Dass die Gleise 8 und 10 nur noch von ICE-Zügen befahren werden, war als Folge der Entgleisungen seit Langem bekannt. Nach der fast dreimonatigen Sperrung direkt nach den Unfällen gelten die Auflagen des Eisenbahn-Bundesamts für die beiden Fahrwege seit Ende Januar 2013. Erst aus der Antwort der Regierung wird nun bekannt, dass die Fahrmöglichkeiten für Züge aus Bad Cannstatt stark eingeschränkt sind. So können Abfahrten eines Regionalexpresses auf Gleis 9 und Einfahrten eines ICE auf Gleis 10 nicht zur gleichen Zeit stattfinden, auch Züge mit einer Länge über 380 Metern schränken die Nutzung der Nachbarbahnsteige ein. Kritik am Unfallbericht weist die Bundesregierung zurück. Die EUB arbeite unabhängig und regelkonform. Videoaufnahmen der Versuchsfahrt gebe es zwar, „Persönlichkeitsrecht und Datenschutz stehen einer Veröffentlichung entgegen“, erklärt sie. Für Gastel steht aber fest, dass die Unfalluntersuchung in Stuttgart „nicht zufriedenstellend“ war, dabei habe die EUB in anderen Fällen bewiesen, dass „sie es kann, wenn man sie lässt.“ Die Bundesregierung und Bahn hätte nach wie vor kein Interesse, die Zugentgleisungen aufzuklären. „Sie kaschieren, verharmlosen und negieren selbst das, was offenkundig ist“, sagt Gastel.

 

Der Abgeordnete kritisiert, dass die Regierung auf ein Drittel der Fragen „ausweichend oder überhaupt nicht antwortet“. Bund und Bahn hätten kein Interesse, die Entgleisungen aufzuklären, weil „ihnen der Zusammenhang mit Stuttgart 21 sichtlich unangenehm ist.“ Für den Grünen steht fest, dass eine „bundesweit einmalige gefährliche Gleissituation geschaffen wurde, um Platz für die S-21-Baustelle zu gewinnen“. Um Gefährdungen von Fahrgästen abzuwenden, müssten seit drei Jahren massive betriebliche Einschränkungen hingenommen werden, die sich weit über den Stuttgarter Hauptbahnhof hinaus auswirkten. „Die Regierung kaschiert die tatsächlichen Unfallursachen, um weitere Negativbotschaften von S 21 abzuwenden, und die Fahrgäste baden aus, was die DB fahrlässig angerichtet hat“, sagt Gastel.