Stadtverwaltung und Bürger sind uneinig darüber, wie sich der Bereich rund um die ehemalige Hauswirtschaftliche Schule entwickeln soll

Stuttgart-Ost - Die Else-Kienle-Staffel zwischen Stöckachplatz und Landhausstraße soll schöner werden. Dieses Teilziel für das Sanierungsgebiet Stuttgart 29 dürften die wenigsten Menschen im Osten ablehnen. Über den Umfang der Umgestaltung herrscht aber Uneinigkeit. Das Bürgerbeteiligungsforum Stöckach-Treff fordert eine schlankere Planung als derzeit vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung vorgesehen. Auf den Fragen- und Forderungskatalog der Bürger will der Stadtplaner Martin Holch im September erst im Stöckach-Treff und anschließend im Bezirksbeirat detailliert eingehen.

 

Bis auf dem Areal rund um die ehemalige Hauswirtschaftliche Schule die Bagger anrollen, wird es voraussichtlich noch mindestens ins Jahr 2020 dauern. „Wir stehen also nicht unter Zeitdruck“, sagt Martin Holch. „Das ist gut, weil wir dadurch einen schwierigen Abwägungsprozess in aller Ruhe bewältigen können.“

Die Pächter müssten wohl oder übel weichen

Für die Umgestaltung der Else-Kienle-Staffel existiert ein Entwurf des Landschaftsarchitektenbüros Jetter, das in einer Arbeitsgemeinschaft mit Harris und Kurrle Architekten den Planungswettbewerb für das Areal gewonnen hat. Zwei Ziele stehen im Vordergrund: Erstens soll die Wegeverbindung vom Stöckachplatz zur Landhausstraße durch eine Aufwertung der Treppenanlage verbessern werden, unter anderem, indem man eine durchgängige Sichtachse schafft. Zweitens ist eine umfassende und attraktive öffentliche Grünanlage vorgesehen. „Von denen haben wir in der unmittelbaren Umgebung viel zu wenig“, sagt Holch.

Grünflächen gibt es entlang der Staffel zwar durchaus bereits heute, zum Beispiel den Nachbarschaftsgarten. Die Bereiche östlich der bestehenden Treppenanlage sind von der Stadt aber privat verpachtet. Das könnte sich künftig ändern, zumal die Staffel bei der geplanten Verschiebung und Verbreiterung just Teile der privat genutzten Gärten durchschneiden würde. Die Pächter müssten wohl oder übel weichen. „Da prallen Einzel- und Gemeinschaftsinteressen aufeinander“, sagt Holch.

Für Ingrid Schwerdtfeger, die Sprecherin der Arbeitsgruppe Hauswirtschaftliche Schule & Stöckachplatz im Stöckach-Treff, lassen sich die unterschiedlichen Einzelinteressen allerdings nicht so einfach vom Tisch wischen. „Jemand, der seinen gepachteten Garten über Jahrzehnte hinweg gehegt und gepflegt hat, hat auch einen Dienst an der Gemeinschaft geleistet“, sagt sie. Die Idee, den Nachbarschaftsgarten zu Gunsten der Öffentlichkeit aufzuwerten, lobt sie, aber die Aufwertung der Staffel solle insgesamt moderater ausfallen. Das heißt: Mäßige Verbreiterung ja, Verschiebung und Neubau nein.

Die Arbeitsgruppe hat einen Forderungskatalog an das Stadtplanungsamt geschickt

Die Arbeitsgruppe hat einen Fragen- und Forderungskatalog an das Stadtplanungsamt geschickt. Dessen Kernaussage: dem Gemeinderat müsse vor einer Entscheidung eine zweite Planungsvariante vorgelegt werden, die nicht mehr als nötig an der jetzigen Situation verändere. Ein größerer Eingriff könne bedeuten, dass das Gelände seine ökologischen und stadtklimatischen Funktionen nicht weiter wie bislang erfüllen könne. „Wir möchten nicht, dass dort Tabula rasa gemacht wird“, sagt Ingrid Schwerdtfeger.

Den Eindruck, das Planungsamt wolle an der Staffel seinen Willen durchdrücken, ohne den Bedenken der Bürger Gehör zu schenken, weist Martin Holch von sich. „Es gibt mehrere Abstufungen der Planung, darunter auch eine mit weitgehend naturbelassener Hanglage“, besänftigt er und sucht das erneute Gespräch mit der informellen Bürgerbeteiligung. Martina Schütz, die Koordinatorin des Stöckach-Treffs, gibt sich zuversichtlich, „dass wir einen Konsens finden werden“. Sie betont: „Wir sind in einem guten Dialog mit dem Stadtplanungsamt.“