In zwei Jahren soll der Diakonissenplatz umgestaltet werden. An Wünschen dazu herrscht kein Mangel: viele Bäume, urbane Gärten und Flächen für Sport.

S-West -

 

In zwei Jahren soll der Umbau des Diakonissenplatzes im Westen beginnen. Für Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle ist es eine Herzensangelegenheit. Eine „Riesenchance für den Bezirk“ sei der Platz in dem an Frei- und Spielflächen armen, dicht besiedelten Innenstadtbezirk, sagte er bei der Auftaktveranstaltung im Bürgerzentrum West. Möhrle drückte gleichzeitig auf die Euphoriebremse. Man solle ans Geld denken, gab er den 120 Bürgern anfangs mit auf den Weg. „Wir müssen dem Gemeinderat eine machbare Lösung vorlegen.“

Diese Lösung soll von einem der vier Planungsbüros kommen, die die Stadt ausgewählt hat. Drei davon kommen aus Stuttgart: Das Planungsbüro „Schwarz & Partner“, dessen Vertreterin die Philosophie des Büros als „nutzerorientiert, ökologisch und räumlich schön“ beschrieb; die Landschaftsarchitekten von „frei raum concept“ und das Büro „Plankontor S1“, das auf die Neugestaltung des Gerda-Taro-Platzes an den Hohenheimer Straße in Stuttgart-Mitte verweisen kann. Der vierte im Bunde ist das Büro „Mann Landschaftsarchitekur“ aus Fulda.

Luftschutzbunker unterm Platz

Bevor die Bürger das Sagen hatten, umriss der Moderator Michael Hink, worum es geht. Die Planer sollten mit den Ideen der Bürger „geimpft“ werden. Als „interessantes Umfeld mit vielen Nutzungspotenzialen“ beschrieb er den an das Dillmann-Gymnasium anschließenden Diakonissenplatz, der bislang noch als Übungsplatz der Jugendverkehrsschule dient.

Freilich leide er auch unter Stuttgart-typischen Phänomenen wie Betonüberschuss, geringer Windgeschwindigkeit und Frischluftmangel. „Man muss deshalb Baumpflanzungen ermöglichen und Grünvernetzungen schaffen“, sagte Hink. Markantes Merkmal des Platzes sei der Luftschutzbunker mit seinen fünf Zugängen – zwei davon müssen auch nach der Umgestaltung erhalten bleiben, um ihn zu warten. Im Jahr 1864 stand zum ersten Mal ein Gebäude an der Stelle. Historisch sei der Platz auch als erster Verkehrsübungsplatz Europas geworden.

Schließlich durften die Bürger ran. Vier Gruppen formierten sich um Tische herum, leises Getuschel verwandelte sich alsbald in lautstarke Debatten. Nach einer knappen halben Stunden hatten sich auch Sprecher der Gruppen herausgebildet, die anschließend die auf gelben Zettel notierten Ideen verlasen und von zwei Helferinnen an einer Pinnwand befestigen ließen.

Hinter der Grundidee „Park als Treffpunkt für alle“ formulierte die erste Gruppe einen bunten Strauß an Ideen von Freiflächen für Sport über urbanes Gärtnern, Sonnendächer und Outdoor-Spielgeräte für Senioren bis hin zu Wegen für Rollatoren und Kinderwagen oder dem Wunsch nach ausreichender Beleuchtung, damit keine „dunklen Ecken“ entstünden.

Treffpunkt für die Nachbarschaft

Eine zweite Gruppe plädierte für einen Park, der „alle Bedürfnisse vereinigt“. Dort sollten viele Bäumen eine „grüne Ruheoase“ schaffen und ein Wasserelement enthalten. In der dritten Gruppe forderten Teilnehmer Tische mit Spielen wie Schach, eine Boule-Bahn, Sonnensegel und eine Abschottung vor der viel befahrenen Rosenbergstraße. Viel Grün forderte auch Gruppe vier unter dem Motto „Nachbarschaftspark“, ohne dabei das „urbane Gärtnern“ zu vergessen – neben dem Wunsch nach Grün der wohl meistgenannte Begriff des Abends.

Reinhard Möhrle zeigte sich am Ende angetan von dieser Ideenflut, deren gemeinsamer „grüner“ Nenner kaum zu übersehen war. „So kontrovers war es ja gar nicht“, stellte der Bezirksvorsteher zuversichtlich fest. Ob die Bürger mit der Umsetzung der Planer zufrieden sind, wird sich dann am 27. Juni zeigen, wenn diese ihre Entwürfe vorstellen.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.diakonissenplatz-nachbarn-und-beschaeftigte-teilen-sich-parkplaetze.be8a3dc5-6e67-4298-82cc-084e8063ddb9.html

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.diakonissenplatz-s-west-jugendverkehrsschule-wird-umziehen.92f550d8-ac40-48a1-9035-7e2656410ff7.html