Nach dem Abschluss der Cranko-Schule gelang Robert Robinson beim Stuttgarter Ballett eine steile Karriere. Der britische Tänzer stieg schnell zum Solisten auf. Jetzt plant Robert Robinson den Ausstieg.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Stuttgart - Robert Robinson ist ein Tänzer, den man als Ballettfreund nicht nur wegen seiner Größe kaum aus den Augen verlieren kann. Der Brite war erst ein Jahr in der Gruppe des Stuttgarter Balletts, da hatte er schon einiges erreicht, hatte die Hauptrolle in Demis Volpis „Krabat“ getanzt, sah in Marco Goeckes „Black Breath“ umwerfend aus - und hatte für das Projekt „Slam“, das er gemeinsam mit seinem Kollegen und Choreografen Louis Stiens sowie mit Architekten und Lichtkünstlern im Projektraum Lotte realisiert hatte, sich aus dem sicheren Raum des Stuttgarter Balletts hinausgewagt.

 

Das war im Sommer 2013 und Robert Robinson erst 20 Jahre alt. Vier Jahre später zieht es den Tänzer - inzwischen verdient zum Solisten aufgestiegen - wieder nach draußen. Vom August 2017 an, so meldet das Stuttgarter Ballett, wird Robert Robinson eine Auszeit als Tänzer nehmen, um eine „Forschungsreise nach Argentinien“ anzutreten. Sein Ziel: Im Heimatland des Tango dessen Wurzeln erkunden. „Meine Eltern waren Standardtänzer“, erklärt Robinson seine Motivation, „mich hat der Tango immer fasziniert. Ich möchte vor Ort die Geschichte, die gesellschaftliche Relevanz und natürlich den Tanz selbst studieren.“

Die Reise unternimmt Robert Robinson auch mit Blick auf die von ihm gegründete Tanzgala Ballettworks, mit der er seit 2014 mit Hilfe vieler befreundeter Tänzer auf seiner Heimatinsel Isle of Wright und im letzten Jahr auch mit zwei zusätzlichen Vorstellungen in London Geld für einen guten Zweck sammelte. Kollegen vom Stuttgarter Ballett, aber auch aus Hamburg, London und Berlin sind bereits aufgetreten und haben bislang 11000 Pfund für das das Earl Mounbatten Hospice zusammengetragen.

Robinson will sein Benefiz-Tanz-Projekt weiter ausbauen

„Dieses Herzensprojekt möchte ich weiter ausbauen und auf meiner Gala auch andere Tanzformen präsentieren“, erklärt Robert Robinson. „Um dies zu verwirklichen, plane ich eine Serie von Reisen, um verschiedene Tanzarten wie zum Beispiel den Tango in ihrem Urkontext zu erforschen und zu dokumentieren.“ Gleich nach der nächsten Gala im August 2017 will der Stuttgarter Solist ins Flugzeug nach Buenos Aires steigen.

Den Ballettfans hier bleibt nur zu hoffen, dass Robert Robinson nicht in den Milongas der argentinischen Hauptstadt verloren geht und irgendwann Lust hat, wieder auf der Stuttgarter Bühne zu stehen. Denn den Künstler, der vibriert vor Neugierde, der ausprobieren will – sich, seine Kunst, ihre Dialogfähigkeit mit der Gegenwart, mit anderen Künsten, werden viele vermissen. Auch den Tänzer: In der Rolle des Meisters ist Robert Robinson in der Nachmittagsvorstellung am 19. Februar zu sehen. Und auch für andere Tanzbegnungen ist bis Ende der Saison noch Zeit. Zu Robert Robinsons Repertoire gehören Hauptrollen in den Balletten John Crankos wie Petrucchio und Gremio in „Der Widerspenstigen Zähmung“, Mercutio und Tybalt in „Romeo und Julia“ und Fürst Gremin in „Onegin“ . Auch die Carabosse in Marcia Haydées „Dornröschen“ war er schon, hat Solorollen in Kenneth MacMillans „Lied von der Erde“ und John Neumeiers „Endstation Sehnsucht“ und „Othello“. Choreografen wie Mauro Bigonzetti, Edward Clug, Marco Goecke, Demis Volpi und Louis Stiens haben Rollen eigens für ihn geschaffen.