In der ersten Gesprächsrunde zu Stuttgart 21 haben der Bahn-Vorstand Volker Kefer und Tübingens OB Boris Palmer die inhaltlichen Akzente gesetzt.

Stuttgart - Punkt 10.04 Uhr bittet Heiner Geißler die Kamerateams höflich, aber bestimmt, den Mittleren Sitzungssaal zu räumen. Der Schlichter im Streit um Stuttgart 21 macht gleich zu Beginn der ersten Gesprächsrunde zwischen Gegnern und Befürwortern klar, worum es geht. "Wir können in dieser Schlichtung keinen neuen Bahnhof erfinden - und Stuttgart auch nicht zu einer ebenen Stadt machen", sagt der frühere CDU-Generalsekretär mit Blick auf die topografische Situation der Landeshauptstadt.

Entscheidend sei, dass alle Fakten auf den Tisch kämen. Anschließend könnten alle Seiten "den Versuch unternehmen", zu einer gemeinsamen Bewertung der Diskussion zu kommen.Er mahnt beide Parteien zur Sachlichkeit: "Wir wollen hier keine Predigten und keine Glaubensbekenntnisse", sagt Geißler und zielt damit keineswegs auf den evangelischen Pfarrer Johannes Bräuchle, der für die Stuttgart-21-Befürworter mit am Tisch sitzt.

Geißler definiert Spielregeln


Die Mahnung des Vermittlers gilt vor allem den Politgrößen wie Ministerpräsident Stefan Mappus und Verkehrsministerin Tanja Gönner (beide CDU) auf der einen sowie Tübingens OB Boris Palmer und dem Landtagsabgeordneten Werner Wölfle (beide Grüne) auf der anderen Seite des runden Tisches im Sitzungssaal.

Und Geißler definiert Spielregeln: Möglichst verständlich reden sollen die Kontrahenten, "kein Englisch, kein Latein und keine Abkürzungen" benutzen. Fachchinesisch soll tabu sein bei der "Fach- und Sachschlichtung".

Dass Geißler ausgerechnet den Regierungschef bei der namentlichen Vorstellung der Kombattanten vergisst, löst Heiterkeit auf der Pressetribüne aus. Doch zumindest in der ersten Runde der Schlichtungsgespräche spielt Stefan Mappus ohnehin nur die zweite Geige. Stattdessen duellieren sich hauptsächlich Bahn-Technikvorstand Volker Kefer - gelegentlich unterstützt von Ministerin Tanja Gönner - und Tübingens OB Boris Palmer, der den Platz des verhinderten Grünen-Landtagsfraktionschefs Winfried Kretschmann eingenommen hat. Sein "Assistent" in der Debatte ist der Sprecher der Bürgerinitiative gegen Stuttgart 21, der Stuttgarter SÖS-Stadtrat Gangolf Stocker.