Eine 23 köpfige Delegation aus Südkorea sammelt auf ihrer Besichtigungsrundreise durch Europa in der Ludwigsstraße Anregungen für die Umsetzung des Modells.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-West - Das Konzept der Eltern-Kind-Zentren (Ekiz) interessiert auch in Asien. Deshalb hatte es in dieser Woche weit gereisten Besuch aus Südkorea. Eine 23-köpfige – bis auf zwei Männer – rein weiblich besetzte Delegation, machte auf ihrer Besichtigungsrundreise durch Deutschland, Spanien und Frankreich Halt in einer der Pioniereinrichtungen unter den 400 Zentren, die es bundesweit gibt. Mit dem Bus waren die Gäste angereist und zunächst gab es eine höfliche Vorstellungsrunde mit Hilfe der Dolmetscherin.

 

Ehrenamt als Einstieg in den Beruf

Aus 16 Provinzen Südkoreas kommen die Mitarbeiterinnen und Wissenschaftlerinnen eines politisch aktiven Frauen-Netzwerkes. Zu ihrem Job gehört die Erhebung statistischer Daten und das Knüpfen von Netzwerken. „Bisher gibt es in Südkorea wenige Programme für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder für den Widereinstieg von Müttern in die Arbeitswelt“, berichtete die Sprecherin der Delegation. Wie solche Konzepte hierzulande aussehen, wollten sie bei ihrem Besuch erfahren. Im Ekiz beispielsweise organisieren Mütter Angebote selbst. Für ihre ehrenamtliche Arbeit erhalten sie eine Entschädigung und die Garantie, dass während dieser Zeit ihre Kinder gut und kostenlos betreut sind. „Eine unserer Säulen heißt: Kinder gehören dazu“, erklärte Elke Arenskrieger, die Geschäftsführerin des Ekiz.

Dauernder Existenzkampf

Organisiert wurde die Europareise der Delegation von einem privaten Unternehmen, das die Ministerien der südkoreanischen Regierung und der Provinzregierungen berät. Schon allein diese Konstellation zeigt den Unterschied in den Organisationsstrukturen und dieser sollte sich auch bei den Fragen der Gäste immer wieder zeigen. So hatten sie gehofft, von der Geschäftsführerin des Ekiz, Elke Arenskrieger und von Petra Renz, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, ein klares und übertragbares Finanzierungskonzept mitnehmen zu können. „Man muss deutlich sagen, dass der Erhalt des Ekiz ein dauernder Kampf ist“, betont Petra Renz. Gerade hat das Zentrum ein Insolvenzverfahren hinter sich, denn 2016 drohte ihm aus finanziellen Gründen das Aus.

Die Highlights des Ekiz

Zuvor hatte die Delegationssprecherin spekuliert, dass der große Unterschied zwischen beiden Ländern darin liege, dass in Deutschland die Mütter vom Staat unterstützt würden, in ihrer Heimat aber nicht. „Wir hoffen, hier zu erfahren, worin der Erfolg des Ekiz liegt, aber wir wollen auch etwas von dessen Problemen hören“, umriss sie den Zweck des Besuchs.

Nach der Kennenlernrunde führten Elke Arenskrieger und Petra Renz die Gäste durchs Haus und präsentierten stolz die offene Kinderbetreuung und das sogenannte offene Wohnzimmer. Dort hörten die Gäste ein Ständchen der Kinder, denn immer mittwochs organisieren hier Mütter eine Singstunde.

Jung und Alt unter einem Dach

Das besondere Interesse der Südkoreanerinnen galt dann aber dem für sie völlig unbekannten Mehrgenerationenkonzept, dessen Idee des Miteinanders von Jung und Alt die beiden Ekiz-Frauen erst erklären mussten. Nach dem vegetarischen Mittagstisch, den das Zentrum täglich bietet und den die Gäste genossen haben, ging ihre Reise weiter- nach Paris.