Erstmals heißt es in Stuttgart "Eine Stadt liest ein Buch". Die Wahl fiel auf den Roman "Sturmflut" von Margriet de Moor.

Stuttgart - Ungewohnte Witterungsbedingungen im Kessel: Im Mai 2012 herrscht in Stuttgart zwei Wochen lang Sturmflut – beziehungsweise „Sturmflut“, wie der Roman der niederländischen Schriftstellerin Margriet de Moor in der deutschen Übersetzung heißt. Dann findet erstmals in Stuttgart das Projekt „Eine Stadt liest ein Buch“ statt. Damit ist die Landeshauptstadt die erste Stadt im Südwesten, die sich nach dem Vorbild anderer Großstädte wie Köln, Hamburg, Frankfurt am Main und Düsseldorf daran macht, ein bestimmtes Buch in der ganzen Bevölkerung ins Gespräch zu bringen – mit stiller Lektüre, aber vor allem mit vielen öffentlichen Aktionen.

Im Mittelpunkt steht in Stuttgart die 2005 erstmals erschienene 250-Seiten-Geschichte zweier Schwestern, deren eine 1953 bei der historischen Hochwasserkatastrophe in den südwestlichen Niederlanden umkommt, während die andere überlebt und hochbetagt stirbt – nachdem beide spielerisch, nur für ein Wochenende, die Identität getauscht hatten. Ab sofort liegt eine Taschenbuch-Sonderausgabe von Sturmflut in den Stuttgarter Buchhandlungen bereit (dtv, 9,90 Euro), und ab sofort ist auch die informative und interaktive Homepage scharf geschaltet.

„Ich habe die Schirmherrschaft sehr gern übernommen“, sagte die Stuttgarter Kulturbürgermeister Susanne Eisenmann (CDU) am Dienstagnachmittag bei der Vorstellung des Projekts, das von 14. bis 26. Mai viele verschiedene literarische Institutionen, Bildungseinrichtungen, Schulen und Hochschulen, aber auch Krankenhäuser und Seniorenheime in einem möglichst großen Veranstaltungsreigen sammenbringen soll. „Ich habe mich gewundert, dass nicht schon längst jemand
auf die Idee gekommen ist“, so Eisenmann weiter.

Startschuss für die eigentliche Planung ist gefallen

 

Für Stuttgart auf die Idee gekommen ist man beim Stuttgarter Schriftstellerhaus, dessen Geschäftsführerin Astrid Braun sehr darauf hofft, dass ihre „kleine Institution“ mit dieser Idee möglichst viel Begeisterung auslösen kann. Jetzt ist der Startschuss für die eigentliche Planung gefallen, den der „Arbeitskreis Stuttgart liest“ seit einem Jahr vorbereitet hat, mit Diskussionen über die Organisation, vor allem aber mit Lektüre und Juryarbeit. Rund dreißig Titel wurden gesichtet und gelesen, bevor die Entscheidung für den von der Kritik hoch gelobten Roman der Niederländerin fiel.

Für den Trägerverein des Schriftstellerhauses sagte dessen Vorsitzende Irene Ferchl, mit dem vielschichtigen, spannenden Roman und seiner Autorin Margriet de Moor, die sich in ihren Romanen wiederholt mit Künstler- und Musikerpersönlichkeiten auseinandergesetzt hat, sei ein breitgefächertes Angebot möglich. So werden sich die Musikhochschule wie die Kunstakademie, die Stuttgarter Philharmoniker wie der Hospitalhof und das Augustinum am Programm beteiligen. Neben dem Literaturhaus macht auch die neue Stadtbibliothek mit: Dort wird ein Wettbewerb für Schüler koordiniert, bei dem es darum geht, die eigene Kreativität und Fantasie von dem Buch inspirieren und daraus Geschichten, Hörbücher oder Videos werden zu lassen.

Zu 15.000 Euro Projektförderung, die die Stadt genehmigt hat, und den Finanzierungsanteilen, die von den jeweiligen Veranstaltern getragen werden, soll ideelle und materielle Unterstützung von Sponsoren und Mäzenen kommen. Bisher haben sich der Hanser Verlag, bei dem „Sturmflut“ 2005 erschienen ist, und der Deutsche Taschenbuch-Verlag engagiert. Besonders dankbar ist Astrid Braun für die Unterstützung des Literaturcafé.de-Machers Wolfgang Tischer: Er hat die Homepage aufgebaut, auf der es nicht nur Informationen gibt, sondern auch die Möglichkeit, eigene Veranstaltungsideen zu melden, und er betreut die Fanseite auf Facebook sowie das Twitter-Konto zu „Stuttgart liest ein Buch“.