Der Leiter der Tübinger Polizeidirektion tritt wahrscheinlich die Nachfolge von Siegfried Stumpf (Foto) an.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Das Innenministerium präsentiert am Dienstag den neuen Polizeipräsidenten. Es soll sich um Thomas Züfle handeln, der bis jetzt die Tübinger Polizeidirektion leitet. Er tritt die Nachfolge von Siegfried Stumpf an, der Ende April aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand gegangen war. Den Namen bestätigte das Innenministerium am Montag nicht. „Vor der Pressekonferenz am Dienstag sagen wir dazu nichts“, sagte Andreas Schanz, der Sprecher des Ministeriums, am Montag nur. Thomas Züfle war nicht erreichbar, er weilt im Urlaub.

 

Mit der Ernennung des Chefs der Tübinger Polizeidirektion ist eine Frage geklärt, die im Vorfeld viel diskutiert worden war: nämlich die, ob nach dem Polizisten Siegfried Stumpf wieder ein Jurist die Dienststelle leiten sollte. Bis zu Stumpfs Amtsantritt im Jahr 2006 hatten Juristen das Amt innegehabt, zuletzt Martin Schairer, der nun Stuttgarter Ordnungsbürgermeister ist. Mit Thomas Züfle wird nun also wieder ein Polizist an der Spitze des Polizeipräsidiums stehen. Kriminaldirektor Thomas Züfle ist in der Hahnemannstraße, wo das Polizeipräsidium seinen Sitz hat, kein Unbekannter. Er war dort von 2006 an gut ein Jahr als Leiter der Kriminalinspektion1 tätig – also zu Beginn von Stumpfs Amtszeit.

„Wenn es Herr Züfle wird, begrüßen wir das sehr“, sagt Rüdiger Seidenspinner, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. Thomas Züfle erfülle alle Voraussetzungen, die aus Sicht der Gewerkschaft der neue Polizeipräsident mitbringen müsse. „Wir wollten, dass es wieder ein Polizist wird“, sagt er. Infrage komme für die verantwortungsvolle Position ein Beamter, der Führungserfahrung „mindestens in einer mittleren Polizeidirektion hat“, also etwa die Größe von Göppingen oder Tübingen, was mit Züfles Ernennung erfüllt sei. Die Forderung, wieder einen Juristen zu benennen, habe die Gewerkschaft nicht verstanden. „Ein Polizist kann das mindestens ebenso gut“, so Seidenspinner.

Züfle ist im Innenministerium kein Unbekannter

Züfle, der 1973 bei der Bereitschaftspolizei in Göppingen seine Laufbahn begonnen hatte, war auch in den Jahren 1976 bis 1978 schon einmal im Stuttgarter Polizeipräsidium. 1989 wechselte er zum Landeskriminalamt. Im Innenministerium ist Züfle ebenfalls kein Unbekannter. Sechs Jahre lang arbeitete er dort als Referent, unter anderem nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auch für die Bekämpfung islamistischen Terrors. 2004 war Thomas Züfle, inzwischen mit dem Rang eines Kriminaloberrats, nach Afghanistan entsandt, um dort die Polizei aufzubauen.

Thomas Züfle tritt das Amt des Polizeipräsidenten nach einer unruhigen Zeit für Stuttgart an. Vor Stumpfs Abschied in den Ruhestand waren immer wieder Forderungen nach seinem Rücktritt laut geworden, vor allem aus dem rot-grünen Lager in der Landes- und Kommunalpolitik. Der 60-Jährige hatte die komplette Verantwortung für den Polizeieinsatz im Schlossgarten am 30. September 2010, dem sogenannten schwarzen Donnerstag, übernommen. „Wir finden es unerträglich, dass Stumpfs Wirken nur noch ab dem 30.September bewertet wird“, sagt dazu der Chef der Gewerkschaft, Seidenspinner. Diese Kritik richtet er auch an das Ministerium, dem Stumpfs Abschied gerade nur eine dreizeilige Pressemitteilung wert gewesen sei.

Mit der als sicher geltenden Präsentation von Thomas Züfle heute ist zumindest eine vakante Führungsposition der Polizei besetzt. Noch gibt es keinen neuen Leiter für das Landeskriminalamt, dessen Chefsessel seit Januar herrenlos ist. Es scheint nur sicher zu sein, dass der im Februar bereits dem damals noch amtierenden schwarz-gelben Kabinett präsentierte Tübinger Polizeipräsident Dietrich Moser von Filseck aus politischen Gründen – weil es sich um einen Vorschlag des CDU-Innenministers Heribert Rech gehandelt hatte – nicht mehr für das Amt infrage komme.