Wer minimalistisch lebt, beschränkt sich auf das Nötigste. Eine wichtige Rolle in der täglichen Denkweise spielen die folgenden fünf Grundsätze, die im Englischen alle mit einem R beginnen: Refuse (verweigern), Reduce (reduzieren), Reuse (wiederbenutzen), Repair (reparieren), Recycle (recyceln).

 

Minimalismus beschränkt sich nicht auf den Wohnbereich. Minimalisten nutzen ihre Zeit – sie verbringen sie nicht mit Aktivitäten oder Menschen, die ihnen nicht guttun. So bleibt ihnen mehr Zeit für das Wesentliche.

In der Praxis bedeutet das zum Beispiel, nur Dinge zu kaufen, die man wirklich braucht. Dazu kann man sich vor dem Kauf selbst fragen: Besitze ich einen derartigen Gegenstand bereits? Würde sich mein Leben durch den Kauf verbessern? Beantwortet man beide Fragen mit einem Nein, sollte man den Kauf noch einmal überdenken.

Wer radikal entrümpeln möchte, kann sich täglich von zehn Gegenständen trennen – so lange, bis in der Wohnung und im Kopf wieder Ordnung herrscht.

Sein Interesse an einer minimalistischen Lebensweise war allerdings viel früher aufgekommen – ein Aufenthalt in Nepal im Jahr 2006 hatte sein Denken und mit ihm seinen Lebensstil bereits nachhaltig verändert. „Drei Wochen lang war ich in dem Land unterwegs“, sagt Gröschel. „Dabei habe ich erlebt, wie wenig die Menschen dort haben und wie sie sich dennoch nicht sorgen. Ihre Fröhlichkeit hat mich beeindruckt.“

„Ich habe versucht, weniger zu konsumieren“

Zurück in Stuttgart erlebte der Fotograf so etwas wie einen Kulturschock: „Die Reise nach Nepal hat mir gezeigt, wie luxuriös wir leben und wohnen – und dass es auch mit sehr viel weniger geht.“ Nach einer Sinnkrise beschloss Gröschel, sein Leben zu ändern. „Ich habe versucht, weniger zu konsumieren“, erklärt er. Er sei kein Vorzeigeminimalist: „Andere leben das viel extremer.“ Dann zeigt er auf die Tischplatte vor sich – „vom Sperrmüll“ –, das Sofa in der Ecke – „habe ich geschenkt bekommen“ –, die Regale im Schlafzimmer – „selbst gebaut“. Neue Möbel? Will und braucht er nicht. Ein Riss in einem Übertopf etwa lässt sich leicht zusammenfügen. Man muss den Topf nicht direkt wegwerfen.

Seit drei Jahren isst Gröschel vegetarisch. „Fleisch“, sagt er, „ist heutzutage universell verfügbar. Das ist ein ganz anderer Konsum als noch vor 50, 60 Jahren.“ Beim Minimalismus, sagt er, gehe es auch darum, darüber nachzudenken: Welche Folgen hat mein Konsum? Fleisch und Fleischprodukte verursachen Treibhausgasemissionen, für den Anbau von Futtermitteln wird Regenwald abgeholzt. Diese Produktionskette versucht Gröschel vor jeder Neuanschaffung durchzudenken: „Wenn jeder der rund sieben Milliarden Menschen auf der Erde so konsumieren würde wie wir hier in Deutschland, sähe es sehr schlecht aus für die Welt. Daher sollte sich jeder so verhalten, dass – wenn es ihm der Rest der Menschheit gleichtun würde – wir in einer gesunden, ausbalancierten Welt leben würden.“

„In unserer Welt ist alles sofort verfügbar“

Vor zwei Jahren hat Gröschel beschlossen, keine neue Kleidung mehr zu kaufen. „Mein Kleiderschrank ist mehr als voll“, sagt er. „Außerdem sehe ich es nicht ein, für einen Pullover, der nicht fair produziert wurde, 60 Euro auszugeben.“ Secondhandkleidung schont das Klima und den Geldbeutel.

„In unserer Welt ist alles sofort verfügbar. Doch der Preis, den wir langfristig dafür bezahlen, ist zu hoch.“ Gröschel fährt kein Auto, er versucht, wenig Müll zu produzieren. Seine nächste Reise wird ihn in die Schweiz führen – auf einen Berggasthof, den er als Gegenzug für seinen Aufenthalt fotografieren wird. „Eine Win-win-Situation“, wie er sagt.

Es ist eine andere, alternative Definition von Minimalismus, die Gröschel lebt. Eine Ausräumaktion à la Marie Kondo würde er zwar gutheißen. „Je weniger man besitzt, desto freier ist man: Man hat weniger Kosten für Reparaturen und Instandhaltung und muss weniger putzen.“

Auf dem Sperrmüll würde bei ihm aber nie etwas landen. Ein minimalistisches Leben muss eben nicht gleich die Wohnung ohne unnötige Kleider, Bücher, Papiere, Kleinkram und Erinnerungsstücke sein. Minimalismus kann genauso gut bedeuten, einen minimalen ökologischen Fußabdruck in der Welt zu hinterlassen.

Wie man sein Leben aufräumt

Wer minimalistisch lebt, beschränkt sich auf das Nötigste. Eine wichtige Rolle in der täglichen Denkweise spielen die folgenden fünf Grundsätze, die im Englischen alle mit einem R beginnen: Refuse (verweigern), Reduce (reduzieren), Reuse (wiederbenutzen), Repair (reparieren), Recycle (recyceln).

Minimalismus beschränkt sich nicht auf den Wohnbereich. Minimalisten nutzen ihre Zeit – sie verbringen sie nicht mit Aktivitäten oder Menschen, die ihnen nicht guttun. So bleibt ihnen mehr Zeit für das Wesentliche.

In der Praxis bedeutet das zum Beispiel, nur Dinge zu kaufen, die man wirklich braucht. Dazu kann man sich vor dem Kauf selbst fragen: Besitze ich einen derartigen Gegenstand bereits? Würde sich mein Leben durch den Kauf verbessern? Beantwortet man beide Fragen mit einem Nein, sollte man den Kauf noch einmal überdenken.

Wer radikal entrümpeln möchte, kann sich täglich von zehn Gegenständen trennen – so lange, bis in der Wohnung und im Kopf wieder Ordnung herrscht.