Die Alt-Stadträtin Roswitha Blind gibt im März 2016 ihr Amt als Vorsitzende des 1. FC Lauchhau-Lauchäcker ab.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Mit Fußball hat Roswitha Blind nie viel am Hut gehabt. Aber der Nachwuchs liegt ihr seit jeher am Herzen. Das war der Grund dafür, dass sich die promovierte Mathematikerin und Altstadträtin (SPD) 2006 zur Vorsitzenden des 1. FC Lauchhau-Lauchäcker wählen ließ. „Mir war das wichtig, weil es ein Wohngebiete mit vielen Mädchen und Jungen war“, sagt Blind.

 

Es gab aber noch ein Schlüsselereignis. Blind spricht von einer schicksalhaften Haushaltsberatung. Der Verein hatte sich 2004 gegründet. Der Sozialarbeiter Klaus Kurzweg ergriff damals die Initiative, um vor allem den Jungs eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung und Perspektive zu bieten. Und das mit Erfolg. „Die Mannschaft stieg gleich in der ersten Saison auf. Plötzlich waren die Jungs stolz darauf, im Lauchhau zu wohnen“, sagt Blind.

Ein Schock für den noch jungen Verein

Zur gleichen Zeit wurden die Pläne der Stadt immer konkreter, im Vaihinger Westen ein neues Sportgelände zu bauen. Bei den Etatberatungen stand das Projekt auf der sogenannten grünen Liste, finanziert aus der Infrastrukturpauschale. Eigentlich war der Bau des Platzes damit sicher. „Doch irgendwie, und ich weiß bis heute nicht genau warum, war das Projekt am Ende nicht im Doppelhaushalt drin“, sagt Blind und schüttelt noch immer ungläubig den Kopf. Das Betreiberkonzept sei nicht schlüssig, hieß es in der offiziellen Begründung.

Für den noch jungen Verein war es ein Schock. Blind war es, die den Mitgliedern Mut zusprach. „Sie durften in dieser Situation nicht aufgegeben. Sonst hätten all die Skeptiker Recht behalten“, sagt die damalige Kommunalpolitikerin. In diesem Moment fragten die Mitglieder sie, ob sie den Vorsitz übernehmen würde.

Roswitha Blind war im Stadtbezirk bekannt

Als Betreuungsstadträtin war Blind in Vaihingen bekannt. „Insbesondere in der Anfangszeit war das extrem wichtig“, sagt Tilman Nagel. Er ist Trainer und Vorstandsmitglied und ergänzt. Blind habe dem Verein und dessen Ziele Glaubwürdigkeit verliehen. Damals war der 1. FC Lauchhau-Lauchäcker „ein kleines Häuflein engagierter Leute“, wie es die ehemalige Kommunalpolitikerin formuliert. Es gab lediglich zwei Handvoll zahlender Mitglieder. „Es war immer ein Schwanken zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit“, gibt die Vorsitzende zu. Es gab sogar interne Wetten, ob der Verein jemals sein Sportgelände bekommen würde. Der Einsatz waren Brezeln und Bier.

Die Skeptiker verloren. Bei den Beratungen für den Etat 2008/2009 stellte der Gemeinderat 1,7 Millionen Euro für einen Kunstrasenplatz und ein Funktionsgebäude bereit. Im Sommer 2010 eröffneten Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und Roswitha Blind als Präsidentin des Sportforums das Gelände. Bis heute ist das Sportforum, gebildet aus dem 1. FC Lauchhau-Lauchäcker, dem Verein Omonia Vaihingen und dem Bürgerforum Lauchhau-Lauchäcker, der Betreiber des Geländes.

Inzwischen hat der Verein 350 Mitglieder

Inzwischen hat sich der Verein steil nach oben entwickelt. Es gibt knapp 350 Mitglieder. Der Großteil sind Kinder und Jugendliche, die in insgesamt 13 Mannschaften trainieren. Die erste Mannschaft spielt in der Kreisliga A. „Die Aufbauphase ist zu Ende. Der Verein hat sich etabliert. Das ist ein guter Zeitpunkt, um zu gehen“, sagt Blind. Tilman Nagel bedauert diese Entscheidung. „Menschlich ist es schade, dass Roswitha Blind geht“, sagt der Jugendtrainer. Er glaube, dass künftig das ein oder andere anders organisiert werden müsse. Blind ist überzeugt, dass „es sehr gut ohne mich weitergeht. Es gibt viele Leute, denen der Verein wichtig ist und die bereit sind, für diesen Zeit zu investieren.“