Kultur: Stefan Kister (kir)

Gegenbeispiele zum Pfau sind die Schlange („nun einmal dazu verdammt, das Böse zu personifizieren“), die schwarze Nacktschnecke („noch böser als die Schlange“), der unheimliche Albinowelz, der im Aquariendunkel aus der Scheibe glupscht, schließlich die ledrigen Bündel, die im Insektenhaus an einem Stumpf baumeln und sich als Flugfüchse herausstellen.

 

„Ein Freund hält mein Giraffenbuch für einen Vampirroman: Inge Lohmark hat etwas Zombiehaftes, alles ist am Aussterben.“ An einer Stelle sinnt die Protagonistin über die Verwandtschaft zwischen Mensch und Fledermaus nach: harte ängstliche Augen, der entsetzte Mund eines Neugeborenen, „dazu anatomisch identische Geschlechtsorgane, ein paar brustständige Zitzen, freihängender Penis, pro Jahr ein oder zwei Junge.“ Alles wie bei uns, vielleicht sind sie eben deshalb unser liebstes Gruseltier.

Behände wie ein Urpferdchen

Gruselig nimmt sich langsam angesichts der fortschreitenden Zeit auch die Vorstellung an die Abendveranstaltung im Rosensteinmuseum aus, die wartenden Biologen. Schalansky muss vorher noch in ihr Hotel am andern Ende der Stadt. Doch ein Abstecher zum Affenhaus will sie sich nicht nehmen lassen. Vorbei an einer kleinen Giraffe und sich lausenden Pavianen eilt sie dorthin, wo eine träge Gorillamama den Nachmittag damit ausklingen lässt, ihr Kleines beim tastenden Spiel zu bewachen. „Wie meine kleine Tochter“, sagt sie sehnsüchtig. Auch hier: Alles wie bei uns.

Im Flug verging dieser Ausflug durch Millionen Jahre Naturgeschichte. Endlos zieht sich der Weg zum Hotel und wieder zurück ins Rosensteinmuseum. Vor dem Eingang stehen die Biologen und schauen ins Weite. Es schlägt sieben Uhr. Behände wie ein Urpferdchen eilt Schalansky herbei.