In Stuttgart und im Kreis Esslingen müssen die Fahrgäste von Donnerstag an im Schnitt 20 Prozent mehr zahlen. In der übrigen Region und im Bund sind die Touren deutlich günstiger. Auch bei Preiserhöhungen hält man sich dort eher zurück.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum Jahresbeginn rumort es in der Taxibranche gewaltig, auch in der Region Stuttgart. Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband schätzt, dass etwa ein Viertel der ungefähr 200 000 Fahrer durch die Reform ihren Job verlieren könnten. Auch im sogenannten Bereitstellungsbezirk Stuttgart, zu dem wegen des Flughafens auf den Fildern auch der Kreis Esslingen zählt, ist man noch nicht sicher, welche Auswirkungen die jüngste Preiserhöhung haben wird. Denn von Donnerstag an müssen die Fahrgäste durchschnittlich 20 Prozent mehr zahlen.

 

„Wir sind noch nicht sicher, wie die Kunden die Erhöhung aufnehmen werden“, sagt Murat Arslan, Vorstand der Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart. In der Landeshauptstadt und im Kreis Esslingen sind etwa 700 Taxilizenzen im Umlauf. Sie gehören etwa 535 Unternehmern. „Wenn es schief geht, wollen wir uns in etwa einem halben Jahr mit der Stadt zusammensetzen und besprechen, wie wir gegensteuern können“, sagt Arslan. Das Ordnungsamt als zuständige Behörde hatte der Preiserhöhung zugestimmt.

Auf den ersten Blick fällt die Preiserhöhung moderat aus

Auf den ersten Blick fällt sie moderat aus: Die Grundgebühr steigt um zehn Cent auf 3,10 Euro. Deutlich teurer wird es indes bei kurzen Wegen: Bis zu vier Kilometer Strecke kosteten je Kilometer bisher 1,90 Euro. Nun beträgt der Preis 2,40 Euro. Vom fünften Kilometer an werden jetzt je Kilometer 1,90 Euro verlangt – statt bisher 1,60 Euro. Hinzu kommt ein kleiner Aufschlag, wenn das Taxi bei der Fahrt länger an roten Ampeln oder gar in einem Stau stehen muss. Umgerechnet bedeutet die Preiserhöhung seit Donnerstag für eine durchschnittlich lange Tour 19,7 Prozent.

Die folgende Karte zeigt die Taxipreise in der Region Stuttgart - für Fahrten mit fünf und zwanzig Kilometern Länge:

Hinzu kommt eine Änderung bei Großraumtaxis. Für diese wird nun ein Zuschlag von sieben Euro verlangt. Dies aber nur, wenn mindestens fünf Personen im Wagen sitzen. Geklärt ist allerdings bisher noch nicht, ob diese Taxis besonders gekennzeichnet werden müssen, damit die Kunden bereits vor dem Einsteigen wissen, dass sie mehr zahlen müssen.

Taxizentrale: Preiserhöhung ist nicht leicht gefallen

Arslan betont, dass die Preiserhöhung der Taxizentrale nicht leicht gefallen sei. Nicht nur der Mindestlohn mache den Taxiunternehmern das Leben schwer. Bisher waren die angestellten Fahrer am Umsatz beteiligt und verdienten je Stunde etwa sechs oder sieben Euro. Nun gelten 8,50 Euro als Mindestlohn. Hinzu würden aber die gestiegenen Fahrzeugpreise, höhere Kosten für Fahrzeuginspektionen und Reparaturen kommen. Man habe die Preisschraube nicht unüberlegt angezogen. „Wir wissen auch, wie sensibel die Kundschaft bei Preiserhöhungen ist“, sagt Arslan.

In der übrigen Region Stuttgart sollen die Preise tendenziell hingegen vorerst so bleiben wie sie sind. Lediglich im Kreis Göppingen verlangen die Chauffeure vom 1. Februar an durchschnittlich 6,5 Prozent mehr für eine Fahrt. Im Kreis Ludwigsburg gab es die bislang letzte Erhöhung im Frühjahr 2013. Dort erwägt die Taxizentrale derzeit keine Preiserhöhung. In Böblingen steht eine Erhöhung zur Diskussion.

Insgesamt sind Fahrten in Stuttgart und Esslingen aber deutlich teurer als in den übrigen Kreisen der Region (siehe Tabelle). Auch beim Vergleich mit Großstädten wie Nürnberg, München oder Berlin ragt das hiesige Preisniveau heraus. Dort wurden und werden die Preise ebenfalls allmählich angehoben. In Karlsruhe sollen vom Frühjahr an im Schnitt wie in Stuttgart 20 Prozent mehr verlangt werden.

In München will man den Gästen nicht zu viel zumuten

In München war die bislang letzte Erhöhung im Dezember 2013. Die Fahrten wurden um 6,8 Prozent teurer. In der örtlichen Presse wird spekuliert, dass die Preise bald weiter steigen. Der Münchner Sprecher der Taxizentrale gibt sich bedeckt. Einerseits werde noch geprüft, ob man eine Erhöhung beantragen wolle. Andererseits sei es aber nicht notwendig, dass diese zweistellig ausfallen müsse. „Man muss da vorsichtig sein“, sagt der Taxizentralenvorstand Reinhard Zielinski. „Die Kunden lassen die Taxis sonst einfach stehen.“