später nehmen zu müssen.

Die Personenströme

Vor zwei Jahren hat die Bahn die Pendlerströme quantifiziert; auf diese Präsentation verwies in der Sitzung Nikolaus Hebding, Leiter des Bahnhofsmanagements Stuttgart, auf die Frage nach aktuellen Zahlen. Damals gab die Bahn an, rund 4300 Pendler würden in der morgendlichen Spitzenstunde nach der Sperrung den Mittelausgang und die Große Schalterhalle nutzen. Ein Auf- und Abgang zum S-Bahnsteig in der Klett-Passage würde weiter von rund 4400 Fahrgästen genutzt, bei dem anderen steige wegen des Wegfalls der Verbindung zwischen Gleishalle und Bahnsteig die Frequenz von 4400 auf etwa 8000. Beide hätten dann nur noch die Qualitätsstufe E – es treten Behinderungen auf, und „die Kapazität wird erreicht.“ Stets betont wird, dass für Mobilitätseingeschränkte der Aufzug zur S-Bahn vor der Kleinen Schalterhalle weiter genutzt werden kann – er bleibt die kürzeste Verbindung.

Neue Präsentation

Bahnhofsmanager Hebding hat im Technikausschuss für eine Überraschung gesorgt, indem er eine neue Alternativroute präsentierte, die im alten Konzept aus gutem Grund keine Rolle gespielt hatte: der Weg ums Bahnhofsgebäude herum. „Nachteil: 20 Meter am Nordausgang sind nicht überdacht“, heißt es in der Präsentation, die die Strecke zwischen dem Bahnhofsgebäude und der Rampe in die Klett-Passage beschreibt. Von Vorteil sei, dass unabhängig von der Lage der beiden Stege über die Grube die Gehrichtung für die Pendler immer gleich bleibe. In der Klett-Passage selbst gebe es – vorausgesetzt die Leute hielten sich an die Empfehlung – „wenig Kreuzungsverkehr“. Die Hoffnung sei, dass der hochfrequentierte Mittelausgang entlastet würde.

Neue Wege durch den Hauptbahnhof - für eine größere Ansicht klicken Sie auf die Grafik

Information

Die Bahn sieht eine statische und eine dynamische Wegeleitung vor. Info-Tafeln, Leitsäulen, Piktogramme , Max-Maulwurf-Banner, Bodenaufkleber und Deckenschilder sollen den Weg weisen. „Reisendenlenker“ sollen zudem die Fahrgäste informieren. Dafür würden neben Stammpersonal und Auszubildenden auch 20 Zeitarbeiter verpflichtet.

Reaktion

Während die Projektbefürworter von SPD, FDP und Freien Wählern die Bahn für ihre Präsentation lobten, fand CDU-Fraktionschef Alexander Kotz ungewöhnlich kritische Worte: „Ich will nicht warten, bis sich vor dem Nordausgang ein Stau bildet, weil die Pendler erst ihre Schirme aufspannen müssen. Es muss doch möglich sein, den Weg zu überdachen, zumal dieses Provisorium x Jahre benötigt wird.“ Derzeit geht die Bahn noch von einer Fertigstellung im Jahr 2021 aus. Er glaube auch nicht, dass das viele Personal in den Hauptverkehrszeiten benötigt werde, so Kotz. Die Pendler wüssten genau, wie sie zum Bahnsteig kommen. Angesprochen werden müssten jene, die nur selten die Bahn benützen. Grünen-Sprecher Jochen Stopper kritisierte die Bahn dafür, dass sie keine neuen Personenstromzahlen präsentieren wollte. Wegen der längeren Wegezeiten würden viele Pendler ihre Anschlusszüge verpassen. Er zweifle daran, dass das neue Wegekonzept funktionieren werde. Schlecht sei auch die Beschilderung beim Ausgang zum Mittleren Schlossgarten. Vor allem Auswärtige könnten sich in den Anlagen nicht orientieren. Ein Umstand, vom dem Hebding sagt, er könne ihn nicht optimieren. Er sei nur für den Bahnhof zuständig, für den Park sei das Land verantwortlich, das er auf den Missstand aufmerksam machen wolle. Grünen-Fraktionschef Peter Pätzold sagte, die S-Bahnabgänge seien Engstellen. Nicht nur der Komfort sei eingeschränkt, sondern auch die Funktion.