Die Autobahn A 8 wird zwischen den Anschlussstellen Esslingen und Denkendorf für rund drei Jahre zum Engpass. Alle sechs Fahrspuren werden auf einer Fahrbahn geführt. Die Bahn braucht Platz für den Stuttgart-21-Tunnel Denkendorf.

Stuttgart - Autofahrer auf der Filderebene müssen sich von Ende März/Anfang April an für die nächsten drei Jahre wegen Stuttgart 21 auf erhebliche Behinderungen einstellen. Die Schienenstrecke wird dort entlang der Autobahn A 8 nach Ulm und zum Flughafen geführt. Das Kommunikationsbüro Bahnprojekt Stuttgart – Ulm hat auf StZ-Anfrage diesen Zeitpunkt als Beginn für die „Baufeldfreimachung des Tunnels Denkendorf“ genannt, der die Autobahn bei der Anschlussstelle Esslingen quert. Die Bahntrasse wird dort von der Nord-auf die Südseite der stark befahrenen Fernstraße geführt.

 

Als belastend für Mensch und Umwelt wird in der bereits 2008 genehmigten Planung der Verkehr bewertet, der beim Bau der weitgehend oberirdisch verlaufenden zehn Kilometer langen Schienenstrecke im Abschnitt 1.4 entsteht; lediglich 770 Meter verlaufen im Tunnel. Weitere negative Auswirkungen haben Abriss und Neubau diverser Landstraßen und Wirtschaftswege in dieser Gegend sowie der Bau zahlreicher Überführungen – vor allem aber die Einrichtung eines Nadelöhrs auf der Autobahn. Zigtausende Autofahrer aus ganz Europa werden bis Frühjahr 2018 auf Höhe der Tank- und Rastanlage Denkendorf unmittelbar mit dem von der Mehrheit der Bürger von Baden-Württemberg befürworteten Schienenprojekt konfrontiert: Wegen des Bahntunnelbaus werden zuerst alle sechs Fahrspuren auf die Fahrbahn in Richtung München verlegt und der westliche Tunnelteil hergestellt. Anschließend wird der gesamte Verkehr unter Inanspruchnahme von Flächen der Rastanlage auf die andere Fahrbahn verlegt.

Drei Spuren pro Richtung sollen erhalten bleiben

Im Baustellenbereich sollen aber – abgesehen von stundenweisen Sperrungen bei Ummarkierungen und Umverlegungen – immer in jede Richtung drei Spuren erhalten bleiben. Die jeweils rechte Spur wird 3,5 Meter breit sein, die mittlere und die linke Fahrspur je 2,75 Meter. Vor, in und hinter dieser Engstelle muss zwangsläufig die Geschwindigkeit gedrosselt werden. Ein Bahnprojektsprecher teilte mit, die Autobahn würde auf einer Länge von 850 Metern verschwenkt, die Planung sehe aber eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf einer Länge von 1,4 Kilometern auf 80 Kilometer pro Stunde vor. Die endgültige Festlegung der Höchstgeschwindigkeit bleibe dem Regierungspräsidium vorbehalten, so der Sprecher. Die verkehrsrechtliche Anordnung werde im Bereich des Fahrbahnwechsels nur Tempo 60 vorsehen, teilte das RP mit.

Auch die Anschlussstelle Esslingen muss umgebaut werden: Betroffen sind die Abfahrt aus Richtung München und die Auffahrt in Richtung Karlsruhe. Die Umbauarbeiten am anderen Ende, an der Anschlussstelle Wendlingen, sollen Ende 2016 beginnen. Die Rampen zwischen der A 8 und der B 313 müssen vorübergehend verlegt werden. Es sei über einen Zeitraum von zweieinhalb bis drei Jahren mit Einschränkungen durch Tempolimits in den Rampen und geänderten Verkehrsführungen zu rechnen, so das S-21-Projektbüro.

Beim RP liegt noch kein Antrag vor

Das Regierungspräsidium erklärte allerdings auf StZ-Anfrage, bisher liege kein Antrag der Bahn auf Genehmigung vor. Das Ministerium von Winfried Hermann (Grüne), der seinen Landtagswahlkreis in der Nähe der Baustelle hat, ließ eine Anfrage zu Details der verkehrlichen Maßnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Auch Landesstraßen sind betroffen: so wird die parallel zur Autobahn verlaufende L 1204 zwischen Scharnhausen und der Autobahnanschlussstelle Esslingen zur Bahntrasse. Diese Straße wird aber nördlich der Schienenstrecke neu gebaut. Zahlreiche Wirtschaftswege werden in dem landwirtschaftlich und für Freizeitaktivitäten genutzten Bereich überbaut oder zerschnitten. Auch dafür soll es Ersatz geben.

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