Glückliches Ende für den VfB Stuttgart. In der Nachspielzeit traf Verteidiger Georg Niedermeier zum 1:1 gegen Wolfsburg.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Von Georg Niedermeier ist man ja vieles gewöhnt. Er hat schon als solider Innenverteidiger überzeugt. Er hat, wie es sich für einen groß gewachsenen Abwehrspieler gehört, auch schon einige Kopfballtore erzielt. Zuletzt fiel er aber vor allem wegen seiner Mängel im Passspiel nach vorne auf. Nun hat er sein Repertoire erweitert. Gegen den VfL Wolfsburg erzielte der Fußballer des VfB Stuttgart in der Nachspielzeit den 1:1 (0:1-)Endstand.

 

Und zwar in Manier eines Torjägers: nach einem Pass von Christian Gentner nahm Niedermeier den Ball mit der Fußspitze an – und brachte ihn im Netz unter. Damit löste Niedermeier nach einem schwachen VfB-Auftritt vor allem Erleichterung im Stuttgarter Lager aus. Dem Club bleibt es erspart, die nächsten zwei Wochen auf dem Relegationsplatz zu sitzen. Denn wegen der Länderspielpause geht es für den VfB erst wieder am 2. April in Bremen weiter. Dann werden wohl auch wieder Tamás Hajnal und Martin Harnik dabei sein. Denn ohne die beiden läuft beim VfB nicht viel. Das war die bittere Erkenntnis, die der Bundesligist gestern ziehen musste.

Zerbrechlich wie ein Glashaus

Nach wie vor ist das Stuttgarter Gebilde also zerbrechlich wie ein Glashaus inmitten eines Orkans. Was natürlich auch daran liegt, dass die Schwaben auf ihre zuletzt besten Spieler verzichten mussten. So nahm der VfB-Trainer Bruno Labbadia einige personelle Veränderungen vor. Allerdings beließ er es beim bewährten System mit einer nominellen Spitze: Pawel Pogrebnjak. Hinter dem Russen spielte Christian Gentner zunächst in der zentralen Rolle, die zuletzt Hajnal vorzüglich ausgefüllt hatte. Aber der ungarische Mittelfeldspieler fehlte wegen einer Oberschenkelzerrung. Damit mangelte es den Stuttgarter Aktionen an Ideen und Struktur.

Neu in der Anfangself war außer Stefano Celozzi auf der rechten Abwehrseite auch Timo Gebhart, der für den gelbgesperrten Martin Harnik zum Zug kam – und seine Sache recht auffällig machte. Wenn in der Anfangsphase bei den Gastgebern überhaupt etwas nach vorne lief, dann war Gebhart beteiligt. Wie in der 24. Minute, als er nach dem ersten gelungenen VfB-Angriff an Torhüter André Lenz scheiterte.

Der 37-jährige Ersatzmann hatte nach dem Ausfall von Stammkeeper Diego Benaglio von Felix Magath den Vorzug vor dem jungen Marwin Hitz (23) erhalten. Auch ansonsten vertraute der nach Wolfsburg zurückgekehrte Coach den Spielern, die er schon im Meisterjahr 2009 schätzte – zum Beispiel Grafite. Der brasilianische Stürmer erzielte nach einer Nachlässigkeit von Celozzi auch die Führung (40.).

Ulreich brüllt

Danach ereignete sich eine Szene, welche zum einen die Anspannung bei den Stuttgartern dokumentierte, zum anderen aber auch zeigte, dass die Position von Sven Ulreich im Team gefestigter ist. Der Torhüter lief in bester Jens-Lehmann-Manier auf Celozzi zu, brüllte ihn an und packte ihn auch am Trikot. Schon zuvor hatte Ulreich nach einem Patzer von Serdar Tasci gegen Diego gerettet (28.), und damit seine Serie an Glanztaten in den vergangenen Partien verlängert.

Die Verunsicherung griff nach dem Rückstand in den VfB-Reihen weiter um sich. Zumal Labbadia erneut zu einem personellen Wechsel gezwungen war. Zdravko Kuzmanovic humpelte verletzt und mit verzweifeltem Gesichtsausdruck vom Rasen (39.). Für ihn kam Elson. Der Brasilianer übernahm Gentners offensiveren Part im Mittelfeld, Gentner selbst rückte weiter nach hinten – alles, um das System nicht zu verändern und wenigstens ein wenig Kontinuität im Stuttgarter Spiel zu halten.

Doch den nächsten Wechsel gab es unmittelbar nach der Pause. Khalid Boulahrouz kam für den angeschlagenen Tasci (Adduktorenprobleme). Größere Stabilität ergab sich daraus in der Defensive aber auch nicht, weil der VfB Diego nicht wirklich in den Griff bekam. Zudem stellten sich die Verteidiger immer wieder ungeschickt an, und Georg Niedermeiers Beitrag zum Spielaufbau grenzte an eine Zumutung.

In der Offensive ergab sich immer noch kein Spielfluß. Es war nicht einmal der Ansatz einer Idee zu erkennen, um die Wolfsburger Abwehr aus den Angeln zu heben. Freistöße von Elson waren alles, was die Stuttgarter zu bieten hatten – und die lösten keine erhöhte Alarmbereitschaft im Gästestrafraum aus. Dagegen musste auf der Gegenseite Ulreich gegen Polak einmal mehr seine Mannschaft retten (65.). Ebenso wie später gegen Grafite (82.).

VfB Stuttgart Ulreich – Celozzi (67. Schipplock), Tasci (46. Boulahrouz), Niedermeier, Molinaro – Träsch, Kuzmanovic (39. Elson) – Gebhart, Gentner, Okazaki – Pogrebnjak.

VfL Wolfsburg Lenz – Pekarik, Kjær, Friedrich, Schäfer – Josué (74. Madlung), Hasebe (46. Polak) – Riether, Cicero (60. Koo) – Diego – Grafite.

Schiedsrichter Gräfe (Berlin).

Zuschauer 38.500.

Tore 0:1 Grafite (40.), 1:1 Niedermeier (90.).

Das Spiel im Minutenprotokoll