Das Stadtmarketing wirbt für eine Zusammenlegung der Gewerbevereine in Stuttgart-Plieningen und Stuttgart-Birkach. Diese Idee stößt aber vor allem in Birkach auf heftigen Widerstand. Den kleinen Bezirk plagt eine große Sorge.

Birkach/Plieningen - Torsten von Appen ist es gar nicht recht, dass die Idee einer Fusion der Gewerbevereine von Birkach und Plieningen in der Öffentlichkeit diskutiert wird. „Wenn das passiert, ist die Idee wohl gestorben“, sagt der Stadtteilmanager. Zu heikel sei das Thema für die Beteiligten, als dass eine Diskussion an einem anderen Ort als hinter geschlossenen Türen derzeit Sinn ergeben würde, meint er.

 

Die Stuttgarter Wirtschaftsförderung trage sich zwar schon lange mit dem Gedanken, dass in Birkach und Plieningen aus zwei besser eins werden sollte, sagt von Appen. Doch es gebe große Widerstände, vor allem in Birkach, sagt er. Von Appen, der lieber zum Thema schweigen würde, erklärt dann doch auf Nachfrage, was sich Birkach Aktiv und Plieninger Leistungsgemeinschaft (PLG) alles sparen könnten, wenn sie die Schritte zu einer Zusammenlegung wagen würden. „Es gäbe nur einen Beitrag, einen Vorsitzenden und einen Vorstand“, sagt er. Kosten könnten also reduziert werden, und die Mitglieder könnten gemeinsam die Aufgaben besser stemmen.

Jüngere Mitglieder sehen Chancen

Die Verantwortlichen in der PLG scheinen den Argumenten von Appens offen gegenüber zu stehen. Der zweite Vorsitzende der PLG, Folker Baur, spricht die Option einer Zusammenlegung offen an, als er gefragt wird, wie es mit den Sommerfesten der beiden Gewerbevereine weitergeht. Er relativiert dann aber: „Beide Gruppen führen Gespräche. Aber wir sind noch nicht so weit, dass wir morgen oder in ein paar Monaten einen Verein für beide Bezirke gründen.“ In der PLG seien es besonders die jüngeren Mitglieder, die in einer Zusammenlegung vor allem Chancen sehen würden, sagt er. Er könnte sich vorstellen, dass beide Vereine irgendwann aus einem gemeinsamen Budget einen Vorstand im Nebenamt bezahlen. Der neu geschaffene Posten könnte so den Vorstand bei den Geschäften entlasten, sagt Baur. Er verweist auf die Kooperation zwischen KV und TV Plieningen als Beispiel für ein Zusammengehen von Birkach Aktiv und PLG. „Das läuft alles sehr harmonisch“, sagt er.

Einen solchen Zustand zwischen dem Birkacher und dem Plieninger Gewerbeverein scheint sich die Vorsitzende von Birkach Aktiv, Anna Ventouri, derzeit nicht vorstellen zu können. Es gebe atmosphärische Störungen im Verhältnis beider Gewerbevereine, sagt sie. „Die Chemie stimmt nicht zwischen Plieningen und Birkach.“ Deshalb sei eine wie auch immer geartete engere Zusammenarbeit keine Option. „Ich lehne das vollkommen ab“, sagt Ventouri. Die Argumente größerer Effizienz und Kostenersparnis stünden aus ihrer Sicht dem Verhalten der Plieninger Akteure gegenüber. Es sei bei einer Zusammenlegung zu befürchten, dass die Belange des Birkacher Gewerbes unter den Tisch fallen, meint sie. „Für die Plieninger kommt Plieningen und dann lange nichts. Wir werden behandelt wie der Rattenschwanz von Plieningen“, sagt sie.

Vorsitzende fühlt sich bestätigt

Die Vorsitzende von Birkach Aktiv hält es für möglich, dass der Verein seine Position überdenken könnte, wenn ein anderes Personaltableau die Geschicke der PLG leiten würde. Derzeit stünde für die Birkacher Gewerbetreibenden aber eher mehr Unabhängigkeit von der PLG auf der Agenda, sagt sie. Ihre Einschätzung nach würden die meisten Birkacher eine Eigenständigkeit des Gewerbevereins unterstützen.

Nach dem jüngsten Gesundheitstag und verkaufsoffenen Sonntag in Birkach habe es viele positive Rückmeldungen von Bürgern gegeben, sagt Ventouri. Zum ersten Mal feierten die beiden Gewerbevereine ihre Sommerfeste getrennt – angeblich aus terminlichen Gründen. Im kommenden Jahr sollte es wieder eine gemeinsame Veranstaltung geben, fordert das Stadtmarketing. Doch das passe vielen Bürgern in Birkach nicht, meint Ventouri. „Die Birkacher waren begeistert von der Veranstaltung, und viele haben sich gewünscht, dass auch im kommenden Jahr wieder ohne die PLG gefeiert wird“, sagt sie.

Die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel würde einen gemeinsamen Gewerbeverein für beide Bezirke begrüßen. Sie wundere es aber nicht, dass dies vorerst wohl nur ein Plan für die Schublade sei. Es gebe noch ein zu großes Bewusstsein für das Trennende zwischen Birkach und Plieningen. „Ich glaube, dass das bei den Jüngeren anders ist. Die sehen sich eher als Stuttgarter und nicht als Plieninger und Birkacher“, sagt Lindel. Der Generation, die derzeit in den Gewerbevereinen die Entscheidungen träfe, sei eine engere Kooperation wohl nicht zu vermitteln, sagt sie. „Vielleicht klappt es, wenn diejenigen das Sagen haben, die im Moment noch in der Schule sind“, meint die Bezirksvorsteherin.